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Schnel­le und Fül­le wie­der ein, dass ich rasch ins Haus zu­rück muss­te oder sie in ei­nem mit­ge­brach­ten Merk­büch­lein durch Stich­wör­ter ver­haf­ten. Als ich für das be­sag­te Buch das Bac­chus­lied des Lo­ren­zo de’Me­di­ci und die Stro­phen des Po­li­zi­an mit ih­rem rei­chen Reim­schmuck über­setz­te, da woll­te des öf­tern die reim­be­schränk­te deut­sche Spra­che nicht ger­ne mit. Aber ich brauch­te mich nur in den Ufer­sand zu stre­cken, so tat das Ra­di­um, oder was es sonst war, auf eine mich sel­ber über­ra­schen­de Wei­se sei­ne Schul­dig­keit: die Rei­me füg­ten sich na­tür­lich ein, und die Ver­se flos­sen zwang­los, ohne Ver­ren­kung. Und das rhyth­mi­sche An­rol­len und Zu­rück­rol­len der Wel­len stell­te die zer­ris­se­ne Har­mo­nie des In­nern wie­der her.

      Oft­mals kam auch Hil­de­brand, der in For­te sei­ne Ab­hand­lun­gen über künst­le­ri­sche Din­ge schrieb, mit ei­nem Stoß Ma­nu­skript mit­ten in mei­ne Ar­beit hin­ein, da­mit ich ihm hül­fe, sei­ne zy­klo­pi­schen Sät­ze für das Ver­ständ­nis des Le­sers zu­recht­zu­häm­mern. Die­se Un­ter­bre­chung ließ ich mir ger­ne ge­fal­len, denn die Er­qui­ckung, die von den stun­den­lan­gen, geis­tent­bin­den­den Zwie­ge­sprä­chen aus­ging, mach­te den Zeit­ver­lust reich­lich gut.

      Ich habe nie den grei­sen Faust be­grif­fen, den die »zweck­lo­se Kraft un­bän­di­ger Ele­men­te« zum Verzwei­feln be­ängs­tet, weil mit dem prah­le­ri­schen Ge­tue der Wo­gen nichts Nütz­li­ches ge­leis­tet ist. Wer weiß, wie bald es der Tech­nik ein­fal­len wird, sich auch die­se Ur­kraft zu bän­di­gen, in­dem sie Wun­der­ge­sta­de wie die­se mit höchst zweck­vol­len An­stal­ten, Kraft­werk an Kraft­werk um­säumt, je­den Fuß­breit frei­er Schön­heit ver­nich­tend, dass der alte Meer­gott sein grün um­kränz­tes Bet­te nicht mehr kennt. Ob dann nicht ei­nes Ta­ges die Ur­dä­mo­nen die Ge­duld ver­lie­ren wer­den, dass sie die ver­greis­te Erdrin­de in Stücke schla­gen, sich viel­leicht wie­der ein­mal den Mond her­un­ter­lan­gen und mit den zer­spreng­ten Kon­ti­nen­ten so­lan­ge Fuß­ball spie­len, bis al­ler Platz frei wird für ein neu­es, wie­der kind­li­ches Ge­schlecht. Sie wer­den noch wis­sen, wie es ge­macht wird, wenn sie auch für jetzt nur je und je klei­ne Pro­be­stück­chen vor­füh­ren. Ich den­ke an ge­wis­se Win­ter­näch­te, die ich al­lein mit mei­nem Müt­ter­chen in dem klei­nen Haus ver­brach­te, wo kei­ne Frau des Dor­fes mit uns schla­fen woll­te, weil auf und ab an dem don­nern­den Strand in die­ser Jah­res­zeit kei­ne an­de­re Men­schen­see­le at­me­te als wir. Da stand ich al­lein die lan­gen Stun­den am Fens­ter, wäh­rend sie schlief, und sah im wech­seln­den Mond­licht, das da und dort durch Wol­ken­rit­ze drang, die alte Mid­gard­schlan­ge sich mit wü­ten­dem Ge­brüll in ih­rem Bet­te wäl­zen, bald hoch zum Him­mel hin­auf­ge­bäumt, bald sich mit un­end­li­chem Schwall und Schaum bis nahe vor mei­ne Haus­tür er­gie­ßend. Und mehr als ein­mal habe ich mich da ge­fragt, ob wohl am Mor­gen die­ses klei­ne Häus­lein noch in sei­nen Grund­mau­ern wur­zeln oder weit da drau­ßen mit sei­nen bei­den In­sas­sin­nen auf den ho­hen Wo­gen­käm­men trei­ben wer­de.

      Da wa­ren auch die großen Herbst­ma­nö­ver am Him­mel, die zum schau­ern­den Ent­zücken der Zuschau­er von den Wol­ken und Win­den auf­ge­führt wur­den:

       Über dem Mee­re der Wol­ken­zug,

       Wol­ken vom Ber­gessau­me:

       Feind­li­che Rie­sen auf lei­sem Flug

       Tref­fen sich hoch im Rau­me.

       Keu­chen und Stoß auf Stoß,

       Feucht und schwer ihr Ge­fie­der,

       Trop­fen rin­gen sich los,

       Ei­ner muss nie­der.

       Qual­voll Bu­sen an Bu­sen ge­presst

       Lie­gen die Zwei und rin­gen:

       Ost­wärts je­ner und der nach West

       Will die Fahrt sich er­zwin­gen.

       Hei­ßer Atem wie Dampf

       Sengt die schwei­gen­den Fel­der,

       Bang in den Rie­sen­kampf

       Bli­cken die Wäl­der.

       Raum! Gib Raum! Und ins Wut­ge­stöhn

       Schmet­tern die Siegs­fan­fa­ren.

       Hoch in Wip­fel und Wal­des­höh’n

       Kommt der West­wind ge­fah­ren.

       Dem Mee­re brüllt er: Steh auf!

       Schnell ge­horcht es dem Ru­fer,

       Gan­ze Ge­schwa­der zu­hauf

       Wirft es ans Ufer.

       Weh, was klir­ren die Schei­ben so wild?

       Bal­ken und Zie­gel schmet­tern.

       Al­les ruft er, was Men­schen­ge­bild,

       Auf zum Tanz mit den Wet­tern.

       Hoch aus ge­bors­te­nem Sch­lund

       Fah­ren feu­ri­ge Dra­chen,

       Tief ent­blö­ßen den Grund

       Gäh­nen­de Ra­chen.

       Wil­de Ge­sich­ter aus Schaum und Flut

       Tau­chen em­por und grin­sen,

       Lau­ter for­dert des Mee­res Wut

       Sei­ne ver­lor­nen Pro­vin­zen:

       Al­ter, sei stark, sei stark!

       Was das Land dir ge­stoh­len,

       Samt dem mensch­li­chen Quark

       Wol­len wir’s ho­len!

       Tief im Lan­de der Schwall und Schaum

       Stür­zen­der Was­ser­ko­los­se,

       Sprin­gend wei­den am Wie­sensaum

       Nep­tuns weiß­mäh­ni­ge Ros­se.

       Wind und Wel­len­tri­umph!

       Mor­gen wol­len wir se­hen.

       Erde die spielt den Trumpf:

       Schwei­gen und ste­hen.

      In sol­chen Stun­den hat­te ich große Not mit mei­nem Müt­ter­lein. Nichts auf der Welt fürch­te­te sie so wie die Ge­wit­ter, und zwar den Don­ner: die Blit­ze be­ängs­te­ten sie we­ni­ger, weil sie schon da wa­ren, ehe man sie kom­men sah. Es blieb bei star­ken Ent­la­dun­gen nichts üb­rig, als sich mit ihr auf die Trep­pe zu set­zen, an die Stel­le,

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