Dr. Norden (ab 600) Jubiläumsbox 5 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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Читать онлайн книгу Dr. Norden (ab 600) Jubiläumsbox 5 – Arztroman - Patricia Vandenberg страница 5
Fee kam kurz nach zehn Uhr in die Klinik, weil zu dieser Zeit die Visite meist vorbei war. Dort traf sie Alena, die sich nach Beates Befinden erkundigen wollte. Beates großes Interesse an der Tiermedizin hatte eine flüchtige Bekanntschaft, als Beate ihr ein ausgesetztes Hündchen gebracht hatte, vertieft.
Alena und Fee kannten sich recht gut und trafen sich auch öfter.
»Ich habe es gestern abend gleich von Alexander erfahren«, erklärte Alena. »Beate war vor ein paar Tagen bei mir und hat mir gesagt, daß sie sich endgültig für Tiermedizin entschieden hätte, wenn es auch Zoff mit ihrer Mutter gäbe, aber Frau Hendriks wollte ja leider immer das letzte Wort behalten. Die Griechenlandfahrt wollte sie auch verhindern, aber das hat sie ja nun erreicht.«
»Zu welchem Preis«, sagte Fee. »Das hat sie bestimmt nicht gewollt.«
»Sie hat eine so negative Einstellung, die mir unbegreiflich ist. Sie hat einen netten, gutverdienenden Mann, eine reizende Tochter, ein schönes Haus und ist nie zufrieden. Das ist für Beate doch auch unerfreulich. Da kann man nur hoffen, daß sie durch dieses Unglück dankbarer werden wird, wenn sie alle wieder gesund werden. Das werden sie doch hoffentlich?«
»Ich weiß auch noch nichts Genaues«, sagte Fee. »Sie haben noch nicht mit Jenny gesprochen?«
»Es geht hier ziemlich turbulent zu, und zu Beate werde ich wohl sowieso nicht dürfen. Würden Sie mir Bescheid sagen, wie es ihr geht und wann man zu ihr darf, Fee?«
»Sobald ich es selbst weiß. Ich hoffe doch, daß sie die Nacht einigermaßen gut überstanden haben.«
»Und ich muß jetzt einen kranken Hund einschläfern, das tut auch immer weh. Ich habe Beate auch die Seite unseres Berufes geschildert, aber sie hat gemeint, daß es besser sei, ein Leben beenden zu können, als ein schmerzvolles Leiden mitansehen zu müssen, das müsse man in der Humanmedizin viel öfter. Sie ist ein sehr einfühlsames und kluges Mädchen. Ich hoffe, daß alles gut wird für sie.«
Da kam Jenny Behnisch, aber sie konnte Alena auch nur sagen, daß der Zustand beider Mädchen unverändert ernst aber nicht hoffnungslos sei. Frau Hendriks Zustand habe sich stabilisiert.
Dabei hatte gerade sie immer tausend Wehwehchen, dachte Fee, aber für eine Ärztin geziemte es sich nicht, so etwas laut zu äußern.
Sie ging mit Jenny zur Intensivstation. »Beate wird gut therapiert sein«, sagte Jenny, »aber bei Janine scheint eine Wirbelverletzung vorzuliegen, die eine normale Durchblutung behindert. Wir müssen eine Tomographie machen lassen, aber dann wird ihr Vater wohl darauf bestehen, daß sie ins Klinikum gebracht wird.«
»Vielleicht wäre das in diesem Fall besser, wenigstens vorübergehend. Wenn eine genaue Diagnose erstellt ist, könnte sie wieder nach hierher verlegt werden.«
»Was uns gar nicht so willkommen wäre, Fee. Verstehe mich bitte nicht falsch, aber da ist einmal ihr Vater, der unsere Klinik nicht gut genug für seine Tochter findet, und dann noch diese arrogante Mutter, die gleich angerollt kommen wird wie eine beleidigte Königin, weil wir gewagt haben, Janines Vater zu benachrichtigen. Das ist ein Weib, das könnte ich wirklich glatt auf den Mond schießen.«
»Aber Janine kann nichts dafür, sie ist ein liebes Mädchen und überhaupt nicht überheblich. Die Freundschaft mit Beate ist rührend.«
»Aber es kann kritisch für sie werden, eine Lähmung ist nicht ausgeschlossen, und die Schuldzuweisung wird an Frau Hendriks gehen, auch wenn sie gar nicht schuld ist.«
»Wenn man ihr nicht nachweist, daß sie zu schnell war. Sie fährt gern schnell.«
Jenny Behnisch seufzte. »Es gibt Komplikationen in jeder Beziehung, ich habe es geahnt.«
Jetzt erschien Ellen Binder, hektisch und schrill auf Schwester Klara einredend, die gar nicht zu Worte kam und heilfroh war, jetzt ihrer Chefin alles weitere überlassen zu können. Fee entfernte sich rasch, als ein giftiger Blick von Ellen sie getroffen hatte, aber sie ging zur Intensivstation. Sie durfte das ohne zu fragen.
Jenny konnte sehr kühl sein, um nicht zu sagen eisig, wenn man ihr dumm kam. Das bekam Ellen Binder zu spüren.
»Was regen Sie sich auf? Sie waren nicht zu erreichen, die Nachricht, daß Sie sich mit uns in Verbindung setzen mögen, wurde auf den Anrufbeantworter gesprochen. Wir haben es für richtig gehalten, Janines Vater zu benachrichtigen, da ihr Zustand kritisch war und noch ist.«
»Ich war bei einer Freundin außerhalb von München und habe dort übernachtet«, erklärte Ellen Binder herablassend. »Ich verstehe überhaupt nicht, wie das passieren mußte, denn Janine sollte doch auf einer Klassenfahrt nach Griechenland sein.«
»Die heute begonnen hat. Gestern war sie mit Beate und Frau Hendriks zum Essen am See, und auf der Heimfahrt geschah der Unfall.«
»Warum gibt sie sich auch mit diesen Leuten ab«, zischte Ellen. »Ich kann diese Frau nicht ausstehen!«
Jenny mußte sich sehr beherrschen, um ihr nicht Kontra zu geben, sie dachte dann, daß Janine wirklich zu bedauern sei.
»Janines Vater tut gerade so, als sei ich schuld an allem«, stieß Ellen wütend hervor. »Sie tut doch, was sie will. Ich weiß meistens nicht, wo sie sich aufhält. Sie ist erwachsen, und Sie wissen doch auch, daß Einmischung der Eltern unerwünscht ist. Selbstverständlich möchte ich, daß sie bestens versorgt wird. Wenn ihr Vater alle zusätzlichen Kosten übernehmen wird, soll er bestimmen, wie und wo sie weiterbehandelt werden soll. Ich werde ihr jetzt ohnehin nicht helfen können.«
»Manchmal hilft es aber sehr, wenn man Liebe und Fürsorge spürt.«
Das konnte sich Jenny nicht verkneifen.
Dann wollte Ellen wissen, welcher Art Janines Verletzungen waren, aber gleich sagte sie dann auch, daß sie davon nichts verstünde und die Klinikatmosphäre ihr Atembeschwerden verursache.
»Dann sollten Sie sich auch mal untersuchen lassen«, meinte Jenny anzüglich.
Ellen fragte dann doch, ob sie Janine sehen dürfe. Es wurde ihr erlaubt, aber schnell drehte sie sich um. »Es tut mir leid, aber ich muß hier raus, mir wird schlecht«, murmelte sie.
Jenny vermutete aber, daß dies auch von einem Kater nach einer langen Nacht der Fall sein könnte, denn so sah Ellen Binder aus. Das Gesicht wirkte mit dem dicken Make-up bizarr, aber auch diese Tünche konnte nicht mehr verbergen, daß es ein verlebtes Gesicht war. Was Ellen jetzt dachte, wollte Jenny gar nicht wissen.
»Wenn man mit Janine reden kann, sagen Sie mir bitte Bescheid.« Sie rang sich tatsächlich ein bitte ab, aber dann hatte sie es eilig, die Klinik zu verlassen.
Fee war schnell in dem Nebenraum verschwunden, als Jenny mit Ellen Binder gekommen war, doch dann kam sie gleich wieder aus ihrem Versteck.
»Wahrlich eine Nervensäge«, meinte sie.
»Aber auch ein Nervenbündel«, erklärte Jenny. »Wie sagt der Volksmund – sie frißt sich selber auf.«
»Es ist gut, daß Janine schon über sich selbst bestimmen kann«, sagte Fee. »Du sagst mir Bescheid, wenn sich etwas ändert?«
»Mache ich. Es ist lieb, daß du dich so kümmerst. Frau Binder hat dafür keine Zeit.«
»Manche