Die schönsten Erzählungen von Guy de Maupassant. Ги де Мопассан
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Читать онлайн книгу Die schönsten Erzählungen von Guy de Maupassant - Ги де Мопассан страница 16
Der Oberst erklärte:
– Alles ist nach den Bedingungen, die Sie gestellt haben, abgemacht. Ihr Gegner wollte zuerst der Beleidigte sein, aber er hat nachgegeben und alles angenommen. Seine Zeugen sind zwei Offiziere.
Der Vicomte sagte:
– Danke!
Der Marquis antwortete:
– Entschuldigen Sie uns, wenn wir gleich wieder fortgehen, aber es müssen noch hundert Dinge geordnet werden. Wir müssen einen guten Arzt suchen, da der Kampf bis zur Kampfunfähigkeit dauern soll. Und Sie wissen, mit Schußwaffen ist nicht zu spaßen. Dann müssen wir den Platz bestimmen, nicht zu weit von einem Gehöft, um den Verwundeten wenn es nötig wäre, hinbringen zu können, kurz wir haben zwei oder drei Stunden gewiß noch zu thun.
Der Vicomte stammelte ein zweites Mal:
– Danke!
Der Oberst fragte:
– Geht es Ihnen gut? Sind Sie ruhig?
– O ganz ruhig, danke!
Die beiden Herren gingen.
Als er sich wieder allein fühlte, war es ihm, als würde er verrückt. Der Diener kam, die Lampe wurde angesteckt, er setzte sich an den Schreibtisch, um Briefe zu schreiben.
Nachdem er an den oberen Rand eines Briefblattes geschrieben: »Mein Testament« durchschüttelte es ihn; er sprang auf und lief davon. Er konnte nicht zwei Gedanken fassen, keinen Entschluß, nichts Entscheidendes.
Also er würde sich schlagen. Es war nicht mehr zu ändern. Aber was ging nur in ihm vor? Er wollte sich schlagen, er hatte die feste Absicht, doch er fühlte trotz aller Anstrengung seines Willens, daß er nicht einmal die nötige Kraft behalten würde, um nur bis zum Rendezvous zu gehen.
Er suchte sich den Kampf vorzustellen, sein Benehmen und das seines Gegners. Ab und zu schlugen ihm mit leisem, kurzem Ton die Zähne zusammen. Er wollte etwas lesen, und er nahm die Regeln des Duells vor von Chateauvillard. Dann fragte er sich:
– Ob mein Gegner ein guter Schütze ist? Vielleicht gar als solcher bekannt? Wie soll ich das wissen!
Er erinnerte sich des Buches von Baron de Vaux über die Pistolenschützen, und er durchlas es von Anfang bis zu Ende. George Lamil war nicht darin genannt. Aber wenn der Mann kein guter Schütze war, würde er doch nicht sofort tötliche Bedingungen und diese gefährliche Waffe angenommen haben.
Er nahm im Vorübergehen aus einem Kasten zwei Pistolen in die Hand zum Schuß und hob den Arm. Aber er zitterte von Kopf bis zu Fuß, und die Mündung fuhr nach allen Seiten hin und her.
Da sagte er sich:
– Unmöglich, so kann ich mich nicht schlagen!
Er betrachtete an der Mündung das schwarze, kleine, tiefe Loch, aus dem der Tod fährt, er dachte an alle Ehrlosigkeit, an die Klatschereien im Club, an die Verachtung der Damen, die Anspielungen in den Zeitungen, und alle Beleidigungen, die ihm Feiglinge zufügen würden.
Er betrachtete immer die Waffe, und als er den Hahn hob, sah er plötzlich eine Patrone darin, deren rotes Papier wie eine Flamme leuchtete. Die Pistole war also zufällig geladen geblieben, und mit unerklärlicher, seltsamer Freude dachte er daran.
Wenn er dem anderen gegenüber sich nicht vornehm und ruhig benahm, wie es sein mußte, würde er ewig verloren sein; er würde einen Makel davontragen, in der Gesellschaft unmöglich werden und jene vornehme, ruhige Art würde er nicht besitzen, das wußte er, das fühlte er.
Und doch war er mutig, denn er wollte sich doch schlagen. Er war mutig, weil - - - weil - - -
Der Gedanke, der ihn anflog, wurde nicht mehr ausgedacht in seinem Geist, denn plötzlich öffnete er weit den Mund, steckte sich die Mündung der Pistole bis zum Hals hinein und drückte los ………..
Als sein Diener erschien, von dem Schuß herbeigelockt, fand er ihn tot auf dem Boden liegen. Ein Blutstrahl hatte das weiße Papier auf dem Schreibtisch benetzt und einen großen, roten Fleck gemacht unter den zwei Worten:
– Mein Testament!
Der Säufer
I
Der Nordwind blies sturmartig und trieb am Himmel riesige Winterwolken hin, schwarz und schwer, die die Erde mit wütenden Regengüssen im Vorüberhuschen tränkten.
Das empörte Meer brüllte und rüttelte an der Küste, stürzte auf das Ufer riesige langsam schäumende Wellen, die sich mit kononenschußartigem Getöse überschlugen.
Ganz langsam kamen sie, eine nach der andern, bergehoch daher und spritzten beim Brausen des Sturmes weiße Schaumwolken von ihren Köpfen in die Luft hinauf, als wäre es der Schweiß von Riesenungetümen.
Der Sturm verfing sich in dem kleinen Thälchen von Uport, pfiff und stöhnte, riß die Schiefer von den Dächern, warf die Fensterläden herunter, stürzte Schornsteine um und tobte derartig in den Straßen, daß man nur längs der Mauern gehen konnte, daß Kinder emporgehoben, wie welke Blätter davongewirbelt und über die Häuser hinaus auf die Felder geschleudert worden wären.
Man hatte die Fischerboote weit aufs Land gezogen, in der Befürchtung, daß das Meer den Strand überschwemmen würde. Ein paar Matrosen kauerten unter dem runden Bauch ihrer auf die Seite gestülpten Schiffe und sahen erschrocken der Wut von Meer und Himmel zu. Dann gingen sie allmählich davon, denn es ward Nacht und im Dunkel versank der wütende Ocean, das Toben der entfesselten Elemente.
Zwei Männer blieben noch zurück, die Hände in den Taschen, mit krummem Rücken; bei dem Regenguß die Wollmützen bis über die Ohren gezogen, zwei große normannische Fischer, mit runden Bärten unter dem Kinn, die Haut braun gebrannt von den salzigen Wellen dort draußen, die Augen blau, mit schwarzer Pupille, jenen scharfen Seemannsaugen, die bis zum fernsten Horizont blicken, wie der Raubvogel auf seine Beute.
Der eine sagte:
– Jeremias komm man mit, wir wolln en bischen Domino speeln!
Der andere zögerte noch, Schnaps und Spiel lockte ihn zwar, denn er wußte, daß er sich bei Paumelle besaufen würde, aber er dachte auch an seine Frau, die ganz allein im Hause geblieben war. Er fragte:
– Du willst mich woll jeden Abend besoffen machen? Was hast Du denn davon? Wenn Du immer betalen mußt?
Aber er freute sich doch in Gedanken an den Schnaps, den er auf fremde Kosten trinken sollte. Mathurin, sein Kamerad, zerrte ihn am Arm: – Komm man mit Jeremias, heut Abend kann man doch nich nach Haus gehen, ohne wat Warmes im Leib. Warum haste denn Angst? Meenste, deine Olle wird dir nicht derweile das Bett wärmen?
Jeremias antwortete:
– Neulich hab ich nich mehr die Thür finden können, da haben sie