Erich Mühsam: Verse eines Kämpfers (151 Gedichte in einem Band). Erich Muhsam
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Menschen! Besinnt euch auf eure Kraft!
Zur Arbeit, die Frieden und Freude schafft!
Eine Welt der Freiheit ist zu gewinnen, –
und der erste Schritt zum Glück heißt: Beginnen!
Weckruf
1909
Die Augen auf! Erwachen
aus Druck und Zwang und Staat!
Ihr Armen und ihr Schwachen,
besinnt euch auf die Tat!
5
Die ihr dem Herrn den Spaten führt,
die Häuser baut, das Feuer schürt, –
sehnt ihr euch nicht nach Brot und Land?
Den eignen Spaten in die Hand!
Fort mit der Fessel, die euch band!
10
In Reihen, Kameraden!
Die ihr die Arbeit haßt,
mit der man euch beladen, –
werft von euch eure Last!
Werft sie, wohin sie fallen mag!
15
Schafft selbst euch euern Arbeitstag!
Pfeift auf des Herren Dienstgebot!
Nicht ihm – euch selbst backt euer Brot!
Nicht ihn – euch selbst helft aus der Not!
Ans Werk! Die Kinder schreien
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nach Brot und Bett und Kleid!
Ans Werk, sie zu befreien
Aus ihrem Weh und Leid!
Ans Werk ihr Männer und ihr Frauen!
Den Kindern gilt’s die Welt zu bauen!
25
Mensch, fühl dich Mensch und sei kein Hund!
Freiheit auf freiem Ackergrund!
Dem Volk den Boden! Schließt den Bund!
Freiheit und Land
1910
Es schwillt die Kraft. Der Arm greift aus.
Die Sense schwingt sich übers Feld.
Der Schweiß quillt aus der Stirn heraus.
Doch nicht erlahmt die die starke Hand
5
des Arbeitsmanns. Es denkt der Held:
Freiheit und Land!
In Schwaden liegt das Korn gemäht.
Der es geackert, fährt es heim.
Noch einmal schweift sein Auge, späht,
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wo hoch und stolz die Ähre stand.
Noch einmal formt sein Mund den Reim:
Freiheit und Land!
Die Sonne überstrahlt die Flur,
die sich nach neuem Samen sehnt.
15
zum Menschen flüstert die Natur,
zum Menschen, der die Garben band,
dem Sehnsucht alle Muskeln dehnt:
Freiheit und Land!
Der Mahner
1910
Wo bleibt ihr nur, Genossen meiner Zeit?
Ich schau zurück und kann euch kaum noch sehn.
Ein wirres Stimmentosen hör ich weit,
weit hinter mir und kann es nicht verstehn.
5
Ich ruf euch zu, doch euer Echo fehlt
den Laut, der rein aus meiner Stimme klingt.
Ich wink euch her. Doch ihr, wie unbeseelt,
horcht tauben Ohrs, ob euch ein Stummer singt.
Vergebne Zeichen! Aus den Zähnen pfeift
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mißtönig euer ärgerlicher Spott.
Kommt nie die Zeit, da ihr die Zeit begreift?
Tritt nie aus finstern Kirchen euer Gott?
Hoffnung (Mühsam)
1910
Von meiner Hoffnung laß ich nicht,
ich ließe denn mein Leben,
daß einmal noch das Weltgericht
ein Lächeln muß umschweben.
5
Und kann es nicht durch Gott geschehn,
daß sich die Menschheit liebe,