Butler Parker 104 – Kriminalroman. Günter Dönges
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„Er hat über ein Jahr lang nicht mehr als Butler gearbeitet?“
„Mister Angels wollte hier an der Küste ein Leiden auskurieren. Er sprach von einer Beinthrombose.“
„Damit läßt sich herzlich wenig anfangen“, stellte Griffins mißmutig fest und duckte sich unwillkürlich ein wenig ab, als Agatha Simpson sich in sein Blickfeld schob. Sie hatte sehr genau mitbekommen, daß ihr Butler, ob nun absichtlich oder nicht, eine Kleinigkeit unterschlagen hatte.
„Lady Agatha Simpson“, erläuterte Parker, nachdem Griffins respektvoll seinen Namen genannt hatte.
„Sprach Angels nicht von zwei Toten innerhalb der vergangenen vierzehn Tage?“ erinnerte sie den Butler.
„In der Tat, Mylady“, räumte Parker ein.
„Um welchen Toten handelte es sich?“ Agatha Simpsons Stimme hatte es in sich und duldete kein Ausweichen.
„Zwei Tote schon, aber keine Mordfälle“, stellte Griffins richtig. „In einem Fall wurde ein Camper hier vom Platz überfahren, im zweiten Fall ertrank ein Schwimmer draußen im Meer.“
„Nur so?“ Agatha Simpsons Augen funkelten animiert.
„Er wurde von einem Motorboot überfahren“, präzisierte der Inspektor.
„Und in beiden Fällen wurde doch hoffentlich Fahrerflucht begangen, nicht wahr?“ Lady Agatha fühlte sich in ihrem Element.
„Das stimmt wirklich“, erwiderte Griffins.
„Ich werde Ihnen kaum ins Handwerk pfuschen“, redete die streitbare Dame weiter, „aber ich möchte wetten, daß die beiden Toten mit Mister Angels bekannt waren.“
„Das müßte ich erst nachprüfen lassen“, sagte der Inspektor verblüfft.
„Sie werden sehen, daß das stimmt.“ Lady Agatha nickte nachdrücklich, als unterstreiche sie bereits eine Tatsache.
„Ich muß noch mal auf die Rowdys zurückkommen“, wechselte Griffins hastig das Thema. „Sie würden sie wiedererkennen?“
„Mit letzter Sicherheit“, gab der Butler zurück. „Zudem möchte ich sagen, daß gewisse Spuren darauf verweisen, daß sie sich in jüngster Zeit geprügelt haben.“
„Glauben Sie, damit bereits die Mörder zu haben?“ Agatha Simpson sah den irritierten Beamten kopfschüttelnd und fast ein wenig mitleidig an. „Junger Mann, Sie machen sich die Sache etwas zu einfach, aber bitte, Sie vertreten das Gesetz.“
Parker besann sich plötzlich auf das Silberkettchen in der Tasche seines Zweireihers, doch aus Sorge, Myladys Mißfallen zu erregen, verschwieg er erst mal diesen Fund. Lady Agatha hätte ihn sonst wahrscheinlich später in der Luft zerrissen.
Inspektor Griffins bedankte sich bei Parker für die Aussage und nickte Mylady höflich zu.
„Sobald Sie Ihre Adresse in London hinterlegt haben, können Sie natürlich fahren“, sagte er.
„Wo denken Sie hin, junger Mann?“ Mylady schüttelte energisch den Kopf. „Wir werden bleiben. Sie erreichen uns jederzeit im Majestic. Ich bin sicher, daß Sie unsere Hilfe noch brauchen.“
Inspektor Griffins hütete sich, mokant zu lächeln. Diese Frau beeindruckte ihn, ja machte ihn sogar unsicher.
Die Spurensicherung hatte den Wohnwagen inzwischen freigegeben. Der Butler ging noch mal in den Wagen, in dem er erst vor kurzer Zeit bewirtet worden war, und sah auf Angels hinunter, den man aus nächster Nähe niedergeschossen hatte.
Was, so fragte er sich, mochte Angels ihm verschwiegen haben? Hatte er sich auf ungesetzliche Dinge eingelassen und dafür jetzt die Quittung erhalten?
Parker konnte sich das kaum vorstellen.
Er kannte Angels nicht besonders gut, hatte ihn aber immer als einen hilfsbereiten und ehrlichen Mann geschätzt. Daher hatte er ihm ja auch spontan seine Hilfe zugesagt und Angels eine neue Stelle verschafft.
Handelte es sich hier etwa um den sinnlosen Mord einiger Rowdys, die sich für eine Niederlage rächen wollten? Dann mußte er, Josuah Parker, sich mitschuldig fühlen, denn er war es ja gewesen, der die Rowdys nachdrücklich in die Flucht geschlagen hatte.
Oder steckte mehr hinter diesem Mord?
*
Kathy Porter hatte sich blitzschnell entschieden, nicht zurück in die Hotelbar zu laufen. Das hätte zu ihr als Sekretärin nicht gepaßt. Woher, so hätte man sich später fragen können, wußte sie so genau, wie ein schallgedämpfter Schuß sich anhört?
Sie gingen aber schnell weiter um die Ecke der Bar herum und prallte dort mit einem Mann zusammen, der es eilig hatte.
Er trug den Servierfrack eines Kellners, schob Kathy aus dem Weg und hatte dabei das Pech, über ihr linkes Bein zu stolpern, was seinem Gleichgewicht nicht bekam.
Der Mann ging zu Boden und griff hastig nach einer Waffe, auf deren Mündung ein moderner Schalldämpfer saß.
Kathy tat instinktiv so, als habe sie nichts gesehen.
„Entschuldigung“, sagte sie bestürzt und half ihm hoch. Er hatte sich das rechte Knie verletzt, das Loch in der Hose war nicht zu übersehen.
„Schon gut“, murmelte er und lief weiter, wobei er deutlich hinkte. Sein Ziel war ein kleiner Austin, der an der Straßenecke stand. Der Mann stieg ein, hatte Schwierigkeiten mit dem Anlasser und redete auf den Insassen ein, der links von ihm saß.
Endlich rauschte der Motor auf, der Austin machte einen Blitzstart, als ginge es um einen Rennsieg, und wischte dann mit ausbrechendem Heck endgültig um die Ecke.
Kathy hatte sich das Gesicht des Frackträgers eingeprägt. In solchen Dingen war sie geschult und wurde von einem gewissen Josuah Parker immer wieder trainiert.
Den Beifahrer im Austin hingegen hatte sie nicht so genau beobachten können, dazu war die Zeit zu kurz. Gewisse Merkmale dieses Gesichts hatte sie aber ebenfalls registriert.
Sie hörte hinter sich schnelle Schritte, drehte sich schnell um und behinderte die beiden jungen Männer, die zu Dan Hodner gehörten. Die hatten es ebenfalls eilig und waren offensichtlich hinter dem Frackträger her.
In dem Bestreben, ihnen den Weg frei zu machen, wich Kathy nach links aus und stieß mit dem jüngeren der beiden Männer zusammen. Er wich nach rechts aus, rempelte seinen Begleiter an und warf ihn ungewollt gegen die Hauswand. Es dauerte wertvolle Sekunden, bis sie wieder sicher auf den Beinen waren.
„Was ist denn los?“ fragte Kathy Porter und rieb sich den geprellten Arm.
„Ist hier gerade ein Mann vorbeigekommen?“ fragte der ältere.
„Vorbeigerannt“, korrigierte Kathy empört, „und er hätte mich fast