Mami Staffel 3 – Familienroman. Gisela Reutling

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Mami Staffel 3 – Familienroman - Gisela Reutling Mami Staffel

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gestern kennengelernt. Aber irgendwie werde ich schon mit ihm fertig. Ich muß es doch Reinhard zuliebe versuchen, nicht wahr? Obwohl ich noch keine Ahnung habe, was dieses Kind von mir erwartet.«

      Er spürte, wie alles in ihm versteinerte, obwohl sich doch unzählige Sätze aus Vorwürfen, Wut und Zorn in seinem Kopf bildeten.

      »Du wärst mit mir ganz sicher nicht glücklich geworden, Kai. Du hättest viel für mich getan, aber ohne Überzeugung. Darum gebe ich dich frei und bitte dich, mich ebenfalls ohne Groll aus unserer Beziehung zu entlassen.«

      Warum konnte er nicht aussprechen, was er noch vor einer Stunde Ralf Nolte anvertraut hatte? Warum war er nicht imstande, um Klaudia zu kämpfen? War es die Erschöpfung der letzten Wochen, die ihn daran hinderte? Oder begriff er, daß jeder Versuch zwecklos war und er sich mit jeder Frage nur tiefer in eine unverdiente Demütigung begab?

      »Du kannst mich jederzeit anrufen, wenn du es dir anders überlegt hast, Klaudia«, brachte er mit brüchiger Stimme hervor. Es war nur ein winziger Funken Hoffnung, der ihm die Kraft dazu gab. »Ich liebe dich. Nicht einmal dieser Schock, den du mir jetzt versetzt, kann etwas an meinen Gefühlen für dich ändern. Vergiß es nicht.«

      »Danke für dein Verständnis«, flüsterte sie und ließ den Motor schon wieder an, um den Abschied nicht endlos hinauszuschieben. »Ich werde dich auch nie vergessen. Glaub’s mir bitte.«

      Kai antwortete nicht. Wieder lastete das Schweigen zwischen ihnen und signalisierte das endgültig Ende eines Traums. »Du kannst mich an der Ecke absetzen. Die letzten Meter geh ich zu Fuß.«

      An der Ecke stieg er aus, schulterte seine beiden Taschen und ging mit langen Schritten durch die feuchkalte Abendluft bis zu dem Haus, in dem er seit Jahren ein kleines Appartement bewohnte. Als er die Tür aufschloß, kam ihm der Duft vom Gulasch entgegen. Kai schüttelte sich. Er hatte keinen Appetit.

      Er trat ans Fenster und öffnete es. Dann erst schaltete er das Licht an. Auf dem kleinen Glastisch vor der Couch stand ein Strauß dunkelroter Rosen. Er wußte sofort, daß sie aus Klaudias Garten stammten. In den vergangenen Jahren hatte der Anblick dieser letzten herbstlichen Rosen zu seinem Glück gehört. Nun wiesen sie ihn unbarmherzig daraufhin, daß Klaudia nur noch Dankbarkeit für ihn empfand. Ja, sie dankte ihm, weil er ohne großes Lamento aus ihrem Leben verschwand!

      *

      Rena Liebold arbeitete seit zwei Monaten als Praktikantin in der Moderedaktion der Zeitschrift »Mega« und war sehr bemüht, Fleiß und Eifer zu beweisen. Darum war sie heute länger geblieben und hatte die von ihrer Chefin Klaudia von Redwitz ausgewählten Modefotos fein säuberlich in dafür bestimmte Hüllen gelegt. Es war schon lange Feierabend, aber sie ließ sich Zeit. Mit Klaudia von Redwitz, die die Redaktion seit zwei Jahren leitete, war eben nicht zu spaßen. Das hatte Rena ziemlich schnell von den Kollegen gehört. Die Chefin konnte unberechenbar und gemein werden, wenn ihr was nicht paßte.

      Rena legte den ersten Stapel der Fotos gerade beiseite, da öffnete sich die Tür und Frau von Redwitz sah ins Zimmer. Ohne daß es einen Anlaß dazu gab, überlegte Rena gleich, womit sie ihre Anwesenheit begründen sollte. Was sie auch sagte, die schöne Vorgesetzte durfte es nicht in den falschen Hals bekommen.

      »Sie arbeiten noch?« fragte die aber nur und lächelte sogar anerkennend.

      »Ja, Frau von Redwitz. Damit morgen früh alles gleich zur Hand ist.«

      »Es ist gleich sieben Uhr, Rena. Machen Sie Feierabend. Haben Sie nichts vor?«

      »Nein. Nein, wirklich nicht.«

      Rena hatte ganz kurze Haare,

      die von erdbeerfarbenen Strähnen durchzogen waren und sie wie ein Punkmädchen aussehen ließen. In ihrer Verwirrung fuhr sie sich durch die Frisur.

      Klaudia entging die Verwirrung der jungen Frau nicht. Wahrscheinlich fragte Rena sich, warum sie ihr so überflüssige Fragen stellte. Sollte sie der Praktikantin einfach gestehen, wie ungern sie abends das Büro verließ, um allein in die riesige Villa ihres Mannes zu fahren? Nein, das paßte nicht zu einer Chefin.

      »Gut. Dann kommen Sie mit. Wir gehen unten ins Bistro. Ich lade Sie zu einem Glas Wein ein.«

      »Das… wollen Sie?« Rena schnappte nach Luft. »Natürlich, danke. Ich komme sehr gern mit.«

      Klaudia von Redwitz trug ein sündteures, sehr schlichtes Kostüm. Um ihren leichtgebräunten Hals lag ein dreireihiges Perlencollier, daß vorn mit einer Brillantschließe zusammengehalten wurde. Wie man im Kollegenkreis munkelte, war sie schon immer sehr elegant und damenhaft aufgetreten. Sie galt als Dame von Welt. Und daß sie nur noch zu ihrem Vergnügen arbeitete, weil sie als Frau von Reinhard von Redwitz auf keinerlei Einkommen angewiesen war, tuschelte man auch.

      In Windeseile sorgte Rena für Ordnung auf ihrem Tisch. Ob die Redwitz ihr beim Wein eine Standpauke halten wollte? Hatte sie etwas falsch gemacht?

      »Hetzen Sie sich nicht«, lächelte die gnädig. »Das Bistro unten läuft uns ja nicht weg.«

      Das Bistro im Parterre des Bürohauses galt allen Redaktionsmitgliedern als Luxus-Kantine oder Zufluchtsort. Hier war es angenehm ruhig, nichts störte die Atmosphäre zwischen Kerzenlicht und Espresso-Duft. Klaudia steuerte einen Ecktisch an, der Ober kam und nahm ihr den nerzgefütterten Mantel ab.

      »Ich hoffe, Sie haben nichts an meiner Arbeit auszusetzen, Frau von Redwitz«, begann Rena schüchtern, nachdem sie sich mit einem Glas Weißwein zugeprostet hatten. »Das würde mich sehr unglücklich machen.«

      »Unglücklich?« Klaudia lachte leise auf. »Was weiß ein junges Ding wie Sie schon vom Unglück!?« Sie kramte Zigaretten aus ihrer Tasche und wartete, bis der Ober ihr Feuer reichte. »Ich bin sogar sehr zufrieden mit Ihnen«, verriet sie nach dem ersten Zug. »Sie haben Ehrgeiz, nicht wahr? Wie lange noch und Sie nehmen auf meinem Sessel Platz?« Sie lachte auf, und strahlte dabei aber eine sympathische Wärme aus.

      »Auf Ihrem Sessel? Niemals. Ich bin doch viel zu jung.«

      »Die Zeit vergeht schnell, Rena. Und Sie haben das Zeug dazu, einmal meine Nachfolgerin zu werden. Es schadet nie, länger als andere zu arbeiten. Das haben Sie auch schon kapiert.« Sie zwinkerte ihr kumpelhaft zu und stieß Rena in noch größere Verwirrung.

      »An einem Novemberabend wie diesem arbeitet es sich gut.«

      Wieder lachte Klaudia. »So? Mich stimmt der November oft melancholisch. Außerdem ist heute mein Hochzeitstag.«

      »Oh! Ich beglückwünsche Sie. Der wievielte denn?«

      »Der zweite.«

      »Ihr Mann wird Sie mit einer Überraschung erwarten, Frau von Redwitz«, es klang tröstlich, wenn auch unsicher.

      »Mein Mann ist in Washington.«

      »Es tut mir leid.«

      »Ich bin es gewöhnt. Letztes Jahr um diese Zeit war er in Kuala Lumpur, das ist in Malaysia, Südos­t­asien.«

      Rena war beeindruckt. Sie hob das Glas an die Lippen und nippte am Wein. »Ich kenne Ihren Mann aus dem Fernsehen. Ich find’ ihn toll.«

      »Danke.« Das Danke entschlüpfte Klaudia wie ein Seufzer. »Heute ist es nicht mal kalt. Petrus hat uns zum nebligen Trübsinn wenigstens noch einige milde Tage geschenkt. Ich

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