Butler Parker 102 – Kriminalroman. Günter Dönges

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Butler Parker 102 – Kriminalroman - Günter Dönges Butler Parker

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mit seinem sehr müde werdenden Begleiter wieder nach unten zur Hotelhalle. Als sie dort ankamen, war Artie bereits in sich zusammengerutscht und geistig weggetreten.

      »Schnell, einen Arzt«, rief Parker einem Pagen zu. »Den Herrn scheint eine Kreislaufschwäche erfaßt zu haben.«

      Der Chefportier und sein Helfer eilten herbei. Sie nahmen Artie zwischen sich und schleiften ihn umgehend und schnell in den kleinen Korridor neben der Portierloge. Nur kein Aufsehen, das war ihre Parole.

      Artie wurde im Umkleideraum für die Portiers abgelegt, dann alarmierte man einen Arzt.

      »Noch so jung und schon so labil«, stellte Parker gemessen fest. »Nun, die Kunst der Ärzte wird den Bedauernswerten schon wiederherstellen. Falls ich nicht gebraucht werde, meine Herren, möchte ich mich jetzt entfernen.«

      Die beiden Portiers hatten nichts dagegen.

      Josuah Parker ging zurück in die Hotelhalle und sah vom Eingang aus hinunter auf den Minicooper. Der zweite Jungprofi war inzwischen ausgestiegen und lehnte sich gegen den Wagen. Er sah an der Fensterfront des Hotels hoch und rauchte eine Zigarette. Es war jener junge Mann, der die Telefonwache vor der Hängebrücke des Castle gehalten hatte.

      Parker winkte einen Pagen zu sich heran und deutete auf den zweiten Jungprofi am Minicooper.

      »Richten Sie dort dem Herrn im Namen eines gewissen Artie aus, er möge umgehend hinunter zum Fischereihafen fahren, Kai Nr. 9.«

      »Ihr Name, Sir?«

      »Artie!«

      »Artie, Sir?« Der Page sah den Butler ein wenig irritiert an.

      »Artie«, bestätigte der Butler und drückte dem Pagen eine Banknote in die Hand. »Zu Ihrer Erklärung: Es handelt sich um eine Wette.«

      Der Page hatte sich die Zahl auf der, Banknote angesehen und hielt es für richtig, keine weiteren Fragen zu stellen. Er grinste und beeilte sich, seinen Auftrag auszuführen.

      Vom Eingang aus, hinter einer Topfpalme verborgen, beobachtete der Butler das Ergebnis seines kleinen Bluffs. Der Page hatte den zweiten Jungprofi inzwischen erreicht und richtete seinen Auftrag aus.

      Parkers Rechnung ging auf.

      Der zweite Profi hörte den Namen Artie, der für ihn eine Art Codewort darstellte. Er nickte und warf sich förmlich in seinen Minicooper. Die Reifen quietschten, als er lospreschte.

      Als er die Straßenausfahrt des Parkplatzes erreicht hatte, begegnete ihm ein Notarztwagen. Doch darauf achtete er verständlicherweise nicht. Der Minicooper fädelte sich in den Verkehr ein und entschwand Parkers Augen.

      Der Butler war mit sich wieder mal zufrieden. Nun hatte er Zeit, Mylady zu gewissen Zugeständnissen zu überreden.

      *

      Stephan Waters brauchte nur eine Sekunde, um die Spitze der sprichwörtlichen Palme zu erreichen.

      »Das darf doch nicht wahr sein«, brüllte er aufgebracht seine beiden Profis an, die wie begossene Pudel vor ihm standen. »Zwei ausgebuffte Männer lassen sich von einem alten Knilch auf die Bretter legen. So was gibt’s doch nicht!«

      Artie und Ray sahen betreten zu Boden.

      »Der eine wird mit ’nem Kreislaufkollaps ins Hospital geschafft, der andere kurvt unten im Fischereihafen herum.« Waters marschierte vor seinen beiden Leibwächtern auf und ab. »Nun sagt wenigstens etwas! Verteidigt euch!«

      »Der Butler hat’s faustdick hinter den Ohren«, meldete Artie sich zu Wort. »Er muß mir ’ne Spritze in den Unterarm gerammt haben. Ich hab’ den Stich gemerkt, aber da war’s auch schon zu spät. Ich bin erst wieder im Hospital zu mir gekommen.«

      »Und ich bin auf den Namen Artie reingefallen«, entschuldigte sich Ray, der zweite Jungprofi. »Woher er den Namen weiß, kann ich mir nicht erklären.«

      »Wenn einer Profi ist, dann ist das dieser Butler«, stellte Waters wütend fest. »Ihr fahrt zurück in die Stadt und brecht dem Kerl ein paar Knochen.«

      »Das geht nicht, Chef«, sagte Artie.

      »Der Butler ist mitsamt der Lady und der Gesellschafterin abgehauen«, fügte Ray hinzu.

      »Abgehauen? Wohin?«

      »Nach Edinburgh, Pendington-Manor. Ich hab’ mir im Hotel die Postnachsendeadresse geben lassen.«

      »Nach Schottland?« Waters zwang sich zur Ruhe. Konnte er es sich leisten, den Butler zu verfolgen? Die Entfernung nach Edinburgh war schließlich kein Pappenstiel.

      »Ist das mit Schottland sicher?« vergewisserte Waters sich.

      »Ich hab’ den Hotelpagen bestochen«, antwortete Ray, »der Junge wußte das aus erster Hand. Die Nachsendeadresse sollte eigentlich geheimgehalten werden.«

      Ray ahnte nicht, daß Josuah Parker all dies nur inszeniert hatte.

      »Also schön, vergessen wir den Butler und diese komische Lady«, entschied Waters mürrisch. »Wäre ja sinnlos, sie bis nach Schottland zu verfolgen. Irgendwann werde ich diesen Typen aber meine Rechnung unter die Nase halten.«

      Während er noch redete, war das scharfe Schlagen von Helikopter-Rotoren zu hören.

      Das Geräusch des Hubschraubers kam schnell und aufdringlich näher. Dann schien die Maschine über dem Castle stehen zu bleiben.

      Waters öffnete die Tür zu einem Balkon und trat hinaus ins Freie. Er blieb so lange ahnungslos, bis ihm die ersten Geschosse um die Ohren pfiffen.

      Die Schüsse selbst waren nicht zu hören. Der Lärm, der Rotoren verschluckte die Detonationen. Waters war aber Fachmann genug, um die Aufschläge auf dem harten Stein des Castle identifizieren zu können.

      Er betätigte sich umgehend als Freizeitsportler und ging in die Kniebeuge.

      Dann warf er sich auf den Boden und robbte umgemein schnell zurück in den schützenden Raum, während Glassplitter der berstenden Fenster ihn umschwirrten.

      Waters war kreidebleich, als er sich endlich erhob.

      »Artie – Ray!« Seine Stimme überschlug sich. Panik nistete in ihr.

      Die beiden Jungprofis erschienen hinter dem schweren Sofa, wo sie volle Deckung genommen hatten.

      »Holt das Schwein runter!« kreischte Waters und deutete nach draußen.

      Artie und Ray schienen von diesem Auftrag nicht besonders begeistert zu sein. Sie sahen sich etwas zögernd an und gingen dann ohne jede Eile zur Balkontür.

      Ihre Vorsicht zahlte sich aus.

      Als sie endlich auf dem Balkon waren, hatte, der Helikopter bereits abgedreht und schwebte zur Bay hinunter, unerreichbar für Schüsse.

      *

      »Mylady mögen verzeihen, aber eine bessere Unterkunft war in Anbetracht der Kürze der Zeit nicht zu finden«, erklärte der Butler würdevoll und öffnete die hintere Wagentür.

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