Der Herr der Welt. Robert Hugh Benson
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Percy neigte zu der Annahme, dass das zweite Bild die größte Wahrscheinlichkeit für sich habe, aber sicher konnte man bei keinem derselben sein, und so schob er sie achtlos wieder zusammen und legte sie in das Fach zurück.
Dann stützte er die Ellenbogen auf den Tisch und begann nachzudenken.
Er gab sich Mühe, sich ins Gedächtnis zurückzurufen, was Mr. Varhaus, der amerikanische Senator, ihm über Felsenburgh gesagt hatte, und doch schien es nicht genügend, um als Tatsache gelten zu können. Felsenburgh schien keine der in der modernen Politik gebräuchlichen Methoden in Anwendung gebracht zu haben. Er beachtete keinerlei Zeitung, tadelte niemanden und trat auch für niemanden ein; er hatte keine Mithelfer und machte keinen Gebrauch von den gewohnten Mitteln, sich durch Bestechung Anhänger zu verschaffen; es gab keinerlei Beschuldigung, die gegen ihn hätte erhoben werden können. Es schien eher, als ob seine Originalität in seinen reinen Händen und in seiner makellosen Vergangenheit läge — darin, und in seinem magnetischen Charakter. Er war eine Erscheinung, wie sie eher dem Zeitalter des ritterlichen Sinnes angehörte, eine reine, offene Persönlichkeit, die gleich einem frohen, unschuldigen Kinde sofort für sich einnahm. Er hatte das Volk überrascht, als er damals wie eine Vision den finsteren, wogenden Wassern des amerikanischen Sozialismus entstiegen war — jenen Wassern, die seit einem Jahrhundert, seit der Zeit der grundstürzenden, sozialen Revolution unter den Nachfolgern und Jüngern Hearsts, nur mit Gewalt zurückgehalten werden konnten, um nicht in einem neuen Sturme sich zu entfesseln. Der Erfolg jener Revolution war das Ende der Plutokratie gewesen; die bekannten alten Gesetze von 1914 hatten einige der Eiterbeulen jener Zeit zum Bersten gebracht, und die Verordnungen von 1915 und 1916 hatten die Neubildung solcher in einer, der ehemaligen ähnlichen, Stärke verhindert. Das war ohne Zweifel die Rettung Amerikas gewesen, wenn diese Rettung auch von einer nichts weniger als begeisternden, sondern geradezu trostlosen Art war; und nun war dieser abgestandenen, sozialistischen Hefe diese romantische Erscheinung, die ihresgleichen bisher nicht aufzuweisen hatte, entstiegen … So hatte es wenigstens der Senator dargestellt. Die Sache bot bisher zu wenig sichergestellte Momente für Percy, und so ließ er sie vorläufig fallen.
Es war doch eine leidige Welt, sagte er zu sich selbst, indem seine Gedanken sich der Heimat zuwandten. Alles schien so hoffnungs- und wirkungslos. Auch wenn er sich bemühte, seine geistlichen Mitbrüder außer Erwägung zu lassen, so musste er sich doch immer wieder sagen, dass sie nicht die Männer waren, wie die gegenwärtige Lage sie erforderte. Nicht, als ob er sich selbst über sie stellte, nein, er war sich vollkommen bewusst, dass auch er durchaus untauglich sei. Hatte er das nicht eben dem armen Father Francis gegenüber bewiesen, und vorher bei ungezählten anderen, die sich während der letzten zehn Jahre in dem Todeskampfe ihres Glaubens an ihn geklammert hatten? Sogar der Erzbischof, ein so heiligmäßiger Mann er auch sein mochte, mit seinem kinderfrommen Glauben — war das der Mann, wie er zur Führung der englischen Katholiken und zur Vernichtung ihrer Gegner notwendig war? Es schien auf dieser Erde keine Riesen mehr zu geben.
Was, was, um des Himmels willen, war zu tun? Er vergrub sein Gesicht in seine Hände …
Ja, was die Kirche brauchte, das war ein neuer Orden; die alten waren, wenn auch nicht durch ihre eigene Schuld, an ihre Regel gebunden. Ein Orden war notwendig, ein Orden ohne Habit und Tonsur, ohne Traditionen und Gewohnheiten, ein Orden mit nichts als einer vollständigen, rückhaltlosen Hingabe und ohne Stolz selbst auf die heiligsten Privilegien, ohne Vergangenheit und damit ohne die Möglichkeit, sich selbstgefällig in jene zurückzuziehen. Seine Angehörigen müssten die Franktireurs2 der Armee Christi bilden, den Jesuiten ähnlich … Aber ein Gründer musste sich finden. — Doch wer, um Gottes willen, wer? — ein Gründer, nackt dem nackten Christus folgend. Ja, Franktireurs aus allen Ständen, Priester, Bischöfe, Laien und Frauen, mit den drei Gelübden natürlich, und einer besonderen Klausel, durch welche für immer und in jeder Form auch korporatives Besitzrecht verboten würde. — Jede empfangene Gabe müsste dem Bischof übergeben werden, aus dessen Diözese sie stammte, und dieser müsste für den Unterhalt und etwaige durch Reisen verursachte Ausgaben aufkommen. O, was könnte da nicht alles gewirkt werden! … Er war ganz hingerissen von seiner Idee.
Dann wieder rief er sich in die Wirklichkeit zurück und nannte sich einen Narren. War nicht diese Idee so alt wie die Welt, und auch ebenso nutzlos für praktische Zwecke? Und war es nicht der Traum eines jeden seeleneifrigen Mannes seit dem ersten Jahre der Erlösung gewesen, dass solch ein Orden gegründet werden sollte? … Er war ein Narr …
Und wiederum begann er, alles zu überdenken. Sicher, das war es, was erforderlich war, um mit Erfolg den Kampf gegen die Freimaurer aufzunehmen. Und Frauen, auch Frauen! — War nicht ein Versuch nach dem anderen misslungen, weil die Menschen der Macht der Frauen vergessen hatten? Dieser Fehler war es, der einst Napoleon zu Fall gebracht hatte; er hatte einst Josephine vertraut und sie hatte ihn enttäuscht; deshalb traute er keiner anderen Frau mehr. Auch in der katholischen Kirche war der Frau kein anderer aktiver Anteil übertragen worden, als entweder Arbeit ganz niedriger Art, oder die mit der Erziehung verbundene, und gab es denn sonst keinerlei Feld für andere Betätigung als dieses? Nun, es war ja doch nutzlos, sich darüber Gedanken zu machen. Und ihn ging die Sache ja schließlich nichts an. Wenn Papst Angelicus, der jetzt in Rom regierte, es nicht für gut fand, den Gedanken aufzunehmen, wie konnte ein eingebildeter Narr von einem Priester in Westminster sich unterfangen, es zu tun?
Und sich an die Brust schlagend, nahm er sein Brevier zur Hand.
Nach einer halben Stunde war er damit zu Ende und versank wieder in Nachsinnen, aber diesmal