MATTHEW CORBETT und die Jagd nach Mister Slaughter. Robert Mccammon

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MATTHEW CORBETT und die Jagd nach Mister Slaughter - Robert Mccammon Matthew Corbett

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wie ein Sonnenstrahl in die Dachstube eingefallen. Seine Laune war jedoch alles andere als sonnig, und als er auf Greathouses Schreibtisch zustakste, war seine Stirn dunkel umwölkt. Er legte einen mit grauem Wachs versiegelten braunen Umschlag vor Greathouse auf den Tisch. »Ihr werdet für einen offiziellen Auftrag benötigt«, sagte er und schoss einen kurzen Blick zu Matthew hinüber. »Ihr beide.«

      »Was für einen offiziellen Auftrag?« Greathouse nahm den Umschlag, musterte das Siegel und machte Anstalten, es zu brechen.

      Lillehorne gebot Greathouses Hand mit seinem schwarzlackierten Spazierstock Einhalt. »Der Umschlag muss versiegelt bleiben«, erklärte er, »bis Ihr den Gefangenen abholt. Sobald Ihr ihn entgegengenommen habt, müsst Ihr ihm und den Zeugen das Dokument vorlesen – eine Formalität der offiziellen …« Er suchte nach einem Wort. »Übergabe.«

      »Immer langsam mit den jungen Pferden«, warnte Greathouse und schob den Spazierstock beiseite. »Was für ein Gefangener? Und wo ist er?«

      »Der Bote, den die beiden Ärzte geschickt haben, sagte, Ihr würdet Bescheid wissen. Gestern Nachmittag kam er zu mir in die Amtsstube. Ich habe für Euch in Winekoops Stall einen Pferdewagen bereitstellen lassen. Etwas Besseres habe ich nicht. Die Hand- und Fußketten liegen schon im Wagen. Hier ist der Schlüssel für die Ketten.« Er griff in die Tasche seines grellen, leichte Übelkeit erregenden Gehrocks und holte den Schlüssel heraus, den er ebenfalls vor Greathouse auf den Tisch legte.

      »Die beiden Ärzte?« Greathouse sah Matthew an. »Habt Ihr eine Ahnung, wovon er spricht?«

      Das hatte Matthew, aber noch bevor er etwas sagen konnte, fuhr Lillehorne fort, als sei er froh, sich der Verantwortung zu entledigen. »Ramsendell und Hulzen vom Hospital für geistig Unzulängliche in der Nähe von Westerwicke in der New-Jersey-Kolonie. Ihr kennt es ja. Der Auslieferungsbefehl ist eingetroffen. Ein Wachtmeister der Krone wird Ende des Monats an Bord der Endurance eintreffen, um ihn in Gewahrsam zu nehmen. Ich will die Stiefel des Gefangenen auf dem nächstbesten Schiff sehen, das nach England ausläuft, und dann nichts wie weg damit.«

      »Jetzt aber mal halblang!« Mit dem Brief in der Hand stand Greathouse auf. »Redet Ihr von dem Irren, den wir da am Fenster gesehen haben? Diesem … wie hieß er gleich, Matthew?«

      »Tyranthus Slaughter ist sein Name«, antwortete Lillehorne. »Er hat sich wegen Mordes, Raubüberfalls und anderer Verbrechen zu verantworten, die allesamt in dem Dokument aufgeführt sind. Der Bote sagte, die Ärzte haben Euch bereits erklärt, dass Slaughter vom Tollhaus zum New Yorker Gefängnis überführt werden wird, wo er von einem Wachtmeister der Krone in Gewahrsam genommen wird. Dieser Zeitpunkt ist nun gekommen.«

      Matthew erinnerte sich nur zu gut an das erste Mal, als er mit Greathouse im Rahmen der Nachforschungen über die Königin der Verdammten das Tollhaus von Westerwicke besucht hatte. Die beiden Ärzte, die dem Hospital vorstanden, hatten ihnen den aus einem vergitterten Fenster hinausspähenden Insassen vorgestellt.

       Er war uns vor fast einem Jahr aus dem Quäker-Hospital in Philadelphia überstellt worden. Die Quäker haben herausgefunden, dass er in London Barbier war und möglicherweise für ein Dutzend Morde verantwortlich ist. Wir erwarten im Herbst einen Brief mit der Anweisung zu erhalten, ihn ins Gefängnis von New York zu überführen, damit er nach England verschifft werden kann. Wisst Ihr, falls die Sache mit der Königin gut verläuft, könntet Ihr Gentlemen Euch überlegen, ob Ihr Euch von uns engagieren lassen wollt, Mr. Slaughter nach New York zu eskortieren.

      Auf Greathouses Miene zeigte sich das brutale Grinsen, das Matthew für einen seiner am beunruhigendsten Gesichtsausdrücke hielt. Denn das Grinsen bedeutete, dass der Mann Gewaltanwendung in Betracht zog. »Habt Ihr den Verstand verloren? Ihr könnt doch nicht hier reinkommen und uns Befehle geben!«

      »Ihr werdet sehen«, sagte Lillehorne leise und ließ den Blick durch die Dachkammer schweifen, wobei seine Nasenflügel sich angeekelt kräuselten, »dass die Befehle nicht von mir kommen. Erkennt Ihr Gouvernor Lord Cornburys Siegel nicht?«

      Greathouse sah es sich erneut an und warf den Umschlag zurück auf den Schreibtisch. »Das sagt mir alles nichts.«

      »Eure Freunde, die Ärzte, haben zwei Briefe erhalten. Beide vom Hauptwachtmeister der Krone. In einem stand, dass sie den Gefangenen für den Transport bereitmachen sollen. Der andere Brief war Lord Cornbury vorzulegen und enthielt die Anweisung, den Mann in Ketten gelegt nach New York zu bringen. Lord Cornbury wurde angewiesen, damit die besten Männer zu beauftragen, die er hat. Zumindest hat er das gesagt, als er mir diesen ganzen Mist hingeworfen hat. Ramsendell und Hulzen haben Euch namentlich angefordert. Das ist alles.«

      »Die Herrald Vermittlung ist ein Privatunternehmen«, sagte Greathouse und reckte das Kinn. »Wir arbeiten weder für die Stadt noch die New-Jersey-Kolonie. Und ganz bestimmt nicht für Lord Cornbury!«

      »Ach, stimmt ja. Die Frage, für wen Ihr arbeitet.« Lillehorne griff sich in die Tasche und holte einen kleinen braunen Beutel heraus, der mit einer Lederkordel zugebunden war. Er schüttelte ihn und ließ die Münzen klingeln. »Mr. Drei-Pfund. Den habt Ihr doch kürzlich kennengelernt?«

      Matthew gab keinen Ton von sich.

      »In dem Umschlag sind offizielle Überführungsdokumente«, sprach Lillehorne weiter. »Sowohl Ihr und Mr. Corbett, als auch die beiden Ärzte müssen unterschreiben. Die Ärzte haben eingewilligt, Euch bei der Entgegennahme des Gefangenen weitere zwei Pfund zu zahlen. Könnt Ihr das addieren, Sir?«

      Greathouse schnaubte. »Die müssen den sehr dringend loswerden wollen.« Er stockte und betrachtete den Geldbeutel mit hungrigen Augen. »Er muss gefährlich sein. Nein, ich denke nicht, dass fünf Pfund ausreichend sind.« Er schüttelte den Kopf. »Schickt Eure Wachtmänner, um ihn abzuholen. Ein halbes Dutzend sollte das wohl schaffen.«

      »Meine Wachtmänner, wie Mr. Corbett einmal erklärt hat, sind den schwierigeren Aufgaben nicht ganz gewachsen. Und bildet Ihr Euch nicht etwas darauf ein, die Fachmänner zu sein?« Er ließ den Kommentar in der Luft hängen, bevor er weitersprach. »Und Ihr geht fälschlicherweise davon aus, dass es sich hier um eine Anfrage von Lord Cornbury handelt. Ihr solltet Euch inzwischen darüber klar sein, dass er sich … wie soll ich sagen … seiner Base, der Queen, beweisen will. Ich möchte mich Lord Cornbury beweisen. Und so weiter. Könnt Ihr mir folgen?«

      »Fünf Pfund reichen nicht«, wiederholte Greathouse mit Nachdruck.

      »Für einen Auftrag, der nur zwei Tage dauert? Mein Gott, was zahlen die Leute Euch nur inzwischen?« Lillehorne bemerkte den Besen, der in der Ecke stand. »Eine ärmliche kleine Arbeitsstube wie diese lässt sich mit dem Dreck zusammen beiseite kehren. Lord Cornbury kann ein Schloss vor jede Tür hängen, die er will, Greathouse. Wenn ich Ihr wäre – und ich weiß, das bin ich nicht –, würde ich diesen sehr großzügigen Betrag annehmen und mir vor Augen führen, dass Lord Cornbury Euch sehr nützlich sein kann, wenn Ihr ihn auf Eurer Seite habt.«

      »Das ist möglich

      »Man kann mit ihm auskommen. Und wenn Ihr ihm einen Gefallen tut, bin ich mir sicher, dass er Euch eines Tages durchaus ebenfalls einen Gefallen erweisen könnte.«

      »Einen Gefallen«, sagte Greathouse, und Matthew sah, wie er überlegend die Augen schmal machte.

      »Zwei Tage Arbeit. Wenn Ihr in der nächsten Stunde losfahrt, schafft Ihr es bis zur Dunkelheit noch bis nach Westerwicke.« Lillehorne studierte den silbernen Löwenkopf am Griff seines Spazierstocks. »Es wird Euch nicht so viel Zeit kosten, dass Ihr … äh … potenzielle weitere Aufträge verpasst.« Matthew nahm an, dass er auf Greathouses

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