Metaphysik. Aristoteles
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1. Aufzeigung der Probleme
Das erste Problem ist dasjenige, das wir schon in unserer Einleitung berührt haben, nämlich die Frage, ob die Untersuchung der letzten Gründe die Aufgabe einer oder mehrerer Wissenschaften ist, und ob die Wissenschaft nur die obersten Prinzipien der reinen Wesenheit zu betrachten hat, oder auch die Prinzipien, die überhaupt jedem Beweisverfahren zugrunde liegen, Prinzipien also wie dieses, ob es möglich ist, eines und dasselbe zugleich zu bejahen und zu verneinen, oder nicht, und was dergleichen mehr ist.
Wenn ferner die Wissenschaft von der reinen Wesenheit handelt, so fragt es sich, ob eine Wissenschaft alleWesenheiten betrachtet oder ob es dafür eine Mehrheit von Wissenschaften gibt, und wenn das letztere der Fall ist, ob diese Wissenschaften alle untereinander verwandt sind, oder ob man die einen als philosophische Disziplinen, die anderen anders bezeichnen muß.
Weiter gehört zu dem, was notwendig untersucht werden muß, auch dies, ob die sinnlich wahrnehmbaren Dinge als die einzigen zu gelten haben, die existieren, oder ob man außer ihnen noch andere anzunehmen hat, sowie ob man nur eine Gattung solcher selbständiger Wesen oder eine Mehrheit von Gattungen setzen soll, wie es diejenigen tun, welche die Ideen und dann noch als ein Mittleres zwischen den Ideen und den sinnlichen Dingen die mathematischen Objekte setzen. Das also, meinen wir, ist der erste Gegenstand der Untersuchung.
Eine weitere Frage ist dann die, ob die Erörterung sich nur auf die reinen Wesenheiten zu erstrecken hat, oder auch auf die Bestimmungen, die ihnen als solchen zukommen. Weiter aber fragt es sich in bezug auf Identität und Unterschied, Ähnlichkeit und Unähnlichkeit, Einheit und Gegensatz, Ursprüngliches und Abgeleitetes und alle derartigen Bestimmungen, an denen die Dialektiker, indem sie sich bloß im Kreise der herrschenden Vorstellungen tummeln, ihre Kräfte erproben, - es fragt sich also, welche Wissenschaft von allem diesem zu handeln hat, eine Frage, die es ebenso in bezug auf die Bestimmungen, die den bezeichneten Gegenständen an und für sich zukommen, zu beantworten gilt. Die Frage ist eben nicht nur die nach dem Wesen jedes dieser Begriffe, sondern auch die, ob zu jedem einzelnen derselben nur einer den Gegensatz bildet, ob die Prinzipien und Elemente in den Gattungen zu finden sind, oder in den Bestandteilen, in die sich jeder Gegenstand zerlegen läßt. Und wenn es die Gattungen sind, so fragt sich, ob es diejenigen Gattungen sind, die den Individuen zunächst stehend als die letzten gelten, oder ob es die obersten sind, wie z.B. ob der Begriff lebendes Wesen oder der Begriff Mensch das Prinzip ist und den Einzeldingen gegenüber einen höheren Grad von Realität hat.
Den hauptsächlichsten Gegenstand der Untersuchung und alles wissenschaftlichen Verfahrens aber bildet die Frage, ob es neben der Materie noch etwas gibt, was erzeugender Grund an und für sich ist, oder nicht, sodann ob dieses abgetrennt für sich besteht oder nicht, und ob es der Zahl nach eines oder eine Mehrheit ist. Es fragt sich weiter, ob es neben dem Zusammengesetzten - und ich rede vom Zusammengesetzten da, wo die Materie eine Bestimmtheit angenommen hat -, ob es also neben diesem noch etwas anderes gibt oder nicht, ob dies wohl auf dem einen Gebiete der Fall ist und nicht auf dem anderen, und welche Beschaffenheit dem letzteren Gebiete des Seienden zukommen möchte. Es fragt sich weiter, ob die Prinzipien, die begrifflichen sowohl wie die materiellen, der Zahl oder der Art nach bestimmt sind, ob sie für die vergänglichen und für die unvergänglichen Dinge dieselben oder ob sie verschieden sind, ob die Prinzipien sämtlich unvergänglich oder ob die Prinzipien der vergänglichen Dinge auch selber vergänglich sind.
Dazu kommt dann, was unter allem die größte Schwierigkeit und das schwerste Bedenken mit sich bringt, die Frage, ob das Eine und das Seiende, wie es die Pythagoreer und wie es Plato auffaßt, nicht etwas anderes als die Dinge, sondern ihr eigentliches Wesen ist, oder ob es nicht vielmehr ein Substrat hat, das davon verschieden ist. Als solches Substrat bezeichnet Empedokles die Freundschaft, ein anderer das Feuer, ein dritter das Wasser, ein vierter die Luft. Es schließt sich die weitere Frage an, ob die Prinzipien den Charakter der Allgemeinheit tragen oder ob sie ein Sein gleich den Einzeldingen haben, ob sie der Potentialität oder der Aktualität nach existieren und ob sie noch in anderer Weise sind als in der Weise der Bewegung. Auch diese Fragen sind wohl imstande ernsthafte Schwierigkeiten zu verursachen.
Eine weitere Frage ist endlich die, ob Zahlen, Linien, Figuren, Punkte selbständige Wesenheiten sind oder nicht, und falls sie solche Wesenheiten sind, ob sie abgetrennt von den sinnlichen Dingen oder in den letzteren immanent bestehen.
Über alle die aufgezählten Probleme ist es nicht nur schwierig sich der Wahrheit zu versichern, sondern schon das ist nicht leicht, den Punkt, wo die Schwierigkeit liegt, sich gründlich klar zu machen.
2. Versuchsweise Erörterung der Probleme
Das erste Problem
Wir handeln zunächst von dem, was wir an erster Stelle genannt haben: ob es die Aufgabe einer oder einer Mehrheit von Wissenschaften ist, alle Arten des Grundes in Betracht zu ziehen.
Wir fragen: wie kann es das Werk einer einzigen Wissenschaft sein, die Prinzipien zu erkennen, die doch zu einander nicht im Verhältnis des Gegensatzes stehen? Zudem, es gibt eine Fülle von Wesenheiten, bei denen die Prinzipien keineswegs alle vertreten sind. Welchen Sinn hätte z.B. für das Unbewegte ein Prinzip der Bewegung oder die Bestimmung als Gutes? Hat doch alles, was an und für sich und nach seiner natürlichen Bestimmtheit ein Gutes ist, die Bedeutung des Zweckes, und in diesem Sinne auch des Grundes, sofern das andere sein Werden und sein Sein um seinetwillen hat, und ist doch der Zweck und das Wozu Ziel eines Handelns, alles Handeln aber mit Bewegung verbunden. Daher, scheint es, könnte von einem derartigen Prinzip bei dem, was unbewegt ist, nicht die Rede sein, und es könnte darum auch der Begriff des an sich Guten hier keine Anwendung finden. In der Tat hat denn auch in der Mathematik eine Erklärung durch diese Art des Grundes keine Stätte; hier wird nichts in der Weise bewiesen, daß man aufzeigte, es sei etwas das Bessere oder das Schlechtere. Ein Beweisgang dieser Art kommt auf diesem Gebiete keinem Menschen auch nur in den Sinn. Aus diesem Grunde haben denn auch manche Philosophen wie Aristippos von diesem Gebiete der Untersuchung mit gründlicher Geringschätzung gesprochen. In den anderen Gebieten, auch im gemeinen Handwerk wie bei dem des Zimmermanns oder Schusters, da werde alles unter den Gesichtspunkt des Besseren oder Schlechteren gestellt; die mathematischen Wissenschaften aber handelten mit keinem Worte vom Guten oder Schlechten.
Andererseits, wenn es eine Mehrheit von Wissenschaften gibt, die von den verschiedenen Arten des Grundes handeln, und wenn jede einzelne derselben von einem besonderen Prinzip handelt: