Die schönsten Märchen von Hans Christian Andersen (Illustrierte Ausgabe). Hans Christian Andersen

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Die schönsten Märchen von Hans Christian Andersen (Illustrierte Ausgabe) - Hans Christian Andersen

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Dame hier im Kahne, da möchte es hier meinetwegen noch einmal so dunkel sein!«

      Da kam plötzlich eine große Wasserratte, welche unter der Rinnsteinbrücke wohnte.

      »Hast Du einen Paß?« fragte die Ratte. »Her mit dem Passe!«

      Aber der Zinnsoldat schwieg und hielt das Gewehr noch fester.

      Der Kahn fuhr fort und die Ratte hinterher. Hu! wie fletschte sie die Zähne, und rief den Holzspänen und dem Stroh zu:

      »Haltet ihn! Haltet ihn! Er hat keinen Zoll bezahlt! Er hat den Paß nicht gezeigt!« Aber die Strömung wurde stärker und stärker; der Zinnsoldat konnte schon da, wo die Brücke aufhörte, den hellen Tag erblicken; allein er hörte auch einen brausenden Ton, der wohl einen tapfern Mann erschrecken konnte. Man denke nur: die Gosse mündete da, wo die Brücke endete, in einen großen Canal ein: das wäre für ihn eben so gefährlich gewesen, als für uns, einen großen Wasserfall hinunterzufahren.

      Nun war er schon so nahe daran, daß er nicht mehr anhalten konnte. Der Kahn fuhr hinaus, der arme Zinnsoldat hielt sich so steif, wie er konnte; Niemand sollte ihm nachsagen, daß er mit den Augen blinke. Der Kahn schnurrte drei, vier Mal herum, und war bis zum Rande mit Wasser gefüllt: er mußte sinken! Der Zinnsoldat stand bis an den Hals im Wasser, und tiefer und tiefer sank der Kahn, mehr und mehr löste das Papier sich auf; nun ging das Wasser über des Soldaten Kopf. – Da dachte er an die kleine, niedliche Tänzerin, die er nie mehr zu Gesicht bekommen sollte; und es klang vor seinen Ohren:

      »Fahre hin, o Kriegesmann!

       Den Tod mußt Du erleiden!«

      Nun ging das Papier entzwei, und der Zinnsoldat stürzte hinab – wurde aber augenblicklich von einem großen Fische verschlungen.

      O, wie dunkel war es im Fischleibe! Da war es noch finsterer, als unter der Rinnsteinbrücke; und dann war es da sehr enge. Aber der Zinnsoldat blieb standhaft und lag, so lang er war, mit dem Gewehr im Arme. –

      Der Fisch schwamm hin und her; er machte die schrecklichsten Bewegungen; endlich wurde er ganz still; es durchfuhr ihn wie ein Blitzstrahl; das Licht schien klar, und eine Stimme rief laut: »Der Zinnsoldat!«

      Der Fisch war gefangen, auf den Markt gebracht, verkauft und in die Küche hinaufgekommen, wo die Köchin ihn mit einem großen Messer aufschnitt. Sie faßte mit ihren beiden Fingern den Soldaten mitten um den Leib und trug ihn in die Stube hinein, wo alle einen solchen merkwürdigen Mann sehen wollten, der im Magen eines Fisches herumgereist war; aber der Zinnsoldat war nicht stolz. Sie stellten ihn auf den Tisch, und da – nein, wie sonderbar kann es doch in der Welt zugehen! Der Zinnsoldat war in derselben Stube, in der er früher gewesen war; er sah dieselben Kinder und dasselbe Spielzeug stand auf dem Tische: das herrliche Schloß mit der niedlichen, kleinen Tänzerin. Sie hielt sich noch auf dem einen Beine und hatte das andere hoch in der Luft: sie war auch standhaft. Das rührte den Zinnsoldaten; er war nahe daran, Zinn zu weinen, aber es paßte sich nicht. Er sah sie an, aber sie sagte nichts.

      Da nahm der eine der kleinen Knaben den Soldaten und warf ihn in den Ofen und gab keinen Grund dafür an; es war sicher der Kobold in der Dose, der Schuld daran war.

      Der Zinnsoldat stand beleuchtet da und fühlte eine Hitze, die schrecklich war; aber ob sie von dem wirklichen Feuer oder von der Liebe herrührte, wußte er nicht. Die Farben waren von ihm abgegangen; ob das auf der Reise geschehen, oder ob der Kummer daran Schuld war, konnte Niemand sagen. Er sah die kleine Dame an, sie blickte ihn an, und er fühlte, daß er schmolz; aber noch stand er standhaft mit dem Gewehr im Arme. Da ging plötzlich eine Thür auf, der Wind ergriff die Tänzerin, und sie flog, einer Sylphide gleich, in den Ofen zum Zinnsoldaten, loderte in Flammen auf und fort war sie. Da schmolz der Zinnsoldat zu einem Klumpen, und als das Mädchen am folgenden Tage die Asche herausnahm, fand sie ihn als ein kleines Herz. Von der Tänzerin hingegen war nur die Flitterrose da, welche kohlschwarz gebrannt war.

      Suppe auf einem Wurstspeiler

      Inhaltsverzeichnis

       I.

       II.

       III.

       IV.

       V.

       Inhaltsverzeichnis

      »Das war gestern ein ausgezeichneter Mittag!« sagte eine alte Maus weiblichen Geschlechts zu Einer, die nicht bei der Festmahlzeit gewesen war. »Ich saß Nummer Einundzwanzig von dem alten Mausekönig abwärts; das war eben nicht schlecht placirt! – Wollen Sie jetzt die Anrichtung hören, die Gänge waren sehr gut geordnet: schimmeliges Brot, Speckschwarte, Talglicht und Wurst, – und dann wiederum dasselbe von vorn an; es war so gut als hätten wir zwei Festmahlzeiten gehabt. Angenehme Stimmung und gemüthlicher Unsinn wie in einem Familienkreise; nicht das Allergeringste außer den Wurstspeilern blieb übrig; aus diese kam dann das Gespräch, und es wurde schließlich auch der Redensart: »Suppe auf Wurstschalen«, oder wie es im Nachbarlande sprichwörtlich heißt: »Suppe auf einem Wurstspeiler« erwähnt; gehört hiervon hatte nun Jedermann, aber Niemand hatte die Suppe gekostet, geschweige sie jemals zubereitet. Es wurde ein allerliebster Toast dem Erfinder dafür ausgebracht. Derselbe verdiene Armendirector zu sein! Nicht wahr, das war witzig? – Und der alte Mausekönig erhob sich und versprach derjenigen der jungen Mäuse, welche die mehrerwähnte Suppe am wohlschmeckendsten zubereiten könne, sie solle seine Königin sein; Jahr und Tag gäbe er ihr Frist dazu.«

      »Das war nicht übel!« sagte die andere Maus; »aber wie bereitet man denn die Suppe zu?«

      »Ja, wie bereitet man sie zu!« – das fragen auch die andern weiblichen jungen und alten Mäuse. Alle möchten sie gar gern Königin sein, aber ungern wollen sie die Mühe haben, sich in die weite Welt hinauszubegeben, um die Suppe zubereiten zu lernen, und das würde denn doch nothwendig geschehen müssen! Aber es ist auch nicht Jedem gegeben, die Familie und die alten Winkel zu verlassen; draußen geht es nicht alle Tage an Käserinde und nicht alle Tage riecht man Speckschwarte; nein, Hunger muß man leiden, ja vielleicht wird man gar von einer Katze lebendig aufgefressen!

      Solche Gedanken waren es wohl auch, durch welche die Mehrzahl sich abschrecken ließ, nicht in die weite Welt zu gehen und Kenntnisse zu sammeln. Es stellten sich nur vier Mäuse ein, die zur Abreise bereit waren; sie waren jung und flink, aber arm; jede von ihnen wollte sich nach einer der vier Weltgegenden begeben, es würde sich dann herausstellen, welcher von ihnen das Glück günstig sei. Jede von ihnen nahm einen Wurstspeiler mit, damit sie eingedenk sei, weshalb sie reise; der Wurstspeiler sei ihr Wanderstab.

      Anfangs Mai zogen sie aus, und erst im Mai des folgenden Jahres kamen sie zurück, jedoch nur Drei, die Vierte meldete sich nicht, ließ gar nichts von sich hören, trotzdem daß der Tag der Entscheidung da war.

      »Ja,

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