Karin Bucha Staffel 4 – Liebesroman. Karin Bucha

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Karin Bucha Staffel 4 – Liebesroman - Karin Bucha Karin Bucha Staffel

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funkelte ihn an, etwas wie Haß glaubte er in diesem Blick zu lesen.

      »Bitte, lassen Sie Doktor Murphy aus dem Spiel!«

      »Gut, lassen wir diesen Burschen vorläufig aus dem Spiel«, sagte er hart. »Erst müssen wir unsere Angelegenheit in Ordnung bringen.«

      »Aber ich habe doch gar nichts mit Ihnen zu schaffen«, fuhr sie auf, verzweifelt und unglücklich.

      »Sie weichen mir aus«, entgegnete er unerbittlich. »Dann haben Sie also unsere Bekanntschaft als nette Abwechslung aufgefaßt? Was ich zwischen uns gefühlt habe und was zu schön war, als daß ich jemals daran zweifeln konnte, das war für Sie nur ein Spiel?«

      Er umfaßte ihre Schulter.

      »Du weißt es genau, du liebst mich! Du willst mich nur quälen. Du willst dich rächen. Ich schwöre dir, Gunhild, daß ich dich mit keinem Wort belogen habe. Hier sind meine Papiere. Daraus wirst du alles Wissenswerte lesen können.

      Wenn du ruhiger geworden bist und wenn du mir wahrheitsgetreu die eine Frage beantworten kannst, dann komme ich wieder.«

      Gunhild saß in sich zusammengesunken. Sie lauschte seinen Worten. Sie hörte, wie er die Brieftasche auf den Tisch legte und mit festen Schritten zur Tür ging.

      Sie stand auf, unschlüssig und zögernd.

      Zaghaft griff sie nach der Brieftasche. Der herbe Geruch, der immer um Michael war, entschwebte auch der Ledertasche.

      Dann blätterte sie mit bebenden Fingern in den Papieren.

      Als sie alles gelesen hatte, sank sie, abermals überwältigt von der Gedankenflut, die sie bestürmte, auf den Stuhl zurück.

      Hätte sie ihm nicht einfach die Tasche zurückgeben müssen, ohne einen Blick hineinzuwerfen? Sie hatte ihm kein Zutrauen bewiesen, sie hatte sich im Glauben an ihn und seine Liebe erschüttern lassen. Und er – würde er ihr diese Wankelmütigkeit verzeihen können?

      Sie raffte die Papiere vom Tisch und barg sie wieder sorgfältig in der Ledertasche. Dann trat sie zum Spiegel, fuhr sich glättend über das Haar, kühlte die brennenden Augen und verließ ihre Kabine. Sie suchte unverzüglich Michael in seiner Kabine auf.

      *

      Aus großen, verständnislosen Augen starrte Iris Mayring die Haushälterin Doktor Hellbergs an.

      »Verreist?« wiederholte sie. »Und Sie können mir nicht sagen, wohin Doktor Hellberg gefahren ist?«

      »Doktor Hellberg ist mit großem Gepäck auf die Reise gegangen, ein Beweis, daß er nicht so bald zurückkommen wird. Alle Vorbereitungen, die Herr Doktor getroffen hat, schließen auf ein längeres Ausbleiben.«

      In einem heillosen Durcheinander hetzten sich die Gedanken hinter Iris’ Stirn.

      Alles war zu spät. Die Kinder waren fort, nun auch noch Doktor Hellberg. Nahm jetzt etwa alles seinen verhängnisvollen Lauf?

      »Bitte, treten Sie doch ein!« forderte die Haushälterin die Erschöpfte freundlich auf, und Iris, die sich kaum noch auf den Beinen halten konnte, kam dieser Einladung nach.

      Die alte Dame hatte sich Iris Mayring gegenüber gesetzt. »Ist Ihnen nicht wohl?« fragte sie.

      »Mein Kopf!« stöhnte Iris auf.

      So sehr sie sich auch dagegen wehrte, das Druckgefühl in ihrem Kopf wurde immer unerträglicher, es verwirrte sogar ihr Denken und machte ihr das Sprechen schwer.

      »Warten Sie einen Augenblick, ich hole Ihnen eine Tablette!«

      Hilfsbereit lief die alte Dame davon.

      Iris lehnte sich mit geschlossenen Augen zurück. Ihr Herz hämmerte. Bis zum Halse herauf spürte sie den wilden Schlag, und das Blut schoß ihr in die Schläfen.

      Als die Haushälterin Doktor Hellbergs mit einem Glas Wasser und Tabletten zurückkehrte, fand sie ihre Besucherin ohnmächtig am Boden liegend vor.

      Die alte Dame erschrak furchtbar.

      Sie versuchte, als der erste Schreck überwunden war, Iris ins Bewußtsein zurückzurufen. Aber jeder Versuch mißlang.

      Iris Mayrings Kopf glühte vor Fieber.

      Da trommelte die Haushälterin die Hausmädchen zusammen und setzte sich mit einem Arzt in Verbindung.

      Eine Stunde später lag Iris Mayring im Krankenhaus.

      »Schweres Nervenfieber«, stellte der Arzt fest. »Benachrichtigen Sie die Angehörigen der Kranken, sofern Sie einen Anhaltspunkt aus ihren Papieren finden können.«

      *

      Als Doktor Mayring Gunhild verlassen hatte, suchte er unverzüglich das Postamt des Schiffes auf. Man händigte ihm ein Telegramm aus.

      Hastig erbrach es Michael und las:

      »Sitze auf ›Manuela‹. Erwarte in Rio Ankunft der ›Pernambuco‹. Ohnesorg.«

      Doktor Mayring lächelte grimmig vor sich hin. Harry mußte zusehen, wie er die Tage des Wartens hinbrachte. Noch war er ja da, um über jeden Schritt Murphys zu wachen.

      Auf dem Weg in die Kabine lief ihm ein Mann mit Vollbart in den Weg.

      Doktor Mayring grüßte. Merkwürdig, er wurde das Gefühl nicht los, daß dieser Mann ihm sehr oft in den Weg lief. Jedenfalls sah er ihm stets mit besonderem Interesse ins Gesicht.

      Vor seiner Kabine traf er auf Gunhild, die ihm ein Stück entgegenkam, als sie ihn erblickte.

      Sein aufleuchtender Blick umfaßte ihr erregtes Gesicht.

      »Kann ich Sie einen Augenblick sprechen?« bat sie.

      Doktor Mayring zog das geliebte Mädchen mit sich in den Lesesalon, wo er sie sanft in einen Sessel drückte.

      »Gottlob«, sagte er und ließ sich gegenüber nieder. »Man fühlt sich nicht mehr sicher.«

      Gunhilds Mund verzog sich ein wenig spöttisch.

      »Haben Sie solch ein schlechtes Gewissen?«

      Sehr ernst erwiderte er:

      »Durchaus nicht. Ich kann aber meine Pläne nur jemandem mitteilen, dem ich restlos vertraue, und das ist Ihnen gegenüber der Fall, Gunhild.«

      Gunhild war entwaffnet. Über den Tisch hinweg reichte sie ihm seine Brieftasche zurück.

      »Ich danke Ihnen, auch für den Beweis dieses Vertrauens«, sagte sie kleinlaut. »Ich habe mir alles genau angesehen, damit ich endlich klarsehe.«

      Michael nickte.

      »Man hat Ihnen tüchtig zugesetzt, kleine Gunhild. Vorerst aber beantworten Sie mir eine Frage: Wußten Sie, daß Herr Ohnesorg mit der ›Manuela‹ fährt?«

      »Woher wissen Sie denn das?« stellte sie die Gegenfrage.

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