Detektiv Asbjörn Krag: Die bekanntesten Krimis und Detektivgeschichten. Sven Elvestad

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Detektiv Asbjörn Krag: Die bekanntesten Krimis und Detektivgeschichten - Sven Elvestad

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mit ihm sprach, da schlägt mir heftig das Herz. Was müssen das für Ereignisse gewesen sein, die so unauslöschliche Spuren in das Antlitz eines Menschen graben konnten!«

      Ivar Rye hatte zu Ende gesprochen.

      »Wo ist mein Ueberzieher?« sagte er. »Ich muß nun gehen!«

      »Ohne meine Antwort abzuwarten?« fragte Asbjörn Krag.

      »Du weißt ja, wo ich wohne«, antwortete der Freund. »Du kannst kommen, wann du willst. Ich lasse ein Zimmer für dich bereit halten. Aber du mußt innerhalb acht Tagen kommen.«

      »Warum so geschwind?«

      »Nach acht Tagen reise ich ab.«

      Im nächsten Augenblick stand Rye im Ueberzieher da.

      »Ich möchte nur zwei Fragen an dich richten«, sagte Krag.

      »Bitte!«

      »Wer, glaubst du, ist wohl die Ursache von allem dem, der Vater oder die Tochter?«

      »Ich meine, das sei aus meiner Erzählung deutlich hervorgegangen«, erwiderte Rye. »Es ist meine feste Ueberzeugung, daß es der Vater, der alte Oberst ist, der sich mir und seiner Tochter in den Weg stellt. Aber er tut das notgedrungen und mit blutendem Herzen.«

      »Hältst du den Alten für einen Ehrenmann?«

       »Ich mag ihn sehr gern leiden, und ich halte ihn unbedingt für einen Ehrenmann«, antwortete Rye.

      »Schön. Nun noch eine Frage. Weiß die Nachbarschaft etwas von dieser Geschichte?«

      »Ja, da bringst du mich auf etwas, das mich veranlaßt, meine Abreise zu beschleunigen. Es war ja nicht zu vermeiden, daß die Nachbarschaft etwas von unserer Verlobung erfuhr. Ich weiß auch keinen Grund, warum sie nichts davon hätten erfahren dürfen, die Hochzeit war ja auch schon bestimmt. Nun haben sie natürlich auch den Bruch erfahren, und es hat viel Klatsch gegeben. Das ist unangenehm, aber es läßt sich nichts dagegen machen.«

      Als nun Rye gehen wollte, hielt ihn Krag mit noch einer Frage auf.

      »Du hast mir von dem Obersten und Dagny erzählt. Kann nicht auch noch eine dritte Person im Spiele sein?«

      »Was meinst du damit?«

      »Gibt es nicht noch einen Dritten? Ich meine außer dir?«

      Rye drückte die Hand des Freundes.

      »Nein!« sagte er. »Es gibt keinen Dritten. Dafür stehe ich.«

      Nun verabschiedeten sich die beiden Freunde voneinander. Rye ging zum Bahnhof, um abzureisen. Asbjörn Krag blieb noch lange sitzen, tief in Gedanken versunken. Das war jedenfalls eine wunderliche Sache, ohne Aehnlichkeit mit andern Geschichten, mit denen er als Detektiv sonst schon zu tun gehabt hatte.

      Er legte sich die Frage vor, ob er sich überhaupt in diese Sache mischen solle oder nicht.

      Was konnte er tun?

      Hier war ja nicht die geringste Ungesetzlichkeit begangen worden, und so hatte er keine Veranlassung, sich an den alten Obersten und seine Familie zu wenden.

      Aber jedenfalls konnte er seinem alten Freunde Ivar Rye einen Besuch machen und ein paar Tage bei ihm bleiben. Er konnte ja sagen, er wolle sich einige Tage der Ruhe gönnen.

      Am Tage darauf erhielt er eine Postkarte mit folgendem Wortlaut:

      »Lieber Freund! Dein Zimmer steht bereit. Dein Ivar.«

      Allein er zögerte noch immer.

      Da ereignete sich etwas, das ihn veranlaßte, einen raschen Entschluß zu fassen.

      Am Tage, nachdem er die Postkarte erhalten hatte, zeigte ihm der Leiter der Osloer Kriminalpolizei ein Telegramm. Es lautete:

      »Oberst Anders Holger ist in der Nähe seines Hofes lebensgefährlich verletzt aufgefunden worden. Unglücksfall oder Ueberfall. Umstände sehr verdächtig. Gerichtliche Untersuchung im Gang.«

      Oberst Anders Holger, das war ja der alte Oberst, Dagnys Vater.

      Eine Stunde darauf war Asbjörn Krag unterwegs.

      Drittes Kapitel. Der Verdacht

       Inhaltsverzeichnis

      Während der Eisenbahnfahrt befand sich Asbjörn Krag in einer Unruhe, wie er sie selten verspürt hatte. Ein ums andere Mal überdachte er das Telegramm mit der Nachricht von dem rätselhaften Unglücksfall.

      Der alte Oberst war also halbtot in der Nähe seines Hofes aufgefunden worden. Unter verdächtigen Umständen. Es kam Krag sonderbar vor, daß ihm sein Freund Rye davon keine Mitteilung gemacht hatte.

      Verdächtige Umstände! Diese Worte klangen sehr bedenklich. Es mußte ihnen etwas sehr Ernstes zugrunde liegen, sonst hätte das Telegramm kaum so gelautet. Diese Depesche war von einem Berichterstatter ans Telegraphenbüro gerichtet worden. Wahrscheinlich hatten also die Zeitungen Oslos bereits das Publikum in Bewegung gesetzt, und das war dem Detektiv kein angenehmer Gedanke. Es war ihm immer am liebsten, wenn er seine Arbeit in der Stille tun konnte. Er ging durch alle Wagen des Zuges, entdeckte aber zu seiner Freude keinen Journalisten. Nun hatte er also jedenfalls einen halben Tag Vorsprung.

      Einer der Reisenden fing ein Gespräch mit ihm an. Es war ein älterer Herr mit einem gutmütigen Gesicht, ein Versicherungsagent. Während des Gesprächs erwähnte Asbjörn Krag auch den Unglücksfall, der den alten Oberst getroffen hatte, und das interessierte den Versicherungsagenten sehr lebhaft. Es zeigte sich, daß er den Oberst seit mehreren Jahren kannte.

      »Ich hielt viel von dem alten Herrn«, sagte der Agent. »Er war ein Soldat von altem Schrot und Korn, hartköpfig, aber im Grunde herzensgut. Seine Gastfreiheit war großartig.«

      »Da ist er wohl sehr reich?« fragte Krag.

      »Er hatte etwas von seinem Vater geerbt, aber er selbst hat sein Vermögen vervielfacht, denn er hatte einen ausgeprägten Geschäftssinn. An mehreren Fabriken war er beteiligt, trocknete Moore aus und ließ Land urbar machen. Ich glaube, daß sein Vermögen jetzt nach unsern Verhältnissen wohl groß genannt werden darf.«

      Der gesprächige Versicherungsagent erzählte noch allerlei von dem alten Oberst, und Asbjörn Krag lauschte begierig. Die kleinste Kleinigkeit war ihm wichtig, wenn er mit einer derartigen Untersuchung beschäftigt war; alles, was er erfahren konnte, stapelte er in seinem Gehirn auf. Da lag alles gewissermaßen in Schubfächern geordnet, und er konnte nach Bedarf das betreffende Fach aufziehen und durchsuchen.

      Im Laufe des Nachmittags langte der Zug an der kleinen Station an. Krag hatte seinem Freunde Rye keine Ankunft nicht angezeigt und wurde deshalb auch nicht am Bahnhof abgeholt. Es war eine milde und warme Witterung, und Asbjörn Krag freute sich behaglich auf die Wagenfahrt, die er bis zu Ivar Ryes Gutshof zurückzulegen hatte. Er trat in den Kaufladen, um sich einen Wagen zu bestellen.

      »So. Sie wollen also zu Herrn Rittmeister Rye«, sagte der Kaufmann ruhig und sah ihn aufmerksam

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