Gesammelte Gedichte von Rainer Maria Rilke. Rainer Maria Rilke

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Gesammelte Gedichte von Rainer Maria Rilke - Rainer Maria  Rilke

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stehn noch die kühlen Spuren ihres Spieles

       in nächtiger Luft.

      Gebet

       Inhaltsverzeichnis

      Ernster Engel aus Ebenholz:

       Du riesige Ruh.

       Dein Schweigen schmolz

       noch nie in den Bränden

       von Büßerhänden.

       Flammenumflehter!

       Deine Beter

       sind stolz:

       wie du.

       Der du versteinst,

       du über den Blicken beginnender

       König, erkiese

       dir ein Geschlecht,

       dem du gerecht

       erscheinst,

       saumsinnender

       Riese.

       Du, aller Matten

       Furchteinflößer,

       Einer ist größer

       als du: dein Schatten.

      Mädchen-Gestalten

       Inhaltsverzeichnis

       Als du mich einst gefunden hast

       Viele Fähren sind auf den Flüssen

       Ich bin ein Waise

       Ich war ein Kind und träumte viel

      Als du mich einst gefunden hast

       Inhaltsverzeichnis

      Als du mich einst gefunden hast,

       da war ich klein, so klein,

       und blühte wie ein Lindenast

       nur still in dich hinein.

       Vor Kleinheit war ich namenlos

       und sehnte mich so hin,

       bis du mir sagst, dass ich zu groß

       für jeden Namen bin:

       Da fühl ich, dass ich eines bin

       mit Mythe, Mai und Meer,

       und wie der Duft des Weines bin

       ich deiner Seele schwer...

      Viele Fähren sind auf den Flüssen

       Inhaltsverzeichnis

      Viele Fähren sind auf den Flüssen,

       und eine bringt sicher ihn;

       aber ich kann nicht küssen,

       so wird er vorüberziehn. -

       Draußen war Mai.

       Auf unserer alten Kommode

       brannten der Kerzen zwei;

       die Mutter sprach mit dem Tode,

       da brach ihr die Stimme entzwei.

       Und wie ich klein in der Stille stand,

       reichte ich nicht in das fremde Land,

       das meine Mutter bange erkannt,

       ragte nur bis zum Bettesrand,

       fand allein ihre blasse Hand,

       von der ich Segen bekam.

       Aber der Vater, von Wahnsinn wund,

       riss mich hoch an der Mutter Mund,

       der mir den Segen nahm.

      Ich bin ein Waise

       Inhaltsverzeichnis

      Ich bin ein Waise. Nie

       hat jemand um meinetwillen

       die Geschichten berichtet, die

       die Kinder bestärken und stillen.

       Wo kommt mir das plötzlich her?

       Wer hat es mir zugetragen?

       Für ihn weiß ich alles Sagen

       und was man erzählt am Meer.

      Ich war ein Kind und träumte viel

       Inhaltsverzeichnis

      Ich war ein Kind und träumte viel

       und hatte noch nicht Mai;

       da trug ein Mann sein Seitenspiel

       an unserm Hof vorbei.

       Da hab ich bange aufgeschaut:

       "O Mutter, lass mich frei..."

       Bei seiner Laute erstem Laut

       brach etwas mir entzwei.

       Ich wusste, eh sein Sang begann:

       Es wird mein Leben sein.

       Sing nicht, sing nicht, du fremder Mann:

      

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