Liebestrommeln auf Haiti. Barbara Cartland

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Liebestrommeln auf Haiti - Barbara Cartland Die zeitlose Romansammlung von Barbara Cartland

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      Liebestrommeln auf Haiti

      Barbara Cartland

      Barbara Cartland E-Books Ltd.

      Vorliegende Ausgabe ©2016

      Copyright Cartland Promotions 1985

      Gestaltung M-Y Books

       www.m-ybooks.co.uk

      1805

      „Gleich legen wir an!”

      Kirk Horner sprang auf und stellte sich ans Bullauge seiner Kajüte, um einen Blick auf den Hafen von Port-au-Prince zu werfen. Keines der zahlreichen, vor Anker gegangenen Schiffe konnte sich mit dem amerikanischen Schoner messen, auf dem sie sich befanden.

      „Das Abenteuer beginnt also”, sagte eine Stimme hinter ihm. Der Amerikaner wandte sich zu dem Sprechenden um. „Überleg es dir noch einmal, André. Komm mit mir nach Boston zurück! Du machst einen unverzeihlichen Fehler, den du bitter bereuen wirst, falls du überhaupt am Leben bleibst.”

      „Ich weiß. Du hast es mir oft genug gesagt”, entgegnete André de Villaret. „Aber die Aussicht, mein Leben in Armut zu beschließen, ist auch nicht gerade erhebend.”

      „Du bist verrückt. Absolut verrückt. Aber mir wird nichts übrig bleiben, als dir zu helfen. Auch wenn es gegen meine Überzeugung geschieht.”

      „Du hast es mir versprochen, noch bevor wir dieses Schiff betraten, und ich werde dich beim Wort nehmen! – Was hast du jetzt vor?”

      Kirk Horner trat erneut vor das Bullauge.

      Jenseits des Hafens lag die Stadt Port-au-Prince, dahinter die blauen, sich purpurrot in der Ferne verlierenden Berge, die selbst an einem so strahlenden Tag wie diesem düster und bedrohlich wirkten. Alles andere war grün, ein so tiefes, sattes Grün, daß man den Eindruck haben konnte, die weißen Häuser am Rand der Stadt seien von einem phosphoreszierenden Leuchten umgeben, wie es nirgends sonst zu finden war.

      „Ich möchte, daß du an Bord bleibst, bis ich den einzigen Menschen aufgetrieben habe, der in der Lage sein wird, dir bei deinem wahnwitzigen Vorhaben behilflich zu sein”, erklärte Kirk energisch.

      „Wer ist das?” fragte André de Villaret.

      „Er heißt Jacques Dejean und ist Mulatte.”

      Also ein Mischling mit einem schwarzen und einem weißen Elternteil. André war schon in Amerika Mulatten begegnet. Auf Haiti, hatte Kirk ihm gesagt, verachteten Mulatten und Schwarze sich gegenseitig, und die Schwarzen haßten die Mulatten fast so sehr wie die Weißen.

      Kirk hatte nicht unrecht, wenn er behauptete, es sei für einen Franzosen heller Wahnsinn, im Augenblick auf der Insel aufzukreuzen.

      Vor einem Jahr hatte Jean-Jacques Dessalines, kommandierender General der haitischen Armee, die mit bestialischer Grausamkeit gegen die französischen Pflanzer und so gut wie jeden auf der Insel lebenden Weißen vorgegangen war, sich selbst zum Herrscher von Haiti ernannt.

      Eine seiner ersten Amtshandlungen nach den Unabhängigkeitsfeiern war es gewesen, für seine Armee neue Uniformen zu entwerfen.

      Eine Firma in Boston hatte zweitausend Stück angefertigt und sie auf den Schoner verfrachtet, mit dem André de Villaret und sein Freund Kirk Horner nach Haiti gesegelt waren.

      Kirk reiste im Auftrag des Präsidenten von Amerika und sollte über die Zustände auf der Insel berichten.

      Den Amerikanern lag viel daran, die wirtschaftlichen Beziehungen wieder aufzunehmen, die unter dem verstorbenen General Ledere, dem Schwager Napoleon Bonapartes, abgebrochen worden waren.

      Der französische Vizekonsul in Philadelphia hatte nicht nur heftig dagegen protestiert, daß die Amerikaner mit Dessalines Armee Geschäfte machten und ihm Waffen und Munition lieferten, sondern klagte sie auch an, farbige Amerikaner als Soldaten zu entsenden, die zusammen mit den Rebellen gegen die Überreste der Franzosen und Spanier kämpften. Diese Hilfsdienste wurden in Baumwolle, Kupfer, Holz, ja sogar in Dollars bezahlt. Zudem besaß Dessalines einen Silbervorrat, der sich sehen lassen könnte.

      Die Insel war in einer Weise ausgebeutet worden, von der man sich in anderen Ländern keine Vorstellung machte. Kirk Horner war auf einiges gefaßt, als er jetzt, nach zweijähriger Pause, wieder haitischen Boden betrat. Was er über Dessalines Tyrannenherrschaft wußte, ließ ihn auch für seinen Freund das Schlimmste befürchten.

      Die beiden Männer kannten sich seit einigen Jahren. Kirk war auf einer seiner Europareisen Gast bei Andrés Familie gewesen. Vielleicht hatten sogar seine begeisterten Schilderungen Andrés Interesse an der Insel geweckt, abgesehen von der Tatsache, daß für André durch dessen Onkel, der als wohlhabender Pflanzer während der Revolution umgekommen war, persönliche Bindungen dorthin bestanden.

      Dieser Onkel hatte sein Leben nicht in den ersten Wirren von 1791 verloren, da die Sklaven der de Villaret Plantage nie Grund gehabt hatten, sich über menschenunwürdige Arbeitsbedingungen zu beklagen wie andere. Andrés Onkel und seine drei Söhne waren, soweit Kirk bei seinem letzten Besuch auf der Insel in Erfahrung gebracht hatte, erst vor kurzem ermordet worden. Er hatte nicht schlecht gestaunt, als André vor zwei Monaten in Boston aufgetaucht und mit dem Wunsch an ihn herangetreten war, ihn auf die Insel zu begleiten.

      „Das ist unmöglich”, hatte er ihn gewarnt. „Jean-Jacques Dessalines hat geschworen, jeden Weißen zu töten, der ihm über den Weg läuft. Er haßt alle Weißen. Von dem Augenblick an, wo du haitischen Boden betrittst, ist dein Leben keine zehn Cents mehr wert.”

      Er hatte ihm Dessalines beschrieben. Untersetzt, breitschultrig, stiernackig, einem Gorilla nicht unähnlich. Dicke, wulstige Lippen, eine unförmige, plattgedrückte Nase mit riesigen Nasenlöchern, eine niedere Stirn, darüber eine wirre Mähne krauser, bis zu den Augenbrauen reichender Haare.

      „Klingt nicht ausgesprochen attraktiv”, hatte André lachend erwidert.

      „Das ist alles andere als lustig”, war Kirks Antwort gewesen. „Er verbreitet Terror unter seinen eigenen Leuten. Wenn er hysterisch wird, redet er nur noch von Blut und Rache.”

      „Er soll den Weißen seinen Schutz zugesichert haben, falls sie sich ergeben, und dann alle getötet haben, die ihm vertrauten”, sagte André.

      „Bei einem Blutbad in der Stadt Jeremie hat er über 400 Männer, Frauen und Kinder umbringen lassen”, pflichtete Kirk ihm bei. „Sogar sein Adjutant Christophe war entsetzt über sein Vorgehen.”

      Nach einer Pause fuhr Kirk fort: „Überrascht es dich, daß der amerikanische Präsident bleich wurde, als man ihm sagte, einer von Dessalines Leuten habe bei der Aufstellung der Unabhängigkeitserklärung unter großem Beifall verkündet, daß man als Pergament für diese Urkunde die Haut eines weißen Mannes brauche, seinen Schädel als Tintenfaß, sein Blut als Tinte und ein Bajonett als Feder?”

      „Mir läuft es kalt den Rücken runter! Und trotzdem will ich versuchen, den Schatz zu finden, den mein Onkel auf seiner Plantage vergraben hat.”

      Kirk wußte, daß dies der einzige Zweck von Andrés Reise war. Seit dem Tod seines Vaters trug André den Titel eines Grafen de Villaret und galt als Oberhaupt der Familie, ein Gedanke, an den er sich nur mit Mühe gewöhnen konnte.

      Sein

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