Die schönsten Erzählungen von Guy de Maupassant. Ги де Мопассан

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Die schönsten Erzählungen von Guy de Maupassant - Ги де Мопассан

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zu essen gekriegt hatten.

      Und als Mann und Frau allein sich gegenüberstanden, sagte sie mit vor Entsetzen verzerrtem Gesicht:

      – Nu müssen mir nochmal vier Dutzend machen, er hätte sich weeß Gott die Nacht dazuhalten können!

      Und der Mann antwortete etwas resignierter:

      – Jeden Tag könnten mir uns das nich leisten!

      Ein Feigling

       Inhaltsverzeichnis

      Er hieß allgemein in der Gesellschaft der schöne Signoles. Sein Name war Vicomte Gontran Josef de Signoles. Ohne Eltern und im Besitz eines genügenden Vermögens, spielte er eine Rolle, wie man zu sagen pflegt.

      Er hatte gute Manieren, ein angenehmes Äußere und wußte sich leicht auszudrücken, so daß man glaubte, er wäre ein gescheiter Kerl; er besaß eine gewisse natürliche Gracie und den Schein von Vornehmheit – Stolz, einen schönen Schnurrbart und ein schmachtendes Auge, Dinge, die den Weibern gefallen.

      In den Salons war er gern gesehen, ein gesuchter Tänzer, und den Männern flößte er jene Scheu ein, die man Leuten gegenüber empfindet mit einem besonders energischen Aussehen.

      Ein paar Liebschaften wurden ihm nachgesagt, die ihm einen gewissen Junggesellen-Ruf einbrachten: er lebte fröhlich, ruhig dahin im völligen Gleichgewicht. Man wußte, daß er ein guter Fechter war und noch besser Pistole schoß.

      - Wenn ich einmal ein Duell kriegen sollte - pflegte er zu sagen, - würde ich Schußwaffen wählen, denn ich bin meines Schusses sicher.

      Eines Abends hatte er zwei junge Frauen seiner Bekanntschaft, die übrigens in Gesellschaft ihrer Männer waren, ins Theater begleitet und bot ihnen nachher ein Eis bei Tortoni an.

      Sie waren schon einige Minuten da, da sahen sie einen Herrn an einem der Nebentische, der unausgesetzt die eine seiner Nachbarinnen anstarrte. Sie schien das zu stören, sie wurde unruhig und senkte den Kopf. Endlich sagte sie zu ihrem Mann:

      – Sieh doch einmal, wie der mich anguckt, ich kenne ihn nicht, kennst Du ihn:

      Der Mann, der nichts davon bemerkt, blickte hin und erklärte:

      – Ich kenne ihn nicht!

      Da sagte die junge Frau halb lachend, halb ärgerlich:

      – Das ist furchtbar gênant, der Mensch verdirbt mir mein Eis.

      Ihr Mann zuckte mit den Achseln:

      – Ach thu nicht desgleichen. Wenn man sich über jeden Flegel aufhalten wollte, hätte man viel zu thun.

      Aber der Vicomte war plötzlich aufgestanden. Er durfte es nicht dulden, daß der Fremde einen Aufenthalt verleidete, zu dem er geladen. Er fühlte sich gekränkt, denn seinetwegen und auf seine Veranlassung waren seine Freunde hierher gekommen, es war also seine Sache.

      Er ging auf den Herrn zu und sagte:

      – Sie starren diese Dame in einer Art an, die ich nicht dulden kann. Darf ich Sie bitten, dies bleiben zu lassen!

      Der andere antwortete:

      – Lassen Sie mich gefälligst in Frieden!

      Der Vicomte erklärte, indem er die Zähne aufeinanderpreßte:

      – Nehmen Sie sich in Acht, sonst sollen Sie mal sehen, was passiert.

      Der Herr erwiderte nur ein Wort, ein Schimpfwort, das von einem Ende bis zum andern durch das Café klang, sodaß wie in einer automatischen Bewegung alle Köpfe zusammenfuhren. Wer dem Sprecher den Rücken gedreht hatte, wandte sich herum, alle anderen blickten auf; drei Kellner drehten sich auf dem Absatz herum wie Kreisel, die beiden Buffettdamen schnellten in die Höhe und lehnten sich weit vor, als ob sie zwei Automaten wären, die auf einen Druck gehorchten.

      Allgemeines Stillschweigen trat ein, dann schallte plötzlich ein kurzer Ton durch das Cafs, der Vicomte hatte seinem Gegner eine Ohrfeige gegeben.

      Alles erhob sich, um sich dazwischen zu werfen. Karten wurden ausgetauscht.

      Als der Vicomte heimgefahren war, durchmaß er ein paar Minuten sein Zimmer, er war zu erregt, um nachzudenken, ein einziger Gedanke nur blieb ihm: ein Duell! Ohne daß diese Idee ihn besonders bewegt hätte.

      Er hatte gethan was er thun mußte, er hatte sich benommen wie es sich gehörte. Man würde davon reden und sein Benehmen billigen. Und er sagte ganz laut, wie man es in großer Erregung thut:

      – So ein Lümmel, dieser Kerl!

      Dann setzte er sich und dachte nach. Er mußte am Morgen sofort Zeugen suchen. Wen? Er durchsuchte in Gedanken die Vornehmsten seiner Bekannten, endlich wählte er den Marquis de la Tour-Noire und Oberst Bourdin, einen Vertreter des hohen Adels und einen Offizier, das paßte ausgezeichnet.

      Ihre Namen würden in der Zeitung stehen.

      Da fühlte er, daß er Durst hatte, und kurz hintereinander trank er drei Gläser Wasser; dann lief er wieder auf und ab und fühlte sich voll Energie.

      Wenn er sich unerbittlich zeigte, zu allem bereit, außerordentlich strenge gefährliche Bedingungen stellte, indem er auf einem ernsten, sehr ernsten, fürchterlichen Duell bestand, würde sein Gegner wahrscheinlich zurückschrecken und sich entschuldigen.

      Er nahm die Karte, die er aus der Tasche gezogen und die er auf den Tisch geworfen hatte und las sie noch einmal, wie er sie schon im Café mit einem Blick überflogen und dann wieder im Wagen beim Schein jeder vorüberhuschenden Laterne.

      »George Lamil 51 rue Moncey,« nichts weiter. Er betrachtete diese zusammengestellten Buchstaben die ihm wie ein Rätsel schienen voll verborgenen Sinns. George Lamil, wer war das? Was trieb er? Warum hatte er die Dame so angestarrt?

      War es nicht eigentlich empörend, daß ein Fremder, ein Unbekannter, in unser Leben so eindringt, so plötzlich, nur weil es ihm gefällt, eine Frau unverschämt anzustarren? Der Vicomte sagte noch einmal laut:

      – So ein Lümmel!

      Dann blieb er unbeweglich stehen, tief in Gedanken, immer den Blick auf der Karte. Eine Wut stieg in ihm auf gegen dieses Stück Papier, ein Zorn, in dem sich ein seltsames, unbehagliches Gefühl mischte.

      Die Geschichte war doch zu dumm! Er nahm ein Federmesser, das aufgeklappt dalag und durchspießte damit den gegnerischen Namen, als ob er jemanden erdolchte.

      Er mußte sich also schlagen. Sollte er Degen oder Pistolen wählen? Er, denn er hielt sich für den Beleidigten. Mit dem Degen riskierte er weniger, aber die Pistolen würden wohl eher seinen Gegner zum Rückzug veranlassen. Ein Degenduell ist selten tötlich, bei der gegenseitigen Vorsicht der Duellanten, sich nicht zu sehr einander zu nähern, daß die Spitze etwa zu tief eindringt.

      Bei einem Pistolen-Duell wagte er sein Leben, aber er konnte sich ebensogut mit allen Ehren aus her Sache ziehen, ohne daß ein Zusammenstoß wirklich stattfand.

      Er

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