MATTHEW CORBETT und die Jagd nach Mister Slaughter. Robert Mccammon

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MATTHEW CORBETT und die Jagd nach Mister Slaughter - Robert Mccammon Matthew Corbett

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      »Es ist wirklich zu schade, das mit Matthew Corbett. So jung gestorben«, sagte Hudson Greathouse. Er zuckte die Achseln. »Ich habe ihn gar nicht so gut gekannt. Erst seit Juli habe ich mit ihm zusammengearbeitet. Ich kann also nur sagen, dass er mit seiner Neugierde einmal zu oft im Finstern herumgestöbert hat.«

      Der Wagen hatte soeben den Stall in Westerwicke verlassen und wurde von zwei Gäulen mit Senkrücken so langsam, aber ehrwürdig gezogen, wie es alten Pferden mit Senkrücken gebührte. Die Stadt lag an der Philadelphia-Straße ungefähr dreißig Meilen vor New York: Ein kleiner, aber gepflegter Ort mit zwei Kirchen, aus Holz und Ziegeln gebauten Häusern, hinter denen sich den Wäldern von New Jersey abgerungene Felder und Obstgärten erstreckten. Ein Bauer winkte, der von seinem Karren Kürbisse verkaufte, und Greathouse winkte zurück.

      »Ja«, meinte Greathouse und sah zu den Wolken hoch, die wie große weiße Schiffe über den Morgenhimmel segelten, »es ist schade um Matthew. Dass sein Leben so kurz war, weil es ihm sowohl an Verstand als auch an einem Leibwächter fehlte, der ihn hätte beschützen können.« Er sah den Kutscher von der Seite an. »Wäre das die richtige Rede für Eure Beerdigung?«

      »Ich habe doch schon zugegeben«, erwiderte Matthew und klatschte den Pferden die Zügel auf die Rücken, um sie anzutreiben, woraufhin sie jedoch nur die Köpfe tiefer hängen ließen, als würden sie um Gnade bitten, »dass ich nicht allein in den Tunnel hätte gehen sollen.« Er spürte, dass er rot geworden war. »Wie lange wollt Ihr noch darauf herumreiten?«

      »So lange, bis Ihr begreift, dass Ihr nicht so weit seid, strohdumm Euer Leben aufs Spiel zu setzen. Und für was? Um etwas zu beweisen? Dass Ihr so viel klüger als alle anderen seid?«

      »Es ist noch schrecklich früh am Tag für solche Predigten.« Es war kurz nach sechs. Matthew war müde und schlecht gelaunt und wünschte sich, überall außer hier neben Greathouse auf dem Kutschbock zu sitzen. Herr im Himmel, lieber würde er sogar noch mal in den Tunnel gehen. Wenigstens hatte dort Stille geherrscht. Jetzt wusste er, was Folter war: Sich wie letzte Nacht in Westerwicke mit Greathouse im Gasthaus The Constant Friend ein Zimmer zu teilen, weil die zwei anderen Zimmer vermietet waren, und nicht einschlafen zu können, bevor das Schnarchen wie Kanonenschläge begann und als Katzenschrei aufhörte. Lange nach Mitternacht, als Matthew endlich eingeschlafen war, hatte Greathouse einen Schrei ausgestoßen, der Matthew fast aus Angst um sein Leben aus der Bettwäsche fahren ließ. Aber selbst das daraufhin folgende Klopfen an der Wand von ihrem verärgerten Zimmernachbarn hatte Greathouse nicht aus seinem Schlummer gerissen. Schlimmer war jedoch, dass der große Mann die Sache mit dem Tunnel nicht auf sich beruhen ließ: Dies war gefährlich, das war gefährlich, und was alles hätte passieren können, wenn es nicht ein unter dem Landsitz zum Fluss führender Tunnel gewesen wäre. Was, wenn es stattdessen eine verzweigte Höhle gewesen wäre, in deren Dunkelheit er sich verirren und darin hätte herumwandern können, bis ihm der Bart bis an die Schuhe reichte? Und was dann, Mr. Corbett? Sprecht bitte etwas lauter, ich kann Euch nicht hören.

      »Ihr habt recht«, meinte Greathouse nach kurzem Nachdenken, während Matthew sich bereits für neue Vorwürfe rüstete. »Es ist noch früh. Hier, trinkt was.« Er reichte ihm einen Lederschlauch mit Brandy, an dem er bereits seit den ersten Anzeichen des Sonnenaufgangs nippte. Matthew nahm ihn und trank so viel, dass ihm die Tränen kamen und der Hals brannte, bevor er ihn zurückgab. Greathouse korkte den Schlauch wieder zu und schob ihn unter den aus einer Holzplanke bestehenden Sitz neben die Pistole. »Vielleicht kann ich nicht sagen, dass ich nicht dasselbe getan hätte – aber ich bin ich, und ich habe mit solchen Dingen Erfahrung. Habt Ihr nicht daran gedacht, irgendwo ein Seil festzubinden, an dem entlang Ihr wieder zurückgefunden hättet?«

      »Das hätte schon ein äußerst langes Seil sein müssen.« Äußerst lang. Matthew hatte den Tunnel, eine natürliche Felsformation auf Chapels Landsitz, auf fast eine Viertelmeile Länge geschätzt. An einer Stelle war es in beunruhigend steilem Winkel nach oben gegangen, aber zu dem Zeitpunkt konnte Matthew bereits Licht sehen. Er war zwischen Felsbrocken an den Klippen des Flussufers herausgekommen, wo ein Pfad in den Wald führte. Er nahm an, dass nicht alle von Chapels Handlangern von dem Fluchtweg gewusst hatten. Aber die besagten vier Personen waren wohl auf diese Art entkommen.

      »Ich halte mich gar nicht für so viel klüger als alle anderen«, gab Matthew auf eine von Greathouses spitzen Bemerkungen zurück.

      »Aber natürlich tut Ihr das. Es gehört zu Eurem Charme. Ach, mir tut der Rücken weh! Man sollte das Bett für versuchten Mord verhaften.«

      »Den Großteil der Nacht scheint Ihr aber fest genug geschlafen zu haben.«

      »Das wirkte nur so. Ich hatte einen sehr schlimmen Traum.«

      »Ach ja? Habt Ihr von einem Krieg zwischen Kanonen und Katzen geträumt?«

      »Was?« Greathouse warf ihm einen finsteren Blick zu. »Nein. Es ist dieser verdammte Auftrag. Der gefällt mir nicht.«

      »Ihr habt von unserem Auftrag geträumt?«

      »Nein. Ich habe von … also, ich weiß, wie lächerlich sich das anhört …« Greathouse verstummte, griff nach dem Lederschlauch und hielt ihn sich einsatzbereit vor den Mund. »Ich habe von dem verdammten Zahn geträumt.«

      »Dem Zahn«, wiederholte Matthew.

      »Ja, Ihr wisst schon, McCaggers‘ Zahn. Den er uns gezeigt hat. Dieses ganze Gerede über Gott und Hiob und Monster und …« Greathouse zog den Korken heraus und ein frischer Schluck Brandy rann durch seine Kehle. »All das«, meinte er, als er fertig getrunken hatte.

      Matthew wartete, war sich sicher, dass noch mehr kommen würde. Er klatschte wieder mit den Zügeln, aber es feuerte die alten Pferde nicht an. Immerhin hatten sie es nicht mehr weit. Die Ärzte Ramsendell und Hulzen erwarteten sie im Tollhaus.

      »Ich habe geträumt«, fuhr Greathouse fort, nachdem er tief durchgeatmet hatte, als müsste er sein Gehirn auf diese Art wieder in Bewegung setzen, »dass ich das Monster gesehen habe, von dem der Zahn stammt. Es war so groß wie ein Haus, Matthew. Größer noch. So groß wie die Trinity Church oder das Rathaus. Sogar noch größer. Seine Haut sah wie schwarzes Eisen aus, von dem noch der Rauch der Schmiede dampft. Der Kopf war groß wie eine Kutsche, und es hat mich angestarrt, Matthew. Hat mich direkt angesehen. Es hatte Hunger und kam auf mich zu, und ich bin losgerannt.« Ein verrücktes Grinsen brach über sein Gesicht. »Zum Lachen, oder?«

      Matthew gab einen Laut von sich, hielt den Blick aber weiter auf die Straße gerichtet, als Greathouse ihn ansah.

      »Es ist auf mich zugekommen«, redete Greathouse weiter. »Wie … wie ein unerbittlicher Sturm. Oder eine Naturkatastrophe. Ich rannte über ein Feld … voller toter Männer. Oder … Stücke von toten Männern. Es gab nirgendwo ein Versteck und ich wusste, dass das Monster mich einholen würde. Ich wusste es, und es gab nichts, das ich dagegen tun konnte. Es würde mich mit seinen Zähnen erwischen. Mit seinem Maul voller Zähne, Matthew, hunderten davon. Es war so riesig und so schnell. Auf einmal war es hinter mir und ich spürte seinen Atem auf meinem Nacken … und dann …«

      Greathouse schwieg. Schließlich fragte Matthew: »Seid Ihr gestorben?«

      »Ich muss aufgewacht sein. Ich kann mich nicht mehr erinnern. Vielleicht bin ich im Traum gestorben. Ich weiß es nicht mehr. Aber ich sage Euch, was ich weiß.« Er wollte noch mehr trinken, besann sich aber. »Ich hatte fast vergessen, was Angst ist. Sich fürchten ist was anderes. Ich spreche von Angst. Wenn man weiß, gegen diesen Gegner verloren zu sein. So habe ich mich in dem Traum gefühlt. Und nur wegen dieses verdammten Zahnes.«

      »Vielleicht

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