Gesammelte Gedichte von Rainer Maria Rilke. Rainer Maria Rilke

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Gesammelte Gedichte von Rainer Maria Rilke - Rainer Maria  Rilke

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gerade von dem Sanften und Zarten

       haben wir irgendein Wissen:

       wie von einem geheimen Garten,

       wie von einem samtenen Kissen,

       das sich uns unter den Schlummer schiebt,

       wie von etwas, das uns liebt

       mit einer verwirrenden Zärtlichkeit, -

       aber viele Worte sind weit.

       Viele Worte sind aus den Sinnen entflohn

       und aus der Welt.

       Haben sich horchend um deinen Thron,

       wie um einen steigenden Ton,

       Mutter Maria, gestellt;

       und dein Sohn

       lächelt sie an:

       Sieh deinen Sohn.

      Dein Garten wollt ich sein zuerst

       Inhaltsverzeichnis

      Dein Garten wollt ich sein zuerst

       und Ranken haben und Rabatten

       und deine Schönheit überschatten,

       damit du mit dem muttermatten

       Lächeln gern mir wiederkehrst.

       Da aber - als du kamst und gingst,

       ist etwas mit dir eingetreten:

       da ruft mich zu den roten Beeten,

       wenn du mir aus den weißen winkst.

      Unsre Mütter sind schon müd;

       Inhaltsverzeichnis

      Unsre Mütter sind schon müd;

       und wenn wir sie ängstlich drängen,

       lassen sie die Hände hängen,

       und sie glauben fernen Klängen:

       Oh, wir haben auch geblüht!

       Und sie nähen an den weißen

       Kleidern, die wir schnell zerreißen,

       in dem staubigen Stubenlicht.

       Wie sie sich so treu befleißen,

       und da sehn sie unsre heißen

       Hände nicht...

       Und wir müssen sie dir zeigen,

       wenn die Mutter nicht mehr wacht;

       und sie werden in der Nacht

       wie zwei weiße Flammen steigen.

      Ich war einmal so kinderkühl

       Inhaltsverzeichnis

      Ich war einmal so kinderkühl:

       da traf mich alles wie ein Bangen.

       Jetzt ist mir jede Angst vergangen,

       nur diese wärmt mir noch die Wangen:

       ich fürchte mich vor dem Gefühl.

       Es ist nicht mehr das Tal, darin ein Lied

       wie schützend seine lichten Schwingen breitet, -

       es ist ein Turm, der vor den Fluren flieht,

       bis meine Sehnsucht hoch vom Saume sieht

       und zitternd mit der fremden Stärke streitet,

       die sie so selig von den Zinnen zieht.

      Maria, du weinst

       Inhaltsverzeichnis

      Maria,

       du weinst, - ich weiß.

       Und da möcht ich weinen

       zu deinem Preis.

       Mit der Stirne auf Steinen

       weinen...

       Deine Hände sind heiß;

       könnt ich dir Tasten darunterschieben,

       dann wäre dir doch ein Lied geblieben.

       Aber die Stunde stirbt ohne Vermächtnis...

      Gestern hab ich im Traum gesehn

       Inhaltsverzeichnis

      Gestern hab ich im Traum gesehn

       einen Stern in der Stille stehn.

       Und ich fühlte: Madonna sprach:

       Diesem Stern in der Nacht blüh nach.

       Und ich nahm alle Kraft zu Rat.

       Grad und schlank aus des Hemdes Schnee

       streckte ich mich. - Und das Blühen tat

       mir auf einmal weh...

      Wie kam, wie kam aus deinem Schoß

       Inhaltsverzeichnis

      Wie kam, wie kam aus deinem Schoß,

       Maria, so viel Lichte los

       und so viel Gram?

       Wer war dein Bräutigam?

       Du rufst, du rufst, - und du vergisst,

       dass du nicht mehr dieselbe bist,

       die mir in Kühle kam.

      

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