Der Bergpfarrer Staffel 8 – Heimatroman. Toni Waidacher
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Christian nahm einen kleinen Klappspaten, den er immer am Gürtel trug, und grub damit an der Stelle. Es dauerte nicht lange, bis er auf das Gekröse und das Fell stieß.
»Das darf doch net wahr sein!« stieß er ärgerlich hervor. »Geht das jetzt wieder los!«
Lange Zeit war es ruhig gewesen, was die Wilderei anbetraf. Die Jagdpächter des Ainringer Waldes hatten jedenfalls lange keinen Fall mehr gemeldet. Doch so wie es schien, hatte jemand seinen Jagddrang nicht mehr zügeln können und sich auf die verbotente Pirsch gemacht.
Nur Nero war es zu verdanken gewesen, daß diese frevelhafte Tat entdeckt wurde. Bei seiner Schnüffelei auf dem Waldboden, mußte er die Spur aufgenommen haben. Wäre der Förster hier ohne den Hund spazieren gegangen, würde er die Stelle nie entdeckt haben.
Kopfschüttelnd grub Christian den Fund wieder ein, nachdem er den Boden eingehend untersucht hatte. Jetzt sah er auch Blutspritzer zwischen den Gräsern und auf dem Laub. Der Wilddieb mußte das erlegte Reh gleich hier, an Ort und Stelle, abgezogen und ausgenommen haben.
Der junge Förster seufzte, als er weiterging. Diese Entdeckung bedeutete natürlich zusätzliche Arbeit. Vor allem nachts würde er Streife gehen müssen, und wenn die Wilderei noch ärger wurde, dann blieb ihm nichts anderes übrig, als die Jagdpächter zusammenzurufen und zusammen mit ihnen zu versuchen, dem Verbrecher das Handwerk zu legen.
Maria Ruland sah gleich, als ihr Mann nach Hause kam, daß etwas geschehen war. Christians Gesicht sprach Bände. Still hörte sie zu, was er berichtete.
Natürlich dachte die junge Frau an ihren Vater. Aber sie wußte, daß er sich damals nichts mehr hatte zu schulden kommen lassen. Jetzt arbeitete er in der Sägemühle, und seinem Schwiegersohn war er eine zusätzliche Hilfe, wenn einmal Not am Mann war.
»Hast’ denn schon einen Verdacht?« fragte Maria, als sie beim Essen saßen.
Christian schüttelte den Kopf. Auf dem Nachhauseweg hatte er intensiv überlegt, welcher von seinen alten ›Bekannten‹ dafür in Frage kam. Aber die, an die er dachte, saßen entweder eine Haftstrafe ab, oder sie wohnten nicht mehr im Wachnertal.
»Nein, keinen bestimmten«, antwortete der junge Förster. »Aber ich werd’ nach dem Essen den Max anrufen. Tut mir leid für ihn, daß ich ihm da noch extra Arbeit mach’, wo er doch schon mit der Kirchweih alle Hände voll zu tun hat. Aber das läßt sich net ändern.«
»Apropos – der Florian freut sich schon darauf, auf die Kirchweih zu geh’n«, sagte Maria.
Christian strich seinem Sohn über den Kopf.
»Was möchtest denn am liebsten machen?« fragte er.
Der Bub strahlte über das ganze Gesicht und verkündete: »Karussellfahren!«
*
Sebastian Trenker hatte den ganzen Vormittag in seinem Arbeitszimmer zugebracht. Auch wenn es manchmal eine lästige Pflicht war, so wußte der gute Hirte von St. Johann doch, daß es keinen Zweck hatte, die schriftlichen Arbeiten vor sich herzuschieben. Irgendwann würde der Papierberg so hoch geworden sein, daß man sich überhaupt nicht mehr zurechtfand.
Jetzt blitzte der Schreibtisch, und der Geistliche lehnte sich zufrieden zurück. Als sein Bruder dann wenig später zum Essen ins Pfarrhaus kam, erkundigte sich Sebastian, ob es etwas Neues von der Kirchweih gab.
»Zum Glück net«, antwortete Max. »Es ist alles ruhig geblieben, und eigentlich war schon recht früh Schluß. Aber damit war ja auch zu rechnen. Heut’ nachmittag haben die zwei anderen Kollegen Dienst, und wir lösen sie am Abend dann ab.«
Sophie Tappert hatte ein leichtes Fischgericht gekocht. Saftige Stücke schwammen in einer Weißweinsauce, in die die Haushälterin zusätzlich geschnittene Champignons gegeben hatte. Das Ragout war in einer großen Schüssel angerichtet und mit frischem Dill bestreut worden. Dazu gab es gekochten Reis und Salat aus dem Pfarrgarten. Max griff beherzt zu. Ein fremder Beobachter hätte es kaum für möglich gehalten, daß ein Mensch soviel essen konnte, und er hätte sich gewundert, daß man Max nichts davon ansah. Der war nämlich schlank und rank wie eine Tanne.
Sebastian war erfreut gewesen, zu hören, daß es zu keinen weiteren Auseinandersetzungen zwischen den Schaustellern gekommen war. Dennoch nahm er sich vor, mit den beiden zu reden. Vielleicht gelang es ihm ja, die alte Streitigkeit beizulegen.
Nach dem Essen tranken sie noch einen Kaffee. Max und Sebastian sprachen gerade über Wenzel Ottinger und Anton Kaiser, als das Telefon klingelte. Sophie Tappert nahm den Anruf entgegen und rief nach dem jungen Polizeibeamten.
Max schaltete mittags immer die Anrufweiterleitung ins Pfarrhaus ein, damit er in dringenden Fällen erreichbar war. Dies schien so ein dringender Fall zu sein, jedenfalls war der Anrufer sehr aufgeregt.
»Max, ich bin’s, Christian«, vernahm er die Stimme des Försters. »Ich fürcht’, ich hab’ schlechte Nachrichten...«
Der Beamte hörte zu, was der Anrufer berichtete.
»Auch das noch«, seufzte er.
»So was hat mir gerad’ noch gefehlt!«
»Ich weiß, Max«, meinte Christian Ruland. »Es tut mir ja auch leid.«
»Na ja, du kannst ja nix dafür. Wann wollen wir uns dann treffen?«
»Du brauchst net unbedingt herauskommen«, erwiderte der Forstbeamte. »Ich geh’ am Nachmittag mit der Maria und dem Florian auf die Kirchweih. Ich komm’ dann bei dir, auf dem Revier, vorbei.«
»Ist recht«, sagte Max. »Ich schau’ derweil schon mal im Polizeicomputer nach, ob einer unserer Spezis vielleicht vorzeitig entlassen worden ist. Manchmal vergessen sie auch, einem Bescheid zu geben.«
»Ist gut, also, bis später dann. Pfüat di’, Max.«
»Pfüat di’, Christian«, antwortete der Bruder des Bergpfarrers und legte auf.
Nachdenklich ging er in die Küche zurück, wo Sebastian immer noch saß. Der Geistliche ahnte schon, daß es keine gute Nachricht war, die sein Bruder da erhalten hatte. Als Max ihm dann erzählte, weshalb der Förster angerufen hatte, da konnte Sebastian verstehen, warum der Polizist alles andere als begeistert war.
»Und es gibt keinen Zweifel, der Fund war noch frisch?« erkundigte er sich dennoch.
Max schüttelte den Kopf.
»Nein, keinen Zweifel. Das Blut war noch net ganz getrocknet, es konnte noch net lange her sein, daß das Tier erlegt wurde. Christian schätzt die Tatzeit auf irgendwann nach Mitternacht.«
»Wenn du Hilfe brauchst...«
Es wäre nicht das erste Mal, daß der Seelsorger zusammen mit den anderen Männern nachts auf Streife ging. Um dem Wilderer das Handwerk zu legen, bedurfte es zahlreicher Helfer. Der Ainringer Wald war groß, und der Täter konnte überall zuschlagen. Dabei gab es auch noch mehrere mögliche Fluchtwege, die geeigent waren, etwaigen Verfolgern zu entkommen, wenn man sich nur einigermaßen auskannte.
»Dank’ dir, für das Angebot«, sagte Max. »Jetzt muß ich erstmal