Dr. Norden (ab 600) Jubiläumsbox 5 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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Читать онлайн книгу Dr. Norden (ab 600) Jubiläumsbox 5 – Arztroman - Patricia Vandenberg страница 2
»Womit du natürlich sagen willst, daß ich ihr meinen Wagen überlassen soll.«
»Ich denke, sie sollte selbst einen bekommen, wenn sie mit dem Studium anfängt.«
»Dann kann sie meinen bekommen, und du kaufst mir einen neuen, der ist schon lange fällig.«
Sie verstand es immer wieder, bei allem einen Vorteil für sich herauszuschlagen und um des lieben Friedens willen gab Helmut Hendriks meistens nach. Er fragte sich oft nur, wie sich ein Mensch so verändern konnte, wie es bei Inge der Fall war, denn bis vor fünf Jahren war es harmonischer zwischen ihnen zugegangen. Hatte es vielleicht damit zu tun, daß sich Beate von einer grauen Maus zu einem sehr aparten Mädchen entwickelte und mit ihrer Intelligenz ihre Mutter weit in den Schatten stellte? Er liebte seine Tochter über alles und war glücklich, als sie jetzt heimkam, gerade noch rechtzeitig, damit er sich von ihr verabschieden konnte.
»Wo warst du denn?« fragte er sie auch.
»Ich habe mich auf der Uni eingeschrieben.«
»Fein, hat es gleich geklappt?«
»Für Medizin?« fragte Inge dazwischen.
»Tiermedizin«, erwiderte Beate.
»Das hat dir die Debroer eingeflüstert«, echauffierte sich Inge sofort. »Mit einem Einser-Abitur bekommt man einen Platz für Medizin.«
»Ich interessiere mich aber nun mal mehr für Tiermedizin, und ich könnte später die Praxis von Alena übernehmen.«
»Und du sagst dazu natürlich wieder gar nichts, Helmut«, warf Inge ihm vor.
»Wenn es Beates Wunsch ist. Man muß einen Beruf gern und mit Freude ausüben, wenn man wirklich etwas leisten will.«
»So wie du. Du bist ja mehr mit deinem Beruf verheiratet als mit mir«, warf sie ihm vor.
Sonst würde ich es ja nicht aushalten, dachte er, aber er sah Beates trauriges Gesicht.
»Bitte, streitet nicht schon wieder«, sagte sie leise. »Mich hat niemand beeinflußt, Alena schon gar nicht. Ich habe mich ja mit ihr angefreundet, weil ich Tiere liebe, ich durfte ja nicht mal einen Hund haben.«
»Die Arbeit und der Dreck wären dann mir geblieben«, sagte Inge klagend, aber dann lenkte sie ein. »Du wirst es dir noch einmal überlegen, da bin ich sicher. Jetzt fährst du mit deinen Freundinnen nach Griechenland und da werdet ihr darüber reden, was die anderen vorhaben.«
Dazu wollte Beate lieber nichts sagen, weil das, was viele vorhatten, ihrer Mutter erst recht nicht gefallen würde. Die Töchter reicher Eltern wollten erstmal weite Reisen machen, und die anderen wollten jobben, um möglichst rasch möglichst viel Geld zu verdienen. An ein ernsthaftes Studium dachte außer ihr nur ihre Freundin Janine Binder.
Helmut Hendriks hatte sich schnell verabschiedet. Kaum war er aus dem Haus, sagte Inge, daß sie jetzt noch in die Stadt fahren könnten, um die Sachen zu kaufen, die Beate für die Reise brauchte.
»Und dann gehen wir schick essen, einverstanden?«
»Ich brauche nicht viel, Mama, dazu müssen wir nicht in die Stadt fahren, aber wenn du schick essen gehen willst, können wir in Starnberg einkaufen und dann irgendwo am See essen.«
»Freut mich, daß du einverstanden bist, meistens hast du doch auch dafür keine Lust.«
»Ich sehe nur nicht ein, daß es Restaurants mit irrsinnigen Preisen sein müssen und man von den Speisen enttäuscht wird. Du hast doch oft genug etwas auszusetzen.«
»Ich nehme nur nicht alles hin wie diese Spießer, die sich nichts zu sagen trauen. Das solltest du dir auch beizeiten angewöhnen.«
Beate seufzte in sich hinein. Das reine Vergnügen würde dieser Ausflug auch nicht werden, aber sie hielt den Mund, weil sie froh war, die Griechenlandreise doch mitmachen zu können. Es gab oft Spannungen zwischen ihr und ihrer Mutter, aber es gab Mütter, die sich überhaupt nicht um ihre Kinder kümmerten, wie zum Beispiel die Janines, von der sie beneidet wurde, daß sie so umsorgt wurde, und zu anderen hätte Beate nie etwas Negatives über ihre Mutter gesagt.
»Warum willst du mit Papas Wagen fahren?« fragte Beate bestürzt, denn sie kannte die Fahrweise ihrer Mutter.
»Meiner muß zur Inspektion, und wir können ihn gleich wegbringen. Du fährst ihn hin, ich komme mit Papas Wagen nach und dann können wir weiterfahren.«
»Na dann«, sagte Beate, »hättest du was dagegen, daß Janine mitkommt? Wir wollten uns eigentlich treffen.«
Inge war gutgelaunt, und sie gab sich Janine gegenüber auch gern großzügig, weil sie zu den Mädchen gehörte, die reichlich mit Geld versorgt wurden, weil die geschiedenen Eltern ihr eigenes Leben lebten. Janines Mutter, Ellen Binder, war Inge ein Dorn im Auge, weil sie im Jetset zu Hause war und sehr viele prominente Leute und Adlige kannte. Es war Inge eine Genugtuung, sie dafür als schlechte Mutter bezeichnen zu können.
Beate rief Janine an, die sofort einverstanden war. Beate holte sie mit Inges Wagen ab, dann brachten sie diesen zur Inspektion. Gleich danach kam Inge mit Helmuts Mercedes und holte die beiden Mädchen ab.
Janine war das dunkelhaarige Pendant zu der blonden Beate, aber sie hätten Schwestern sein können, so ähnlich waren sie sich in der langen Zeit ihrer Freundschaft geworden, die schon in ihrem fünften Lebensjahr begann, als sie als Nachbarkinder aufwuchsen. Es war ihr erster großer Schmerz gewesen, als Janines Eltern sich scheiden ließen, das Haus verkauften und Janine mit ihrer Mutter in eine elegante Dachterrassenwohnung zog, die sich in einem Neubau ein paar Straßen weiter entfernt befand.
Aber sie gingen in dieselbe Schule, und Beate zog Janine so mit, daß sie ohne gravierende Schwierigkeiten die Schulzeit absolvierte und das Abitur sogar mit der Durchschnittsnote Zwei schaffte.
Sie waren beide neunzehn und hatten ihre eigenen Lebensanschauungen. Während Beate aber immer noch abhängig von ihren Eltern war, konnte Janine über ihr eigenes Leben verfügen. Sie hatte nicht fragen müssen, als sie den Führerschein machte und schon gar nicht, wenn es um ihre Freizeitgestaltung ging, auch nicht um die nicht ganz billige Griechenlandreise. Janine rief ihren Vater an und bekam das Geld zu ihrer monatlichen Überweisung extra. Auch wenn sie ihrer Mutter gegenüber so außergewöhnliche Kosten erwähnte, bekam sie wortlos ein paar Scheine zugeschoben. Daß sie nicht in eine zwielichtige Clique geraten war, hatte sie nur Beate zu verdanken, die ihr wegen ihrer Grundsätze imponierte.
Und weil Janine Inge nicht immer ertragen mußte, kam sie auch sehr gut mit ihr aus. Es schmeichelte Inge natürlich, wenn Janine sagte, daß sie blendend aussähe und man ihr eine erwachsene Tochter nicht ansähe.
Es war herrliches Wetter, starker Föhn, wie sie feststellen konnten, als sie nach Starnberg kamen, denn die Berge schienen so nahe, als stünden sie gleich hinter dem See. Der Firn glänzte wie Silber unter den Sonnenstrahlen, und am Ufer und in den Geschäftsstraßen bummelten schon viele Urlauber und Tagesgäste herum. München war nahe, und das schöne Wetter lockte viele hierher.
Beate war gern in Starnberg, während Inge den Trubel in München vorzog. Janine war immer dort am liebsten, wo Beate war. Sie waren beide sehr hübsche Mädchen und fanden demzufolge auch immer Beachtung bei jungen wie auch älteren Männern. Meistens machten sie sich darüber lustig, aber