Detektiv Asbjörn Krag: Die bekanntesten Krimis und Detektivgeschichten. Sven Elvestad
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Читать онлайн книгу Detektiv Asbjörn Krag: Die bekanntesten Krimis und Detektivgeschichten - Sven Elvestad страница 43
»Sie sprechen, als hätten wir ihn schon.«
»Ja, das haben wir doch auch – beinahe.«
Der Admiral sah über das Wasser hin. Es rauschte jetzt stark von dem Südwind, der ihnen entgegenwehte, und das kleine Kriegsschiff schwankte heftig in dem Seegang.
»Den Scheinwerfer spielen lassen!« rief er über das Verdeck.
»Zu Befehl, Herr Admiral,« erwiderte eine Stimme.
Auf der Steuerbordseite begann es nun aus einer Maschinerie zu funkeln, und plötzlich lag das weiße Lichtband weit über dem Wasser. Ganz weit draußen kreuzte es sich mit dem suchenden Lichte des anderen Torpedobootes.
»Rechts!« rief der Admiral.
»Zu Befehl, rechts!« lautete die Antwort, und das Licht begann langsam in einem ungeheuren Bogen über die Wellen hinzufegen. Wo es hintraf, wurde es taghell, selbst die Schaumkämme auf den Wellen traten klar hervor. Es war, als sähe man das Meer in einem Kinobild.
»Halt!«
Ganz weit draußen war ein schwarzer Gegenstand in das weiße, suchende Licht geraten. Der Admiral ergriff ein Fernglas und führte es ans Auge, aber legte es gleich wieder weg.
»Nur eines der Wilson-Boote,« sagte er.
Das Licht drehte sich um den ganzen Horizont, ohne daß ein einziges Schiff entdeckt wurde. Der Admiral ließ es wieder zurückgehen, aber auch jetzt war nichts anderes zu sehen, als das Wilson-Boot, das in einsamer Majestät über den stummen Fjord dampfte.
Der Admiral wandte sich dem Detektiv zu.
»Sie sehen selbst,« sagte er, »wir haben wenig Hoffnung. Nach einem kleinen Schleppdampfer auf offenem Meere zu fahnden, ist akkurat so, als wollte man in einem Heuschober nach einer Nadel suchen. Und trotzdem wollen Sie behaupten, daß der rotbärtige Ingenieur beinahe in unseren Händen ist?«
»Absolut,« erwiderte Krag. »Ich habe mich nämlich an ganz bestimmte Tatsachen zu halten.«
Er erklärte dann dem Admiral alles, was er während der Fahrt an der kleinen Haltestelle aufgeschnappt hatte, auf der Eisenbahnstation Moß und durch das Fredrikshavner Telephon. Er enthüllte den Plan des Ingenieurs Barra mit dem Automobil und konstatierte, daß der Vorsprung des Ingenieurs trotz alledem nicht bedeutend sein konnte.
»Wie wurde der Dampfer ›Anna‹ beschrieben?« fragte der Admiral, der Asbjörn Krags Darstellung mit Interesse und Spannung angehört hatte.
»Hoher Schornstein mit rotem und schwarzem Streifen. Zwei Maste, ziemlich niedriges Achterdeck und vorspringender Bug, wie bei einem Panzerschiff en miniature,« erwiderte Krag.
»Wieviel nehmen Sie an, daß geraubt worden ist?« fragte der Admiral.
»Ich vermute, daß es sich um etliche Hunderttausende handelt.«
»Hat er noch andere Sünden aus dem Gewissen?« fragte der Admiral ernst.
»Beinahe Mord!« lautete die Antwort.
»Und Sie glauben, daß er um ›seiner Sache‹ willen noch einen begehen könnte?«
»Ich traue Ingenieur Barra alles zu, um seine Pläne durchzuführen.«
Der Marineoffizier überlegte einen Augenblick. »Ja, dann bleibt nichts anderes übrig,« sagte er. Und er gab Order, die Backbordkanonen einstweilen für blinde Schüsse zu laden, aber scharfe Munition bereit zu halten.
Plötzlich zischte eine rote Rakete zum Himmel auf, platzte knallend hoch oben in der Luft und rieselte in hundert Feuersunken herab.
»Das ist das Signal des anderen Torpedobootes,« sagte der Admiral. »Es will unsere Aufmerksamkeit erregen. Lassen Sie uns sehen, was gemeint ist.«
Der Scheinwerfer des anderen Torpedobootes war nun ununterbrochen auf einen bestimmten Punkt auf dem Meere gerichtet. Das Torpedoboot, an dessen Bord Krag sich befand, richtete sofort sein Licht auch auf denselben Punkt. Und der Admiral nahm wieder sein Glas und sah hin. Dann reichte er das Glas dem Detektiv.
Asbjörn Krag führte es rasch ans Auge: Ganz richtig! Weit draußen sah er deutlich ein kleines Dampfboot mit voller Geschwindigkeit südwärts dampfen.
»Das sieht ja aus – das muß es ja sein!« rief Krag.
»Der Schornstein stimmt nicht,« bemerkte der Admiral. »Es sieht aus wie ein breiter, schwarzer Streifen um das Rohr. Die ›Anna‹ soll doch einen schwarzen und einen roten haben.«
»Diese zwei Farben mit Zwischenraum sind in dieser Nachtbeleuchtung wohl unmöglich zu unterscheiden, Herr Admiral.«
Nach nochmaliger Untersuchung fand auch der Admiral, daß dies sich so verhalten könne, und ließ das Torpedoboot mit höchstmöglicher Geschwindigkeit dem Fredrikshavner nacheilen. Bald war man so nahe, daß man das Dampfschiff ›Anna‹ nach der Beschreibung deutlich erkennen konnte.
»Kanonen klar!« kommandierte der Admiral. Einen Augenblick darauf rollte ein Schuß über die See.
»Wir geben ihnen noch ein paar blinde,« bemerkte der Admiral. »Und hilft das nichts, so haben wir ja schärfere Kost.« Und wieder führte der Admiral das Fernglas ans Auge.
»Sie ergeben sich noch nicht. Aber die Kerle müssen doch merken, daß es Ernst ist!« Und er gab Order, noch einen letzten, blinden Schuß zu lösen.
Da sahen der Admiral und Krag, daß der Dampfer dem anderen Torpedoboot ein Signal gab.
»Aha!« rief der Admiral. »Jetzt kommen sie doch zur Vernunft. Sie verlangsamen die Fahrt und drehen. Sie sind eingeholt. Jetzt wollen wir mit Ihren Verbrechern ein Wörtchen sprechen,« wandte er sich an Asbjörn Krag.
Krag hatte unterdessen durch das Fernglas jeden Mann auf dem Verdeck der ›Anna‹ gründlich untersucht, aber es war ihm nicht gelungen, Ingenieur Barras charakteristische Gestalt zu entdecken. Er sagte dies dem Admiral, aber fügte hinzu, daß der Betreffende sich vermutlich jetzt im Lastenraum versteckt hatte.
»Wahrscheinlich. Aber heraus muß er, und wenn wir ihn ausräuchern sollten,« lachte der Admiral.
Das Torpedoboot war nun Seite an Seite mit dem Dampfer.
»Wie heißt das Boot?« rief der Admiral.
»›Anna‹ aus Fredrikshavn, Kapitän Aage Jensen, ich selbst, zu Diensten,« lautete die Antwort.
»Sie haben einen Mann an Bord, dessen Auslieferung wir verlangen.«
»Wer sollte das sein?«
»Ein rotbärtiger Ingenieur, der sich Barra nennt.«
»Nein,« kam die rasche Antwort, »kennen wir hier an Bord nicht.«
»Wir glauben Ihnen nicht!« erwiderte der Admiral.
»Dann bitte – untersuchen Sie.«
»Gut.«
»Ich