Dr. Norden Jubiläumsbox 7 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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Dr. Norden Jubiläumsbox 7 – Arztroman - Patricia Vandenberg Dr. Norden Box

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      In diesem Moment wünschte sich Mario seine Schwester Fee herbei. Mit ihren psychologischen Fähigkeiten hätte sie die richtigen Worte gefunden, um Tatjana positiv zu beeinflussen. Doch Fee war im Augenblick im OP beschäftigt ,und so war er auf sich selbst gestellt und musste in Sekundenschnelle eine Entscheidung treffen.

      »Sobald der Patient in eine Klinik eingeliefert wird, geht die Verantwortung auf die Ärzte über«, erwiderte Mario ernst. »Ich kann dir natürlich ein Formular bringen, dann kannst du uns die Verantwortung explizit abnehmen. Aber in Anbetracht der Lage würde ich dir das nicht empfehlen«, gab er ihr abschließend einen Rat.

      Tatjana lehnte sich im Bett zurück. Obwohl sie ihre Umgebung nicht klar erkennen konnte, wanderte ihr Blick nach draußen in den herrlichen Klinikgarten.

      Eine Weile sagte sie nichts mehr, und Mario Cornelius meinte schon, dass sie ihn vergessen hatte, als sie schließlich seufzte.

      »Ich weiß doch auch nicht so genau, was los ist mit mir. Wahrscheinlich bin ich nur eifersüchtig auf Danny. Bei ihm läuft immer alles glatt, er hat eine tolle Familie und nach dem Studium auch ohne Dissertation gleich eine Stelle bekommen«, gab sie dem Gespräch eine überraschende Wende. »Und jetzt schreibt er an seiner Doktorarbeit, während ich um meine gesamte Ausbildung und sogar meinen Job bangen muss. Ist es da ein Wunder, dass ich so komische Sachen wie diese Allergie bekomme?«

      Im ersten Moment schien es, als ob sich der Kinderarzt mit dieser Bemerkung ablenken ließ.

      »So kannst du das doch auch nicht sagen«, widersprach er entschieden. »Schließlich bist du Teil seines Erfolgs, seines Lebens. Ihr beide seid ein Traumpaar. Ich verstehe gar nicht, warum ihr nicht längst geheiratet habt.«

      Als Tatjana das hörte, verschloss sich ihre Miene.

      »Wir wollen nur heiraten, wenn wir Kinder bekommen. Aber solange wir beide noch mitten in unseren Projekten stecken, steht das eh nicht zur Debatte.« Verzweifelt dachte sie darüber nach, wie sie Mario von diesem weiteren für sie brisanten Thema abbringen konnte. »Abgesehen von der Prüfung ist mein Gesellenstück noch ziemlich viel Arbeit«, erzählte sie in ihrer Not.

      Mario Cornelius sah sie fragend an.

      »Ich dachte, du musst nur eine besonders schöne Torte backen oder so was.«

      Tatjana lachte freudlos auf. Obwohl es dank Dorothee in den Sternen stand, ob sie ihre Ausbildung überhaupt abschließen konnte, antwortete sie: »Das war einmal. Heutzutage sind Gesellenstücke im Bäckerei- und Konditorhandwerk beispiellose Demonstrationen an Kreativität und Originalität. Da muss man sich echt was einfallen lassen.«

      »Das sollte dir doch nicht schwer fallen«, entfuhr es Mario spontan.

      Er hatte bereits mehrfach das Vergnügen gehabt, Tatjanas bunte und lustige Ideen kennenzulernen, und erinnerte sich gern an den Spaß, den sie miteinander gehabt hatten.

      Dieses Kompliment quittierte sie mit einem matten Lächeln.

      »Stimmt schon. Trotzdem ist es wahnsinnig schwierig, essbare Schmuckstücke aus Teig und anderen Massen herzustellen und sie so zu präparieren, dass sie einigermaßen haltbar sind und auch noch gut aussehen.« Die Tablette wirkt und allmählich fühlte sich Tatjana wieder besser. Sie drückte ein paar Knöpfe der Fernbedienung und ließ das Bett in eine aufrechtere Position fahren. »Schick! So was sollte ich mir für zu Hause auch anschaffen«, schmunzelte sie belustigt.

      Doch Mario ging nicht auf ihre Bemerkung ein. Bei ihrem Bericht war ihm etwas eingefallen.

      »Du stellst Schmuck aus Teig her?« Dieses kleine Wörtchen hatte ihn an seine Verabredung mit Carina erinnert. Das war genau die Art Mitbringsel, die er sich vorgestellt hatte. »Kann ich mir den mal ansehen?«

      »Klar, bei mir zu Hause. Du musst nur Danny fragen. Er hat einen Schlüssel.« Tatjana schmeichelte sein Interesse. »Aber ich will dich nicht enttäuschen: Es handelt sich ausnahmslos um Damenschmuck.« Sie legte den Kopf schief und musterte den Kinderarzt mit einem Anflug ihres gewohnten, spitzbübischen Lächelns. »Außer du verkleidest dich in deiner Freizeit gern als Frau. Das wäre natürlich was anderes.«

      Mario lachte auf und Tatjana wiegte sich in Sicherheit. Für einen Moment schien er sein Verhör vergessen zu haben.

      »O nein, auf keinen Fall will ich euch Damen Konkurrenz machen.«

      Diesmal stimmte sie in sein Lachen mit ein.

      »Das wäre in der Tat eine große Gefa …« Ein Hustenanfall unterbrach sie, und sie beugte sich vornüber.

      Auf so eine Chance hatte Mario nur gewartet und er reagierte blitzschnell. Während sich Tatjana mit geschlossenen Augen schüttelte, zog er die Nachttischschublade auf. Seine Neugier hatte Erfolg: Er entdeckte den Blister und steckte ihn schnell in die Tasche. Erst dann nahm er das halbvolle Glas Wasser und forderte Tatjana auf, etwas zu trinken.

      »Ich hab dich viel zu sehr angestrengt«, maßregelte er sich selbst und wartete, bis sie sich endlich beruhigt hatt. »Du solltest ein bisschen schlafen.« Er sah Tatjana dabei zu, wie sie trank. Dann stellte er das Glas zurück auf den Nachtschrank und stand auf. »Leider muss ich mich jetzt verabschieden, bevor Fee noch eine Vermisstenanzeige bei der Polizei aufgibt.« Plötzlich hatte Mario es eilig, aus dem Zimmer zu kommen, und er beugte sich über die Freundin seines Neffen, um ihr einen Kuss auf die Stirn zu drücken.

      Erleichtert darüber, dass sie die Gefahr ihrer Ansicht nach gerade noch einmal abgewendet hatte, atmete Tatjana erleichtert auf.

      »Ich glaube, das ist eine gute Idee. Schlafen und essen fördert die Moral«, murmelte sie, ehe sie folgsam die Augen schloss und angespannt darauf wartete, dass die Tür mit einem leisen Klicken hinter dem Kinderarzt ins Schloss fiel.

      *

      Auf dem Weg in seine Abteilung zog Mario Cornelius den Blister mit den restlichen Tabletten aus der Tasche und musterte ihn nachdenklich. Der Name des Medikaments war ihm nicht geläufig, und er nahm sich vor, so bald wie möglich danach zu recherchieren. Doch die Arbeit machte ihm einen Strich durch die Rechnung.

      »Da bist du ja endlich!«, begrüßte Felicitas Norden ihren Bruder ungeduldig. Der Routineeingriff war inzwischen zu Ende, doch sie hatte keine Gelegenheit zu verschnaufen. »Ich hab dich schon überall gesucht.« Sie reichte ihm eine Patientenakte. »Das musst du dir unbedingt sofort ansehen. Wir brauchen so schnell wie möglich eine Entscheidung.«

      Sofort vertiefte sich Dr. Cornelius in den komplizierten Fall und vergaß die Welt um sich herum.

      Erst als er Carina mittags in der Cafeteria allein an einem Tisch sitzen sah, erinnerte er sich wieder an Tatjana und ihre Schmuckstücke. Und natürlich an die Tabletten, die inzwischen in seiner Schreibtischschublade lagen und auf ihn warteten. Mario nahm sich vor, sich gleich nach der Mittagspause darum zu kümmern. Ein Tablett mit einem Teller voll duftender Gemüselasagne und ein Glas Cola in der Hand zögerte er kurz, dann gab er sich einen Ruck und trat zu der Lernschwester an den Tisch.

      »Ist hier noch frei?«

      Überrascht drehte sich Carina so schnell zu ihm um, dass ihre Locken um ihr Gesicht flogen und die Sommersprossen auf ihrer Nase zu tanzen schienen. Dabei lächelte sie so süß, dass Marios Herz augenblicklich schneller schlug.

      »Wenn Sie sich beeilen, dann ja«, lachte sie ihn aufreizend an und blickte über seine Schulter.

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