Dr. Norden (ab 600) Jubiläumsbox 5 – Arztroman. Patricia Vandenberg
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Dr. Norden (ab 600) Jubiläumsbox 5 – Arztroman - Patricia Vandenberg страница 4
»Das kann ich mir nicht vorstellen, sie ist mit dem Mercedes ihres Mannes gefahren. Er ist jetzt in Frankreich und nicht zu erreichen.«
Daniel kam es jetzt in den Sinn, daß Helmut Hendriks auch schon ein paar Mal die Befürchtung geäußert hatte, daß seine Frau an krankhaften Zwangsvorstellungen leide, aber das wollte er jetzt nicht erwähnen. Der Unfallhergang mußte geklärt werden, bevor irgendeine Schuldzuweisung erfolgte.
Rainer Binder war inzwischen eingetroffen und sprach mit Fee. Er war ein attraktiver Mann, und es war zu verstehen, daß er viel Beachtung bei Frauen fand. Allerdings war die Ehe mit Janines Mutter in die Brüche gegangen, weil sie selbst es mit der Treue nicht so genaugenommen hatte. Er hatte sich dann einer anderen Frau zugewandt, die keine Salonlöwin war, sondern ihm schon Jahre als umsichtige Sekretärin die Treue gehalten hatte. In dieser Ehe war er noch zweimal Vater geworden.
Daß sich Janine nicht für ihn entschieden hatte bei der Scheidung, hatte nur den einen Grund, daß sie sich nicht von Beate trennen wollte, denn sie hätte in eine andere Schule gehen müssen.
Rainer Binder stand unter Schock, aber durch das Gespräch mit Fee gewann er langsam seine Fassung zurück.
»Ich habe gestern noch mit ihr in der Stadt gesessen, und heute morgen haben wir telefoniert. Warum ist sie nur mit dieser rechthaberischen, nervösen Frau gefahren? Ich habe sie nicht in guter Erinnerung.«
»Aber wie ich hörte, war sie an dem Unfall nicht schuld«, versuchte Fee ihn zu beschwichtigen.
»Ellen ist wohl wieder mal nicht erreichbar«, empörte er sich. »Ich werde es mir nie verzeihen, daß ich Janine bei ihr gelassen habe. Sie wäre bei uns besser aufgehoben.«
»Aber hier hat sie ihre Freundin. Das war ihr wichtig. Sie dürfen jetzt nicht ungerecht sein. Ein Unfall hätte ihr auch so passieren können. Für Beate wird es besonders schlimm sein, daß ihre Mutter am Steuer saß.«
»Kann ich mit ihr sprechen?«
»Das ist leider nicht möglich. Sie sind alle noch bewußtlos.«
Da kam Jenny Behnisch und tauschte einen vielsagenden Blick mit Fee, als sie Rainer Binder erkannte.
»Ich möchte genau wissen, wie schwer Janines Verletzungen sind«, stieß Rainer Binder hervor. »Und ob Sie für alle Eventualitäten eingerichtet sind.«
»Wenn es nötig werden sollte, Janine in eine Spezialklinik zu verlegen, werden wir nicht zögern«, erklärte Jenny Behnisch beherrscht. »Eine akute Lebensgefahr besteht zur Zeit nicht mehr. Es ist uns gelungen, die inneren Blutungen, die durch eine Milzruptur entstanden sind, unter Kontrolle zu bringen. Bei Beate sieht es momentan kritisch aus, sie hat ein Nierentrauma, durch das eine Hämaturie entsteht. Aber eine genaue Diagnose werden wir erst morgen feststellen. Beide bekommen jetzt eine Bluttransfusion, und selbstverständlich werden sie die ganze Nacht auf der Intensivstation beobachtet werden.«
»Und Frau Hendriks?« fragte Rainer Binder gereizt. »Sie ist doch an allem schuld.«
»So kann man das nicht sagen nach den Informationen, die wir haben. Ausgelöst wurde der Unfall durch einen Motorradfahrer, der aber an der Unfallstelle verstorben ist. Es wird noch eine genaue Untersuchung stattfinden. Es wird auch für Frau Hendriks eine schwere Prüfung sein, aber wir werden abwarten, was sie zu sagen hat.«
»Sie wird das Blaue vom Himmel herunterphantasieren, wie man es von ihr gewöhnt ist«, sagte Rainer Binder unwillig. »Der Mann kann einem leid tun, wir waren mal Leidensgenossen. Er hätte auch die Konsequenzen ziehen sollen.«
Er war erregt, und man wollte es ihm nicht ankreiden, daß er so redete, aber man mußte es Inge Hendriks zumindest zubilligen, daß sie eine fürsorglichere Mutter war als Ellen Binder.
Es wurde ihm gestattet, einen Blick auf seine Tochter zu werden, die schon auf die Intensivstation gebracht worden war, während jetzt Beates Arm- und Beinbrüche versorgt wurden.
Fee Nordens Stimmung war auf dem Tiefpunkt, und auch Daniel konnte sie nicht trösten, als sie endlich die Heimfahrt antraten.
»Sie leben, Fee, Dieter und Jenny haben alles im Griff. Wir können ihnen auch diesmal voll vertrauen.«
»Es wäre schlimm für Beate, wenn dadurch die Freundschaft mit Janine in die Brüche gehen würde«, sagte sie leise.
»Das brauchst du wirklich nicht zu denken.«
»Binder macht Frau Hendriks verantwortlich und wird Janine zu sich holen. Auf seine geschiedene Frau hat er sowieso eine Mordswut.«
»Janine ist volljährig und kann über sich selbst bestimmen. Jetzt fang du nicht auch noch an, schwarzzusehen. Positives Denken ist angesagt.«
Es wurde aber auch für sie eine unruhige Nacht, und am Morgen wurden sie gleich von den Kindern mit Fragen bestürmt, denn sie hatten im Radio ausführliche Berichte über den Unfall gehört.
»Der Motorradfahrer war der Ziegler Klaus, der war Mitglied im Tennis-Club. Voriges Jahr hat er einen Porsche zu Schrott gefahren, und jetzt ist er tot«, gab Felix seinen Kommentar.
»Dann kann er wenigstens nichts mehr anrichten«, meinte Danny.
»Aber er hat auch Eltern, für die es schlimm ist«, flüsterte Anneka. »Die haben jetzt Kummer.«
»Für die wird es noch schlimm genug werden.« Auch Dr. Norden war bekannt, wieviel Sorgen ihnen dieser Sohn schon bereitet hatte, aber so war es ja oft bei maßlos verwöhnten Kindern, die alles bekamen, was sie haben wollten.
»Erkundigst du dich mal, Mami, wie es Beate geht?« fragte Anneka mit Tränen in den Augen.
»Ich fahre nachher zur Klinik«, versprach Fee. Aber dann kamen die Zwillinge herunter und verbreiteten eine fröhlichere Stimmung, denn sie waren sich des Ernstes des Geschehens nicht bewußt, hatten lange geschlafen und waren bestens gelaunt.
Lenni sorgte dafür, daß jeder bekam, was er zum Frühstück mochte. Die Pausenbrote für die Schulkinder waren auch schon von ihr hergerichtet. Lenni hatte selbst viel durchgemacht, denn vor Jahren waren ihre Mutter und ihr Ehemann auch bei einem schweren, unverschuldeten Unfall ums Leben gekommen. Sie hatte damals gemeint, daß alles über ihr zusammenbrechen würde. Aber dann war sie zu den Nordens gekommen und hatte ins Leben zurückgefunden. Die Erde drehte sich immer weiter, und es gab auch immer einen neuen Tag. Wenn auch nicht alle Wunden heilten, die Zeit milderte die Schmerzen, wenn man Mitgefühl und Zuneigung fühlte.
»Es wird schon wieder«, sagte Lenni später auch zu Fee. Es kam Fee mittlerweile auch schon so vor, als hätte Inge Hendriks den Unfall herbeigeredet, und das meinten auch die beiden Lehrer, die die Schulklasse nach Griechenland begleiten sollten und entsetzt waren, als sie von dem Unfall benachrichtigt wurden.
Aber der Flug war gebucht und sechzehn Schülerinnen und Schüler warteten, die sich auf die Reise freuten. Wenn es manchem auch leid tat, daß Beate und Janine nicht dabei waren, sie freuten sich auf diese Reise, die den Abschied von der Schulzeit bedeutete.
Um Beate und Janine war es dunkel. Sie lagen noch in tiefer Bewußtlosigkeit, während Inge kurz wach geworden war.
Sie begriff nicht, wo sie sich