Fürstenkrone Staffel 8 – Adelsroman. Maria Czigler Bianca
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Dann betrat Nanni an Hans von Adelsbachs Seite den großen Salon und nahm an der Kopfseite zwischen ihm und der Fürstin Aufstellung. Sie meinte in dem Moment, sie müsse sterben. Noch nie in ihrem Leben hatte ihr Herz so rasch geschlagen, und noch nie hatte sie sich vor den nächsten Minuten derart gefürchtet wie gerade in dem Augenblick.
»Graf und Gräfin von Rodegg«, meldete in dem Moment der Diener Karl die ersten Gäste. Ein mittelaltes Paar kam zur Tür herein, begrüßte zuerst Fürstin Johanna, dann Nanni und
Hans.
Der Graf hatte Nanni die Hand geküßt, während seine Frau das Mädchen an Hans’ Seite mit unverhohlener Neugierde ansah.
»Graf Holderbach und Baronin von Steinheim«, meldete Karl die nächsten Gäste.
So ging es weiter, bis ganz zum Schluß Christianes Kommilitonin Monika Herbst und Robert Schwartz, der Gartenbauingenieur, gemeldet wurden. Als er Nanni zwischen Fürstin Johanna und Prinz Hans die Gäste begrüßen sah, wäre ihm fast das Herz stehen geblieben.
»Nanni«, murmelte er, nachdem er die Fürstin und deren Enkel begrüßt hatte, »was um alles in der Welt machst du denn hier?«
»Das könnt’ ich dich auch fragen«, erwiderte das hübsche Mädchen. Just in dem Moment kam als Ehrengast des Abends Christiane die Treppe herunter. Sie sah hinreißend aus, und Fürstin Johanna hatte recht gehabt, nur sie oder Nanni Burgner kamen als Schönste des Abends in Frage. Dies war zwar kein offizieller Titel, aber kein Ball oder Empfang war gegeben worden, bei dem sich die Gäste nicht über die Schönste des Abends einig gewesen wären.
Dann begann die Kapelle zu spielen, und Christiane eröffnete den Abend, indem sie mit Graf Rodegg tanzte. Der fühlte sich geschmeichelt, als er darum gebeten wurde, mit dem Ehrengast des Abends den gemütlichen Teil des Empfangs zu eröffnen.
Hans wich Nanni nicht von der Seite. Als er sie um den ersten Tanz bat, zögerte sie einen Augenblick, doch bevor sie ablehnen konnte sagte Hans: »Bitte… ich habe mich so darauf gefreut, mit Ihnen zu tanzen.«
Das kam so ehrlich und freundlich heraus, daß Nanni, die immer noch das Gefühl hatte, als ob Hans sich über sie lustig machte, die Bedenken über Bord warf und mit ihm tanzte.
Als Hans seinen Arm um ihre Schultern legte und sie die ersten Takte mit ihm tanzte, meinte Nanni, in einem Film zu sein. Sie spürte die Blicke der anderen, und sie spürte, wie Hans sie an sich zog und wie sie mit ihm über das Parkett glitt.
Als der Tanz zu Ende war, bedankte Hans sich bei ihr und sagte, er wolle sie jemand vorstellen.
Nannis Herz schlug heftiger als sonst, als sie fragte: »Wem denn?«
»Meiner Tante Sophie«, antwortete Hans. »Sie haben Sie vorhin beim Empfang schon kennengelernt, aber Sie möchte das hübsche Mädel an meiner Seite, so hat sie zu mir gesagt, ein bisserl näher anschauen.«
Nanni blieb stehen und atmete tief durch. »Ich kann das alles gar nicht glauben«, murmelte sie.
»Was denn?«
»Das hier alles.« Nanni sah sich rasch um. »Ich bin ein Gärtnermädchen und gehöre nicht in eine solche Gesellschaft. Ich hab’ das Gefühl, daß ich mir was nehm’, was mir nicht zusteht. Vor allem, daß das böse Erwachen noch kommen wird.«
Hans blieb mitten im Salon stehen. Um sie herum wurde getanzt und gescherzt, doch er sah Nanni plötzlich mit ernstem Blick an.
»Wissen Sie«, fragte er, »daß Sie mich faszinieren, seit ich Sie zum ersten Mal im Salon meiner Großmutter gesehen hab’? Und wenn Sie träumen, dann träum’ ich auch. Aber anders als Sie.«
»Was soll das denn heißen?« Nanni schluckte, plötzlich hatte sie einen trockenen Mund.
»Verzeihen Sie, Marianne«, murmelte Hans von Adelsbach, »aber ich glaub’, ich hab’ mich in Sie verliebt.«
*
Als Prinzessin Christiane die Treppe herunter in den großen Salon ging, sahen ihr alle entgegen, und einen Moment lang hatte sie ein flaues Gefühl im Magen, doch als sie die freundlich lächelnden Gesichter sah, atmete sie durch und ging auch die letzten Stufen hinunter in den großen Salon. Tanten und sonstige Verwandte kamen auf sie zu und beglückwünschten sie zu ihrem bestandenen Examen, und ihre Großmutter sagte, sie solle den Abend eröffnen, indem sie mit Graf Rodegg tanze. Der stand gleich daneben, fühlte sich sehr geschmeichelt und tat, was Fürstin Johanna vorgeschlagen hatte. Er verbeugte sich vor Christiane und bat sie um den Tanz.
Nachdem sie mit Graf Rodegg getanzt hatte, tanzte sie mit Ludwig von Schall, einem entfernten Cousin, dem man nachsagte, er habe ein Auge auf sie geworfen. Christiane hatte Ludwig schon lange nicht mehr gesehen und nach dem Tanz wußte sie, daß sie nicht viel versäumt hatte.
Dann sah sie sich nach ihrer Kommilitonin Monika um. Seit dem ersten Tag des gemeinsamen Studiums waren sie unzertrennlich gewesen. Monika war noch nie auf Schloß Adelsbach gewesen, doch nun stand sie mit Robert Schwartz in der Nähe des Ausgangs in den Park. Die beiden schienen sich gut zu amüsieren, denn sie lachten.
»Haben Sie geübt?« fragte Christiane, als sie zu den beiden trat und Robert ansah.
Der bekam rote Wangen und sah sie fast ein wenig fassungslos an.
»Haben Sie vergessen, daß ich zu Ihnen gesagt hab’, Sie sollten üben, weil ich mit Ihnen tanzen möcht’?« Christiane sah Robert mit amüsiertem Blick an.
Monika Herbst grinste plötzlich übers ganze Gesicht. Sie war am Vortag angereist, und Christiane hatte ihr eröffnet, daß sie den Adelsbachschen Gartenbauingenieur als ihren Begleiter eingeladen habe.
»Du hast ihn nur für mich eingeladen?« Monika hatte es gar nicht glauben wollen.
Christiane hatte gelächelt und geantwortet: »Wenn du nichts verrätst, dann gestehe ich dir, daß ich Robert hauptsächlich für mich eingeladen habe. Du bist eine derartig gute Tarnung, daß ich nicht widerstehen konnte.«
»Hast du was mit diesem Robert im Sinn?« hatte Monika wissen wollen.
Da hatte Christiane von Adelsbach tief durchgeatmet und dann mit den Schultern gezuckt.
»Ich finde Robert total süß«, hatte sie gesagt, »aber er erstickt so in Normen und Formen, daß man kaum ein gescheites Wort mit ihm reden kann. Ich hab’ schon ein paarmal versucht, ihm auszureden, daß er mich mit Hoheit anredet. Aber das kann er wohl nicht sein lassen. Ich versuch’, der Sache dann die Spannung zu nehmen, indem ich ihn mit Herr Ingenieur anred’, aber das ist ihm wohl wurscht.«
»Vielleicht kann ich ihn ja für dich ein wenig locker machen«, hatte Monika gesagt.
»Kommen Sie«, forderte Christiane Robert auf, »der nächste Tanz gehört uns beiden.«
Als Christiane seine Hand nahm, schien Robert sich für einen winzigen Augenblick zu sträuben. Doch die hübsche Prinzessin nahm dies zum Anlaß, zu spötteln.
»Geben S’ jeden Widerstand auf, Herr Ingenieur«, sagte sie, »nachher geben S’ mir die Schuld, was versäumt zu haben.«
Robert