Dr. Norden Jubiläumsbox 7 – Arztroman. Patricia Vandenberg
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Dr. Norden Jubiläumsbox 7 – Arztroman - Patricia Vandenberg страница 7
Daniel bemerkte den bissigen Unterton, sagte aber nichts dazu.
»Wie geht es ihr?«, erkundigte er sich stattdessen.
»Den Umständen entsprechend gut. Mario war zufällig da. Er hat versprochen, auf sie aufzupassen.« Danny griff in das Glas mit den zuckerfreien Bonbons, das für die großen und kleinen Patienten auf dem Tresen bereit stand, und steckte eines davon in den Mund. Dann nahm er die erste Patientenkarte vom Stapel. »Ich fahre mittags wieder in die Klinik, wenn das in Ordnung für dich ist.«
Daniel Norden nickte seinem Sohn aufmunternd zu.
»Natürlich musst du in die Klinik fahren. Und bitte bestell Tatjana ganz liebe Grüße. Ich schau heute Abend bei ihr vorbei.« Eine Bitte hatte er allerdings an seinen Sohn. »Du hast doch nichts dagegen, wenn Frau Beer sich in deiner Abwesenheit deine Räume ansieht? Bevor sie am Wochenende anfangen kann, muss siedie Wände genau vermessen, damit sie weiß, wie viel Farbe sie kaufen muss.«
Danny, der schon auf dem Sprung in sein Sprechzimmer gewesen war, drehte sich noch einmal um. Der Name seiner Jugendfreundin erinnerte ihn an etwas.
»Natürlich nicht. Aber apropos Bitsi! Ich wollte dich schon die ganze Zeit fragen, wie du ausgerechnet auf Brigitte Beer gekommen bist. Immerhin gibt es eine ganze Menge Maler in München.«
Überrascht runzelte Dr. Norden die Stirn.
»Ach, ihr kennt euch?«
»Klar, wir sind bis zur zehnten in eine Klasse gegangen.« Wann immer Danny an seine Jugendfreundin dachte, stahl sich ein Lächeln auf seine Lippen.
Angesichts des Ärgers mit Tatjana erschienen ihm die guten alten Zeiten im Augenblick noch glücklicher und unbeschwerter als je zuvor.
Auch Daniel lächelte.
»Jetzt weiß ich, warum mir der Name so bekannt vorkam! Ehrlich gesagt war das der einzige Grund, warum ich mich für ihren Betrieb entschieden habe«, gestand er. »Aber um so schöner, dass ihr euch kennt. So ein Wiedersehen nach vielen Jahren kann wirklich spannend sein«, fuhr er arglos fort. »Ich habe neulich selbst erst einen ehemaligen Lehrer vom Gymnasium wiedergetroffen. Zufällig standen wir im Supermarkt hintereinander an der Kasse.« Wenn Daniel Norden an dieses unvermutete Wiedersehen mit Jakob Rieger dachte, wurde ihm warm ums Herz. »Gott, was haben wir gelacht!« Einen Moment lang gönnte er sich die Erinnerung an dieses Treffen, ehe er in die Wirklichkeit zurückkehrte. »Aber das erzähle ich ein andermal. Jetzt ruft erst mal die Arbeit! Ich bin wirklich froh, dass Tatjana nichts Ernstes fehlt. Und in der Behnisch-Klinik ist sie in den besten Händen. Dort kann sie sich mal ein bisschen ausruhen. Das schadet ihr bestimmt nicht.« Auch ihm war ihr schlechtes Aussehen in letzter Zeit aufgefallen. Er klopfte seinem Sohn aufmunternd auf die Schulter.
Danny hatte einen unwilligen Kommentar auf den Lippen. Da in diesem Moment aber ein Patient in die Praxis trat, verzichtete er wohlweislich darauf und machte sich auch auf den Weg in sein Sprechzimmer. Gegen seelischen Kummer war Arbeit immer noch die beste Medizin, und er hoffte, dass die Wirkung nicht lange auf sich warten lassen würde.
*
»Haben Sie noch einen Wunsch?«, erkundigte sich Lernschwester Carina fürsorglich bei Tatjana, nachdem sie das Bett in ein Einzelzimmer der Behnisch-Klinik gebracht hatte. »Etwas zu trinken vielleicht?« Sie sah auf die Uhr. »Oder eine Kleinigkeit zu essen? Bis zur nächsten Mahlzeit dauert es zwar noch ein paar Stunden. Aber wenn Sie Hunger haben, kann ich Ihnen eine Kleinigkeit aus der Klinikküche besorgen.«
»Nein, vielen Dank!«, lehnte Tatjana diesen Vorschlag ohne Zögern ab. »Aber ein Glas Wasser wäre nett. Und wenn Sie mir bitte meine Jacke geben könnten …«
»Selbstverständlich.« Schwester Carina nahm eine kleine Wasserflasche von einem Beistelltisch und schenkte ein Glas ein, um den Wunsch ihrer Patientin zu erfüllen. Auf dem Rückweg griff sie nach der leichten Sommerjacke, die Danny Norden über das Fußteil des Bettes gelegt hatte. »Hier, bitte!« Sie reichte Tatjana beides. »Falls was sein sollte, müssen Sie nur den Knopf hier drücken. Dann kommt sofort eine Kollegin.«
»Danke!« Tatjana rang sich ein ungeduldiges Lächeln ab. Sie konnte es kaum erwarten, allein gelassen zu werden.
Endlich tat Schwester Carina ihr den Gefallen und verließ das Zimmer mit einem freundlichen Gruß. Auf diesen Augenblick wartete Tatjana schon, seit sie das Bewusstsein wiedererlangt hatte. Schnell stellte sie das Glas auf dem Nachttisch ab. Ihre Hände zitterten, als sie in den Taschen der Jacke etwas suchte und schließlich auch fand.
»Ein Glück!«, stöhnte sie erleichtert auf. Sie drückte eine der Pillen aus dem Blister und ließ die restlichen Tabletten in der Nachttischschublade verschwinden. Tatjana war so aufgeregt, dass sie das Klopfen überhörte. Mit zitternden Fingern klemmte sie die Tablette zwischen die Zähne und griff nach dem Glas, als sich die Tür öffnete und Mario Cornelius das Zimmer betrat. Er sah gerade noch, wie sie die Tablette im Mund verschwinden ließ und schnell einen Schluck trank.
Im ersten Moment wollte er nachfragen, was sie da genommen hatte. Als er aber ihre Nervosität bemerkte, ließ er es lieber bleiben.
»Da bist du ja!«, erklärte er stattdessen freundlich und trat an ihr Bett. »Ich hatte schon Angst, dass sie dich zur Unterstützung direkt in die Klinikbäckerei gebracht haben«, scherzte er munter. Die erhoffte Reaktion ließ nicht lange auf sich warten.
Obwohl sie sich immer noch schlecht fühlte, lächelte Tatjana pflichtschuldig.
»Im Augenblick wäre ich wohl eher eine Belastung. Aber wer weiß … vielleicht brauche ich ja demnächst einen Job. Dann weiß ich ja, wo ich mich bewerben kann.« Als sie an ihre Probleme mit Dorothee dachte, verschwand das Lächeln wieder aus ihrem Gesicht.
Doch Mario war nicht gekommen, um mit der jungen Frau über ihre berufliche Zukunft zu sprechen. Sehr zu ihrem Missfallen zog er sich einen Stuhl ans Bett und setzte sich.
»Ich bin wirklich froh, dass dir nichts Schlimmes fehlt«, bemühte er sich um einen unverfänglichen Tonfall. »Wie fühlst du dich jetzt?«
Tatjanas Sehbehinderung hatte ihre Sinne so sehr geschärft, dass ihr sein Unterton verriet, dass er sie durchschaut hatte. Fieberhaft suchte sie nach einem Ausweg.
»Ehrlich? Ich bin fertig mit den Nerven«, beschloss sie, in die Offensive zu gehen. »Ohne diese Johanniskrauttabletten könnte ich keine Nacht mehr schlafen, so sehr regt mich meine neue Chefin in der Bäckerei auf.« Für den Bruchteil einer Sekunde huschten ihre nervösen Blicke hinüber zur Schublade.
Mario durchschaute diese Lüge und den verräterischen Blick sofort. Nur mit Mühe konnte der Kinderarzt ein Seufzen unterdrücken.
»Tatjana, bist du dir sicher, dass du meinen Kollegen wirklich alles über dich erzählt hast?«, fragte er behutsam. »Vorerkrankungen, Medikamente … ich meine, außer diesem Johanniskraut … immerhin sind sie für deine Therapie verantwortlich«, appellierte er an ihre Vernunft.
Tatjanas Augen wurden schmal.
»Das klingt wie ein Verhör!«, erwiderte sie vorwurfsvoll.
»Und du klingst nach schlechtem Gewissen«, entgegnete er erbarmungslos.
Beleidigt schürzte die junge Bäckerin die Lippen und verschränkte abwehrend die Arme vor der schmalen Brust.
»Wenn