Sprachkunst. Dietmar Wolfgang Pritzlaff
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Bei einem solchen Literaturspiel entstand folgender Blödsinn:
Man nehme ein Pferd und ein Pony
Weil es so schön ist und obszön anturnt
Wenn man den Nösel in die Pfanne steckt
Und damit in die Röhre guckt
Was auch immer das bedeuten soll. Ganz bestimmt keine hohe Literatur. Niveau gleich Null, aber herrlich erquickend und einfach nur spaßiger Unsinn.
Leider habe ich diese literarischen Ausflüsse nicht verwahrt. Da waren noch ganz andere dumme Geschichten gesponnen worden. Schade eigentlich!
Kapitel 4: Mein erstes Gedicht
War es Heinz Erhardt, Loriot, Otto Waalkes oder Hape Kerkeling, der mich am meisten lachen ließ? Ich weiß es nicht genau. Eins weiß ich sicher, mit diesen Herren und natürlich weiteren, und ihrem herrlichen Humor, Blödsinn und Ulk wuchs ich auf.
Das Fernsehen gab damals nur drei Programme her. Und die ganze Familie versammelte sich gerne zu Unterhaltungsshows. Die wurden zusammen geschaut und es wurde schallend gelacht.
Eine Art Erhardt-Gedicht schwebte mir vor, als ich mit 13 Jahren im Jahr 1976 mein erstes eigenes Gedicht AUF DEM EISE formulierte. Zwischen Schulaufgaben hin gekritzelt und meiner Familie vorgetragen. Ich dachte, es müsste die Familienmitglieder einfach vom Hocker hauen. Bis auf ein müdes Lachen und „das ist ja schön“ war es das dann auch schon mit Lobhudelei.
AUF DEM EISE
Zwei Jungen rutschen auf dem Eise
Der eine hat ne kleine Meise
Rutscht auf dem Hosenboden lang
Da ruft der Andere bang
„Den Abhang fällst du gleich hinunter
dort fangen dich die Mädchen auf
und ziehen dir die Hosen runter.
Dann stehst Du da mit nacktem Popo
Da schreien die Mädchen O-ho!“
Nicht gerade Weltliteratur. Aber das erste Gedicht, das ich verwahrte. So schlecht war es nicht, weggeworfen zu werden. Es sollte der Beginn meiner Schreiberei werden. Das ahnte ich nur noch nicht damals.
Es gab eine ganze Reihe von kleinen humorvollen Gedichten. Später entdeckte ich, dass noch jemand mit niveauvollem Blödsinn bekannt geworden war: Christian Morgenstern. Ich will jetzt nicht meine mit seinen Werken vergleichen. Oder doch? Es ging jedenfalls in diese Richtung. Ich sammelte diese, aber sie blieben irgendwie nicht in meinem Besitz. Schade eigentlich. Habe ich sie doch nicht für so gut befunden und weggeworfen? Erst viel später schrieb ich in der Morgenstern-Art wieder ein paar Gedichte.
Erst mit 23 Jahren erhielt ich die Möglichkeit zu einer Veröffentlichung einiger meiner literarischen „Ergüsse“. Vorher hatte ich keine Gelegenheit zur Veröffentlichung entdecken können.
Kapitel 5: Kinder, Blagen, kleine Kröten
Meine Lieblingscousine Rebecca wohnte nicht weit entfernt. Wir trafen uns gerne nachmittags nach der Schule und schlugen gemeinsam unsere Zeit tot. Wir waren beide 13 Jahre. Meine Mutter arbeitete zu dieser Zeit als Kindergartenhelferin im Katholischen Kindergarten Breitenhagen in Altena. Unsere Familie war zwar nicht katholisch, dennoch erhielt meine Mutter den Job.
War es meine Mutter, die auf den Gedanken kam? War ich es? Ich weiß es nicht mehr. Meine Cousine und ich planten ein Kasperle Theater im Kindergarten aufzuführen, damit die Blagen mal was zu lachen hatten.
Der Kindergarten war einfach nur unsere Straße runter, am Ende der Straße. Eines schönen nachmittags zogen wir also in den Kindergarten ein. Wir bauten das Kasperle Theater auf zwei Stühlen auf. Wir waren ja schon groß und man hätte uns sonst gesehen. Eine Decke über den Stühlen bis auf den Boden verbarg unsere Bewegungen hinter dem Theater-Gestell.
Wir hatten uns eine kleine Geschichte ausgedacht und wollten den Ablauf auch einhalten, aber wie es so kommt, wurde noch hier und da improvisiert und schon ging das Stück in eine ganze andere Ecke. Aber immer spannend und lustig. Natürlich mit den Hauptfiguren eines Kasperle Theaters: dem Kasperl, Gretchen, Krokodil, Polizist, Oma und dem Teufel.
Die Kinder hatten Spaß und meine Mutter Ruhe um andere Dinge in dieser Zeit erledigen zu können. Und meine Cousine und ich wurden mit Applaus bedacht. Toll gemacht!
Meine Mutter meinte, dass wir solche Theaternachmittage öfters machen könnten, dann wären die Kinder beschäftigt und würden nicht ständig rumrennen. Tatsächlich waren die kleinen Kröten von unserem Theaterspiel völlig paralysiert, in den Bann gezogen und fieberten richtig mit.
Natürlich gab es auch Ausnahmen. Hyperaktive Kinder konnten nicht stillsitzen und rannten ständig hinter das Kasperle-Theater, um uns bei der Arbeit zuzusehen. „Der Teufel kommt auch noch“, schrie ein Dreikäsehoch. Na klasse, die Überraschung war dann nicht mehr so dolle. Andere wurden ganz still und waren wie gelähmt beim Zusehen.
Meine Cousine und ich hatten daran Gefallen gefunden und einige Male Kasperle-Theater für die Kindergartenkinder. Immer eine andere Geschichte, sonst würde es ja langweilig. Wir nahmen uns Themen vor, für die wir uns selbst interessierten, wie zum Beispiel Langeweile, Lügen und Völlerei. Ein Thema kam auch vor Gewalt. Frei Schnauze entwickelten wir spontan aus dem Stehgreif die Geschichte und meist war sie auch spannend und unterhaltsam, mit fröhlichem Zwischenton.
Beim Aufbau unseres Theaters hatte ich beobachtet, wie ein kleiner Junge seine noch kleinere Schwester mit der Hand ins Gesicht schlug. Einfach so. Ohne Grund. Alle saßen an einem Tisch und klebten bunte Schnipsel zu einem Bild zusammen. Der Junge saß neben dem Mädchen. Es gab kein Gespräch, kein Schnipsel- oder Kleber-Wegnehmen. Der Junge drehte sich zu seiner Schwester und peng! – landete seine Hand mitten im Gesicht der Schwester. Natürlich gab die Schwester sofort lauthals von der schallenden Ohrfeige Kunde. Sie quietsche und schrie uns nur so um die Ohren. Als meine Mutter mit dem Jungen schimpfte und nebenher die Schwester beruhigte, nickte der Junge nur verlegen und schaute auf den Boden. Er hatte doch gerade erst angefangen und musste schon aufhören?
Wir waren fertig mit dem Theateraufbau. Jetzt konnte das Spiel beginnen. Aber denkste. Der Bub ging in die Krabbelecke zu einem anderen Jungen und nahm ihm einen kleinen Holzhammer weg, mit dem man Holzklötze, wenn die Form stimmte, in einen Holzklotz schlagen konnte. Der Junge nahm also den Hammer und schlug mit diesem kleinen Stück Holz auf den Kopf des anderen Jungen. Bam! Bam! Bam! Mehrmals. Mit seiner ganzen Kraft. Sofort ging das große Brüllen los. Der andere Junge war so überrascht, dass er nur die Hände vors Gesicht hielt. Der schlagende Junge hört nicht auf. Bam! Bam! Bam! Wieder und wieder. So schnell konnten meine Mutter, meine Cousine oder ich gar nicht in die Ecke gelangen. Der Junge bekam Theaterverbot als Strafe und er sollte mal darüber nachdenken, was er da getan hatte. Kinder