Lederstrumpf. Джеймс Фенимор Купер
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Читать онлайн книгу Lederstrumpf - Джеймс Фенимор Купер страница 36
Es hat seine Pflicht getan, Mädchen, diesmal; ja, es hat seine Pflicht getan. – Es sind diesen Morgen Büchsen angelegt worden, ja, und auch abgedrückt, obwohl nicht so oft, als hätte geschehen können. Ein Krieger ist nach seinen glücklichen Jagdrevieren gegangen, und das ist das Ganze. Von einem Mann von weißem Blut und weißen Gaben ist nicht zu erwarten, dass er sich seiner Taten rühme und mit Skalpen prange.
Judith hörte beinahe atemlos zu; und als Wildtöter in seiner ruhigen, bescheidenen Weise geneigt schien, den Gegenstand zu verlassen, stand sie auf, schritt durch das Gemach, und setzte sich neben ihn. Das Benehmen des Mädchens hatte nichts Zudringliches und Keckes, obwohl es den lebhaften Instinkt weiblicher Neigung und das sympathisirende Wohlwollen weiblichen Interesses verriet. Sie ergriff sogar die harte Hand des Jägers und drückte sie mit ihren beiden Händen, vielleicht halb unbewusst, während sie ihm ernst und sogar vorwurfsvoll in sein sonnverbranntes Antlitz schaute.
Ihr habt mit den Wilden gekämpft, Wildtöter, einzeln, ganz allein! sagte sie. Vom Wunsch beseelt, uns zu beschützen – Hetty – mich vielleicht, habt Ihr tapfer mit dem Feind gekämpft, ohne dass ein Auge nahe war, Euch zu Taten zu ermutigen, oder Euern Fall mitanzusehen, hätte es der Vorsehung gefallen, ein so großes Unglück zuzugeben!
Ich habe gekämpft, Judith; ja, ich habe mit dem Feind gekämpft, und das zum ersten Mal in meinem Leben. Diese Sachen müssen sein, und sie geben einem ein gemischtes Gefühl von Kummer und Triumph. Menschliche Natur ist eine kampfsüchtige Natur, glaub’ ich, da alle Nationen in der Schlacht töten, und wir müssen unsern Rechten und Gaben treu bleiben. Was bis jetzt geschehen, ist nicht Viel; aber sollte Chingachgook diesen Abend bei dem Felsen eintreffen, wie zwischen uns verabredet ist, und ich ihn, ohne dass die Wilden es merken, dort wegholen können, oder, wenn sie es auch merken, ihren Wünschen und Absichten zum Trotz: dann dürfen wir alle wohl einer Art von Krieg entgegen sehen, ehe die Mingo’s sich des Castells, der Arche, oder Eurer bemächtigen sollen.
Wer ist dieser Chingachgook? woher kommt er? und warum kommt er hierher?
Diese Fragen sind natürlich und recht, denke ich, obgleich der Jüngling in seiner Gegend schon einen großen Namen hat, Chingachgook ist dem Blute nach ein Mohikaner, nach alter Gewohnheit zu den Delawaren sich haltend, wie dies bei den Meisten seines Stammes der Fall ist; denn dieser ist längst durch das Überhandnehmen unsrer Farbe gebrochen und zertrümmert worden. Er ist von der Familie der großen Häuptlinge: Uncas, sein Vater, ist der angesehenste Krieger und Ratgeber seines Volkes gewesen. Selbst der alte Tamenund ehrt Chingachgook, obgleich man ihn noch für zu jung hält, im Kriege anzuführen; und dann ist der Stamm so zerstreut und geschwächt, dass die Häuptlingschaft unter ihnen wenig Mehr, als ein bloßer Name ist. Nun, nachdem dieser Krieg ernstlich begonnen, verabredeten wir, ich und der Delaware, uns diesen Abend zur Stunde des Sonnenuntergangs an dem Bestellungs-Felsen, am Ende eben dieses See’s zu treffen, in der Absicht, unsern ersten Kriegszug gegen die Mingo’s zu unternehmen. Warum wir gerade diesen Weg eingeschlagen, ist unser Geheimnis; aber nachdenkliche junge Männer auf dem Kriegspfad tun, wie Ihr Euch wohl denken könnt, Nichts ohne Berechnung und Absicht.
Ein Delaware kann keine feindselige Absichten gegen uns haben, sagte Judith nach augenblicklichem Bedenken, und Euch kennen wir als einen Freund.
Verrat ist das letzte Verbrechen, hoffe ich, dessen man mich wird anklagen können, versetzte Wildtöter, gekränkt durch den Schatten von Misstrauen, der durch Judiths Seele geflogen war, und am wenigsten Verrat gegen meine eigne Farbe!
Niemand hat Argwohn gegen Euch, Wildtöter, rief das Mädchen mit Heftigkeit. Nein – nein – Euer ehrliches Gesicht würde hinlängliche Bürgschaft für die Wahrheit von tausend Herzen sein! Wenn alle Männer so redliche Jungen hätten, und nicht versprächen, was sie doch nicht zu erfüllen gemeint sind, würde weniger Unrecht in der Welt geschehen, und schöne Federn und Scharlachröcke würden nicht als Entschuldigungen für Niederträchtigkeit und Betrug gelten.
Das Mädchen sprach mit heftigem, sogar krampfhaftem Gefühl, und ihre schönen Augen, gewöhnlich so sanft und anlockend, sprühten Feuer, als sie schloss. Wildtöter konnte nicht anders als diese außerordentliche Gemütsbewegung bemerken; aber mit dem Takt eines Hofmanns vermied er nicht bloß jede Anspielung darauf, sondern es gelang ihm auch, in seinem Benehmen den Eindruck, den jene Wahrnehmung auf ihn machte, zu verhehlen. Allmälig wurde Judith wieder ruhig; und da sie sich unverkennbar Mühe gab, sich dem Auge des jungen Mannes vorteilhaft darzustellen, war sie bald imstande, das Gespräch mit solcher Fassung wieder aufzunehmen, als wenn nichts Störendes dazwischen gekommen wäre.
Ich habe kein Recht, in Eure Geheimnisse, oder in die Eures Freundes einzudringen, Wildtöter, fuhr sie fort, und bin bereit, alles was Ihr sagt, aufs Wort anzunehmen. Wenn es uns wirklich gelingt, in diesem gefährlichen Augenblicke noch einen Mann zum Genossen zu gewinnen, so wird uns das Viel nützen; und ich bin nicht ohne Hoffnung, dass die Wilden, wenn sie uns imstande sehen, den See zu behaupten, uns die Rückgabe der Gefangenen anbieten werden gegen Häute, oder wenigstens gegen das Fässchen Pulver, das wir im Hause haben.
Der junge Mann hatte die Worte: ›Skalpe‹ und ›Preisgeld‹ auf der Zunge; aber ein Gefühl, das sich sträubte, die Töchter in größere Unruhe zu versetzen, hielt ihn zurück, die beabsichtigte Hindeutung auf das wahrscheinliche Schicksal ihres Vaters auszusprechen. Dennoch, so wenig war er erfahren in den Künsten der Täuschung, ward seine ausdrucksvolle Miene auch ohne Worte von der scharfblickenden Judith erraten, deren Verstand durch die Gewöhnungen und Gefahren ihrer Lebensweise noch geübt und geschärft worden war.
Ich verstehe, was Ihr meint, fuhr sie hastig fort, und was Ihr ausgesprochen hättet ohne die Besorgnis, mir – ich will sagen uns – wehe zu tun; denn Hetty liebt ihren Vater ebenso sehr als ich. Aber so denken wir nicht von den Indianern. Sie skalpieren nie einen unverletzten Gefangnen, sondern schleppen ihn lieber lebendig mit sich fort, wenn nicht freilich etwa das heftige Verlangen ihn zu martern sie übermannt. Ich fürchte Nichts für meines Vaters Skalp und wenig für sein Leben. Könnten sie in der Nacht uns überfallen, so würde uns wahrscheinlich alle dies grausame Schicksal treffen; aber in offenem Kampf gefangnen Männern geschieht selten ein Leid; wenigstens nicht eher als bis die Zeit des Marterns kommt.
Das ist Überlieferung, ich geb’ es zu, und ist Brauch – aber, Judith, kennt Ihr das Vorhaben, mit welchem Euer Vater und Hutter gegen die Wilden auszogen?
Ja; und ein grausames Vorhaben war es! Aber was wollt Ihr? Menschen bleiben Menschen; und Manche selbst, die in Gold und Silber einherstolzieren, und des Königs Bestallung in der Tasche haben, sind nicht frei von der gleichen Grausamkeit. Judiths Augen flammten wieder, aber mit gewaltsamer Anstrengung behauptete sie ihre Fassung. Ich werde warm, wenn ich an all das Unrecht denke, das Menschen tun, fuhr sie fort, und bemühte sich zu lächeln, ein Versuch, der nur mittelmäßig gelang. Alles das ist einfältiges Zeug. Was geschehen ist, ist geschehen, und kann durch Klagen nicht gebessert werden. Aber die Indianer denken so wenig an’s Blutvergießen, und schätzen Männer so sehr wegen der Kühnheit ihrer Unternehmungen, dass, wüssten sie das Vorhaben, auf welches ihre Gefangenen ausgingen, sie sie eher deshalb ehren, als ihnen ein Leid tun würden.
Eine Zeit lang, Judith; ja ich gebe das zu, eine Zeit lang. Aber wenn dies Gefühl verschwindet, dann stellt sich die Rachsucht ein. Wir müssen versuchen, Chingachgook und ich, wir müssen versuchen und sehen, was wir tun können, Hurry und Euren Vater frei zu machen; denn die Mingo’s werden ohne Zweifel einige Tage um diesen See herumlungern, umso Viel als möglich zu erreichen.
Ihr glaubt, man kann sich auf diesen Delawaren verlassen, Wildtöter? fragte das Mädchen nachdenklich.
So sicher wie auf mich selbst. Ihr sagt, Ihr misstraut mir nicht, Judith?
Euch!