Der Buddhismus. Gottfried Hierzenberger
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Diese zwölf Glieder beschreiben die bedingte Entstehung der fünf Daseinsgruppen im Laufe von drei aufeinander folgenden Existenzen: Unwissenheit und Karmaformationen gehören zur vergangenen, die acht Glieder von Bewusstsein bis Werden zur gegenwärtigen, Geburt sowie Alter und Tod zur zukünftigen Existenz. Man kann daraus sehen, dass das Rad des Lebens keinen Anfang hat: Leidenschaften und Taten führen zur Geburt, die Geburt führt zu Leidenschaften und Taten und so fort.
Dieses System der Bedingten Entstehung, das die Tatsache des Samsāra, des anfanglosen Kreislaufs der Wiedergeburten, erklärt, lässt sich vereinfacht auf drei Dinge zurückführen: auf die Leidenschaft, die Tat und deren Ergebnis. Die Leidenschaft verdirbt die Tat, und die Tat führt zu einem bestimmten Ergebnis.
Leidenschaft ist im weitesten Sinn als Antrieb zu verstehen, der in allen Bereichen, also auch im Feinstofflichen und Unkörperlichen – als Sehnsucht, unbedingtes Wollen und Illusion – wirksam wird.
Tat wird verstanden als Willensregung, die in körperliche, sprachliche und geistige Handlungen umgesetzt wird. Der Buddha erkannte – anders als die indische Tradition vor ihm den Ort der Tat im Geist; es sind also nur die bewusst gewollten, also streng persönlichen Taten damit gemeint.
Ergebnis wird als Frucht der Tat verstanden, und der Buddha sieht darin immer nur Leiden, weil sich die Leiden in der jeweiligen Daseinsform, in der man wiedergeboren wird, auswirken. So ist jede Tat schädlich – auch wenn sie angenehme Folgen zeitigt –, weil sie den Täter im Samsāra festhält.
Der einzige Ausweg besteht daher im Nicht-Tun und im Bekämpfen und Vernichten der Leidenschaften; nur so kann der Mensch dem Kreislauf entgehen und in die Transzendenz des Nirvāna eingehen.
Der Weg zum Nirvāna
Der Edle achtgliedrige Pfad (= die vierte der Edlen Wahrheiten) lässt sich auch auf drei Grundelemente zurückführen, die unerlässlich sind, um den Geist von Unreinheiten (āsrava) zu befreien und auf das Un-Bedingte, den Eingang in das Nirvāna vorzubereiten: Sie lauten Sittlichkeit, Sammlung und Wissen.
Sittlichkeit (sīla): Sie besteht nach der Lehre des Buddha in bewusster und willentlicher Enthaltung von falschem Verhalten des Körpers (Tötung von Lebewesen, Diebstahl, Unzucht), der Sprache (Lüge, Verleumdung, barsche und unnütze Rede) und des Geistes (Gier, Feindseligkeit, falsches Denken). Das Ziel ist: jede Handlung zu vermeiden, die jemand anderen verletzen könnte. Von den Laien verlangte der Buddha nur die Beachtung der folgenden fünf Sittenregeln (Selbstverpflichtungen = pancasilā): Vermeidung von Tötung, Diebstahl, Lüge, Unkeuschheit und Genuss von Rauschmitteln, weil dieser zur Unbedachtsamkeit und damit zum Bruch der vier Hauptregeln führt. Traditionellerweise verpflichten sich fromme Laien an bestimmten Festtagen noch zu weiteren Enthaltungen: Sexualverkehr, Mahlzeiten nach Mittag, Benutzung von Parfüms und Salben, Tragen von Schmuck, Teilnahme an öffentlichen Belustigungen, Benutzung prachtvoller Betten.
Sammlung (samādhi): Darunter versteht der Buddha die Konzentration des Geistes auf einen Punkt und wird gewöhnlich durch neun aufeinander folgende Stufen der Meditation erlernt; zu Beginn übt der Geist noch seine natürlichen Aktivitäten aus (Wahl eines Gegenstands der Meditation und wohldurchdachte Beurteilung desselben), dann befreit er sich davon und wird zunehmend klarer. Auf der neunten Stufe zerstört er durch Wissen jede Wahrnehmung und Empfindung und erlangt die Erleuchtung (= das Nirvāna in dieser Welt). Die Sammlung kann noch durch den Hellblick (vipasyanā) vervollkommnet werden und aktiviert im Meditierenden sechs höhere Geisteskräfte (abhijnā): magische Kraft, himmlisches Auge, Gedankenlesen, himmlisches Hören, Erinnerung an frühere Existenzen, Zerstörung der Unreinheiten (die sechste ist bereits eine überweltliche Geisteskraft). Der Buddha empfahl darüber hinaus noch, beim Meditieren Gedanken der Güte (maitrī), des Mitleids (karunā), der Mitfreude (muditā) und des Gleichmuts (upeksā) in alle Richtungen auszustrahlen und die ganze Welt in diese grenzenlosen Empfindungen einzuhüllen.
Wissen (prajnā): Das ist auf dem Weg des Buddha das letzte und wichtigste Element, denn durch Sammlung allein kann man nicht die vollkommene Reinheit des Geistes erreichen und in die Ruhe und den Frieden des Nirvāna eingehen. Unter diesem Wissen versteht der Buddha eine klare und präzise Einsicht und Zusammenschau der gesamten Lehre. Wenn nämlich dieses Wissen völlig frei ist von Verblendung und Irrtum, erkennt der Geist die wahre Natur der Dinge – nämlich deren Bedingtheit –, zerreißt dadurch die letzten Verbindungen mit der Welt und wird sich seiner »Befreiung durch Wissen« (prajnāvimukti) bewusst.
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