Die schönsten Erzählungen von Guy de Maupassant. Ги де Мопассан
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Sie hatte keine Toiletten, keinen Schmuck, nichts, und doch liebte sie nur das, sie fühlte sich dazu geschaffen, sie hätte so gern gefallen, beneidet, gesucht und verführerisch sein mögen.
Sie besaß eine reiche Freundin, mit der sie im Kloster erzogen worden, aber sie mochte sie nicht aufsuchen, denn so schrecklich war es ihr jedesmal, wenn sie von dort zurückkam; sie weinte dann tagelang vor lauter Kummer, Verzweiflung und Elend.
Da kam eines Abends ihr Mann mit Siegesmiene herein, einen großen Brief in der Hand.
– Da ist was für Dich! sagte er.
Sie riß schnell das Couvert auf und fand darin eine gedruckte Einladung folgenden Inhalts:
»Seine Excellenz der Unterrichtsminister und Frau Georg Ramponneau geben sich die Ehre Herrn und Frau Loisel für Montag den 18. Januar zur Soiree ergebenst einzuladen.«
Statt glücklich zu sein, wie ihr Mann es erhofft, warf sie die Einladung mit gerümpfter Nase auf den Tisch und murmelte:
– Was soll mir das nützen?
– Aber liebes Kind, ich dachte, Du würdest glücklich sein. Du kommst nie heraus, und da hast Du nun einmal eine schöne Gelegenheit dazu. Es war schwer genug, die Einladung zu kriegen, alle Welt will eine haben, und nicht alle Beamten kriegen eine. Alle offiziellen Persönlichkeiten werden da sein.
Sie sah ihn erregt an und sagte ungeduldig:
– Was soll ich denn anziehen, um dorthin zu, gehen?
Daran hatte er nicht gedacht und stammelte:
– Gott das Kleid, das Du zum Theater anziehst, das scheint mir doch ganz nett!
Er schwieg, auf den Mund geschlagen, ganz verzweifelt, als er sah, daß seine Frau weinte.
Zwei große Thränen rollten langsam aus den Augenwinkeln herab, und er stammelte:
– Was hast Du denn? Was hast Du denn?
Mit aller Gewalt kämpfte sie ihre Verzweiflung nieder und sagte mit ruhiger Stimme, indem sie ihre nassen Wangen abwischte:
– Garnichts! Aber ich habe kein Kleid und kann also auf das Fest nicht gehen. Gieb die Einladung nur irgend einem Kollegen, dessen Frau besser herausstaffiert ist als ich.
Er war traurig, er antwortete:
– Aber sei doch vernünftig, Mathilde. Wieviel soll denn eine anständige Toilette kosten, die Du vielleicht noch bei anderen Gelegenheiten benutzen könntest. Sie braucht ja nur ganz einfach zu sein!
Sie dachte ein paar Sekunden nach, rechnete und überlegte auch, welche Summe sie wohl verlangen könnte, ohne daß der sparsame Beamte sofort nein gesagt hätte und außer sich gewesen wäre.
Endlich antwortete sie zögernd:
– Ich weiß nicht recht, aber ich denke mit vierhundert Franken müßte es gehen.
Er war bleich geworden, denn er wollte gerade diese Summe bei Seite legen, um sich ein Gewehr zu kaufen und einmal auf die Jagd zu gehen, den folgenden Sommer in Nanterre, wo er mit ein paar Freunden Sonntags sich vergnügen konnte. Aber dennoch sagte er:
– Gut, Du sollst vierhundert Franken bekommen, Und nun sieh zu, daß Du ein schönes Kleid kriegst.
Der Tag des Festes rückte heran, aber Frau Loisel schien traurig, unruhig, ängstlich, obgleich ihre Toilette fertig war. Da sagte eines Tages ihr Mann zu ihr:
– Was hast Du denn, Du bist seit einiger Zeit so sonderbar!
Und sie antwortete:
– Ach, mir ist es so unangenehm, daß ich keinen Schmuck habe, keinen Stein, nichts anzuthun. Ich werde eine recht traurige Figur machen, ich möchte am liebsten garnicht hingehen.
Er antwortete:
– Nimm doch natürliche Blumen, das ist sehr chik jetzt, und für zehn Franken bekommst Du zwei oder drei prachtvolle Rosen.
Doch sie war nicht davon überzeugt:
– Nein, es giebt nichts Demütigenderes, als unter all den reichen Frauen so armselig aufzutreten!
Aber ihr Mann rief:
– Sei doch nicht dumm, geh doch mal zu Deiner Freundin Forestier und bitte sie, sie soll Dir irgend einen Schmuck borgen. Du kennst sie doch genau genug dazu.
Sie stieß einen Freudenschrei aus. Das war eine gute Idee, daran hatte sie nicht gedacht.
Am nächsten Tage ging sie zu ihrer Freundin und teilte ihr den Grund ihrer Niedergeschlagenheit, mit. Frau Forestier trat an ihren Spiegelschrank, nahm daraus einen großen Kasten, brachte ihn, öffnete ihn und sagte zu Frau Loisel:
– Bitte, such Dir etwas aus.
Sie sah zuerst Armbänder; dann ein Perlenhalsband, dann ein Venezianisches Kreuz aus Gold, eine wundervolle Arbeit, und all den Schmuck probierte sie vor dem Spiegel an. Sie zögerte, sie konnte sich nicht entschließen, die Sachen aus der Hand zu geben, und sie fragte immer:
– Hast Du noch etwas anderes?
– Aber gewiß, wühle nur, ich weiß ja nicht, was Dir gefällt.
Plötzlich entdeckte sie in einem Etui von schwarzem Satin eine wundervolle Diamanten-Riviere, und ihr Herz begann vor Sehnsucht danach zu schlagen. Ihre Hände zitterten, als sie den Schmuck in die Hand nahm sie legte ihn um den Hals auf dem geschlossenen Kleid, sie war ganz weg über sich selbst.
Dann fragte sie zögernd, voller Angst:
– Willst Du mir das borgen? Nur das?
– Aber gewiß, sehr gern!
Sie fiel ihrer Freundin um den Hals, küßte sie herzlich und lief mit ihrem Schatze davon.
Der Tag des Festes kam, Frau Loisel hatte einen großen Erfolg. Sie war hübscher als alle, elegant, graziös, lächelte und war vor Freude ganz verrückt.
Alle Herren blickten sie an, fragten, wer es wäre, ließen sich ihr vorstellen. Alle jungen Beamten wollten mit ihr tanzen, sogar der Minister ward auf sie aufmerksam. Sie tanzte wie trunken vor Freude und Glück, dachte an nichts mehr im Triumph ihrer Schönheit, in der Wonne ihres Erfolges, wie von einer Art Wolke umhüllt, aus all dieser Bewunderung, aus all diesem Courmachen gewoben, von all den geheimem Wünschen umgeben, durch diesen vollständigen Sieg, der den Frauenherzen so teuer ist.
Gegen vier Uhr Morgens ging sie fort. Ihr Mann schlief schon seit Mitternacht in einem kleinen verlassenen Salon mit drei anderen Herren, deren Frauen sich auch gut unterhielten.
Er warf ihr die Überkleider um die Schultern,