Ausgewählte Lustspiele von Ludwig Thoma (Volksstücken und Bauernschwänke). Ludwig Thoma
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FRAU HIERLINGER: O ja! Dös woaß ma.
SOPHERL: Er is aba da so trauri g’wen!
FRAU HIERLINGER: O mei! Die Mäh…na! In an Vierteljahr speanzelt a scho lang mit einer andern…
HIERLINGER: Dös kennst net, daß dös lauta Schmarrn is?
FRAU HIERLINGER: Dös is aus ‘n Leb’n geschöpft…
HIERLINGER: Ja! Am… gebrochenen… Härzen, sag’ i… Geh’ ma, sunst schöpfst d’ a no was aus ‘n Leb’n… sie stehen auf.
DIE HUTBESITZERIN: Da hört si alles auf! Der grobe Laggl, der unkultifierte, möcht mir an Huat abi stöß‘n… und sei Schmieslmadam hat selba den größt’n Bletschari auf!
HIERLINGER im Abgehen: Tean S’ Eahna halt’n, Sie! Sunst wer i ungalant, Sie Mistamsel, Sie abscheilige!…
HUTBESITZERIN: Ah! Ah…
FRAU HIERLINGER: Geh zu, Xaver! Mit keiner solchenen Sunntagsbagaschl streit man doch nicht!… Die Familie Hierlinger geht ab. Es wird dunkel.
DIENER: Es muß ab-solu-te Ruhä herrschen… Nächster Film.
Das Duell
Personen:
Professor Dr. Adolar Weller
Elsa, seine Frau
Botho von Lenin, Gutsbesitzer, Major a. D., und Gertrud, seine Frau, Eltern der Frau Dr. Weller Hans von Lenin, Assessor, deren Sohn Fritz von Platow, Leutnant Wilhelm von Sassen, Leutnant
Szene: Wohnzimmer des Dr. Adolar Weller. Gewöhnlich möbliert. Professor Weller sitzt am Schreibtische. Es klopft.
DR. WELLER: Herein! W. von Sassen in Infanterieuniform tritt ein.
SASSEN: Habe ich die Ehre, Herrn Professor Dr. Weller zu sprechen?
DR. WELLER: Gewiß.
SASSEN steif: Gestatten! Wilhelm von Sassen, Sekondeleutnant. Sie hatten gestern kleines Rencontre mit Kamerad von Platow?
DR. WELLER: Ich hatte eine sehr ernste Sache…
SASSEN: Na, das geht mich nichts an. Ich habe Ihnen im Auftrage des Herrn von Platow eine Forderung zu überbringen. Pistolen. Fünfzehn Schritt Distanz. Dreimaliger Kugelwechsel.
DR. WELLER: Was? Herr von Platow fordert mich? Das ist stark!
SASSEN: Ich bitte, keine Kritik. Bin lediglich Kartellträger. Wollen mir Dritten bestimmen, mit dem ich Näheres vereinbare.
DR. WELLER: Da hört doch alles auf.
SASSEN drohend: Sie verweigern die Satisfaktion?
DR. WELLER sehr bestürzt: Weigern? Nein. Das heißt, ja. Oder vielmehr, das ist unglaublich. Satisfaktion, das heißt doch Genugtuung, die verlangt doch nur der Beleidigte. Nicht der Beleidiger. Erlauben Sie mir, das ist doch keine Vernunft!
SASSEN: Das spielt hier keine Rolle. Ich komme in einer Stunde wieder und erwarte Ihre definitive Entscheidung. Ab.
DR. WELLER erregt auf-und abgehend: Das ist unglaublich. Das ist unerhört. Ich erwische den Herrn in der denkbar kitzlichsten Situation bei meiner Frau – und er will dafür von mir Genugtuung haben. Er von mir! Botho von Lenin, seine Frau und sein Sohn treten rasch ein: ‘n Tag!
BOTHO VON L.: Hier sind wir.
DR. WELLER: Grüß Gott, Papa, grüß Gott, Mama.
BOTHO V. L.: Dein Telegramm kam gestern abend. Was ist los?
DR. WELLER: Eine sehr unangenehme Sache.
FRAU VON L.: Elschen ist doch nicht krank?
DR. WELLER: Sie ist sehr gesund – aber, um es kurz zu sagen, sie hat mich betrogen.
BOTHO VON L.: Herr Schwiegersohn!
FRAU VON L.: Eine Lenin betrügt nicht!
ASSESSOR VON L.: Was erlauben Sie sich eigentlich?
DR. WELLER: Bitte, es handelt sich nicht um glauben oder nicht glauben. Elsa ist geständig.
BOTHO VON L.: Wer ist der Schurke?
DR. WELLER: Ein Herr von Platow.
ASSESSOR VON L.: Der bei den Gardehusaren stand?
DR. WELLER: Ja.
BOTHO VON L.: Das ändert die Sache allerdings.
FRAU VON L.: Jedenfalls ist er von Familie.
DR. WELLER: Ich kann den Unterschied nicht sehen aber ich habe Elsa verziehen.
BOTHO VON L.: Na, sieh mal! Das ist doch das einzig Richtige!
ASSESSOR VON L.: Derartige Affären sind erst unangenehm, wenn Skandal entsteht.
DR. WELLER: Ich liebe Elsa – und ich dachte an ihre Jugend.
FRAU VON L.: Sie ist noch ein Kind, ein törichtes kleines Kind! Sie dachte sich vielleicht gar nichts dabei.
BOTHO VON L.. Es is ja nich schön – aber du lieber Gott! Wir sind alle mal jung gewesen. Je weniger darüber gesprochen wird, desto besser.
FRAU VON L.: Und wenn du nicht zu hart gegen sie warst, werdet ihr euch herzlich versöhnen, und sie wird dir auch nichts nachtragen.
ASSESSOR VON L.: Die ganze Kiste ist wieder beigelegt.
DR. WELLER: Es kommt noch ein Nachspiel.
BOTHO VON L.: Du wirst doch kein unliebsames Aufsehen erregen wollen mit Scheidung oder Prozeß oder so was?
FRAU VON L.: Nur keine Sensation!
DR. WELLER: Ich sagte euch doch, ich habe ihr verziehen – aber Herr von Platow hat mir eine Pistolenforderung geschickt.
BOTHO VON L.: Wieso?
ASSESSOR VON L.: Hat ein Wortwechsel stattgefunden?
DR. WELLER: Nein, eigentlich nicht. Die Sache ging zu schnell. Als er mich sah, stürzte er zur Türe hinaus, nimmt den Säbel vom Nagel, und die Treppe hinunter. Ich schrie ihm nach: »Sie sind ein gemeiner Mensch!« »Was?« sagte er. »Jawohl!« sagte ich. Da wollte er wieder herauf, mit dem Säbel in der Hand. Ich schlug aber schnell die Türe zu.
ASSESSOR VON L.: Na, also!
DR.