Entführer meines Herzens. Barbara Cartland
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Da meine Enkelin nun niemanden mehr hat, der sie anleitet, wäre es im Interesse des Kindes am besten, wenn Sie erlauben würden, daß sie in England, wenigstens ein paar Monate im Jahr, erzogen wird.
Ich bin sicher, daß Muriel — wäre sie noch am Leben — wünschte, daß ihrer Töchter die Anmut zu eigen wäre, die in einem solch neuen Land wie dem Ihren ein wenig fehlt, und daß sie den Mitgliedern der Familie begegnet, unter denen ihre Mutter aufwuchs.
Unter ihnen wird sie Freunde finden und natürlich auch einen zukünftigen Ehemann, wenn sie ihr Debüt macht. . .
Dale Vandeholt verstand genau, was sein Schwiegervater damit sagen wollte. Er wußte nur zu gut, warum er seine Frau so innig geliebt hatte: Sie hatte sich so wohltuend von jenen aufdringlichen und eher lauten amerikanischen Frauen unterschieden.
Er fand stets, daß es ihnen an Schliff fehlte und an dem, was der Graf die »Anmut« nannte, die englischen Frauen zu eigen war.
Also schickte er Orina — wenn auch schweren Herzens — zu ihrem Großvater nach England, jedoch erst nachdem Einverständnis darüber erzielt worden war, daß sie mindestens zwei Monate im Jahr zu ihm kommen konnte.
Der Graf war überglücklich.
Und auch Orina genoß es, im angestammten Haus der Familie in Huntingdonshire zu leben.
Es war ein wunderschönes Haus mit einer kostbaren Einrichtung und einem großen Grundbesitz. Im Gegensatz zum geschäftigen Reiben jenseits des Atlantiks war hier alles wohl geordnet, geruhsamer und friedlicher.
Orina beobachtete oft ihre Großmutter, wie sie ihre Gäste mit zurückhaltender Würde empfing. Es erinnerte sie an die Bewegungen bei einem Ballett.
Sie beobachtete die Diener bei den Mahlzeiten, die nie einen Fehler machten und ihre Pflichten so verrichteten, als würden sie von einer nicht wahrnehmbaren Stimme dirigiert.
Auch die Gäste, so bemerkte sie, verhielten sich völlig anders als die lauten und plappernden Amerikaner. In Amerika unterhielt man sich quer über den Tisch hinweg, in England hingegen nur mit seinem Tischnachbarn zur Rechten und zur Linken.
Im Unterschied zu jedem anderen Mädchen ihres Alters erhielt Orina so eine zweifache Erziehung. Aus beiden Ländern stand ihr das Beste zur Verfügung.
Ihr Großvater war zwar ein reicher Mann, doch ihr Vater hatte darauf bestanden, daß er für alles aufkam, was sie benötigte. Er hatte sie mit einem beschämend großen Bankkonto nach England geschickt, von dem sie Geld abheben konnte, wann immer es ihr gefiel.
Da ihr Großvater wollte, daß sie ihre erste Saison in London verbrachte, wurde sie von ihrer Großmutter bei Hofe eingeführt.
Sie besuchte einen Ball nach dem anderen.
Beim Pferderennen in Ascot saß sie in der königlichen Loge, und war zweifelsohne das hübscheste Mädchen der Saison.
Es war natürlich nicht allein ihre Schönheit, die dazu führte, daß man ihr einen Heiratsantrag nach dem anderen machte. Die Geschichten über den Reichtum ihres Vaters und die Tatsache, daß sie ein Einzelkind war, trugen zu ihrem durchschlagenden Erfolg nicht unerheblich bei.
Orina wäre ein ungewöhnlicher Mensch gewesen, hätte sie nicht gegen Ende der Saison über ein sehr gesundes Selbstvertrauen verfügt.
Zu diesem Zeitpunkt segelte sie auf Wunsch ihres Vaters nach New York zurück. Sie wurde von einer Anstandsdame, einem Reiseleiter und einer Kammerzofe begleitet. Die schönste Luxussuite auf dem Schiff stand zu ihrer Verfügung.
Ihr Vater holte sie in New York ab, wo sich viele Pressefotografen eingefunden hatten, um sie abzulichten, als wäre sie eine königliche Hoheit.
Dale Vandeholt hatte bereits den größten Ball vorbereitet, den New York je erlebt hatte.
Noch vor dem Ball gab er ein Dinner für fast dreihundert Personen und eine Anzahl weiterer Gäste, die später eintrafen. Jeder der Gäste erhielt ein Geschenk aus Gold, in das Orinas Initialen eingraviert waren..
Drei Orchester spielten zum Tanz auf, eines davon war das bekannteste und erfolgreichste Orchester New Yorks. Das zweite war ein Zigeunerorchester, das eigens zu diesem Zweck aus Ungarn verpflichtet worden war. Das dritte, das Country Music spielte, stammte von der Vandeholt Farm.
Von diesem gesellschaftlichen Ereignis sprach man noch lange in New York.
Es waren schließlich allerlei ungewöhnliche Dinge zu besichtigen gewesen.
So gab es einen Springbrunnen, der Parfüm versprühte und einen eigens im Park angelegten See mit Gondeln.
Um Mitternacht wurde ein Feuerwerk gezündet, das den Himmel in ein Farbenmeer verwandelte.
Alles in allem war es die teuerste und aufregendste Zurschaustellung, die man je gesehen hatte.
Wie nicht anders zu erwarten, amüsierte sich Orina köstlich.
In den folgenden Monaten erhielt sie sogar noch mehr Heiratsanträge als in London.
Doch eines Tages hatte sie genug.
»Laß uns zur Farm fahren, Papa«, bat sie ihren Vater.
Er lachte.
»Willst du all deine Bewunderer allein lassen?«
»Alle sagen immer dasselbe«, beschwerte sich Orina. »Und während sie mich mit vor Bewunderung glänzenden Augen ansehen, rechnen sie im Kopf aus, wieviel Geld du wohl im vergangenen Jahr verdient hast!«
Ihr Vater hob abwehrend seine Hände.
»Erst achtzehn und schon Zynikerin? Das darf nicht wahr sein!«
»Ich bin nicht zynisch«, verteidigte sich Orina. »Ich bin nur so praktisch veranlagt wie du, Papa. Es ist besser, den Tatsachen realistisch ins Auge zu sehen, als an Märchen zu glauben.«
Zu ihrer Überraschung lachte er nicht, sondern sah sie ernst an.
»Märchen gibt es immer wieder«, antwortete er ruhig. »Als ich deiner Mutter begegnete, wurde mein Märchen jedenfalls Wirklichkeit.«
»Das weiß ich doch, Papa«, sagte Orina sanft. »Ich kann mich daran erinnern, daß Mama sagte, wie wunderbar sie dich fand. In dem Augenblick, in dem sie dich erblickte, schlug ihr Herz einen Purzelbaum.« Sie zögerte einen Augenblick. »Leider habe ich so etwas noch nie erlebt«, fügte sie dann leise hinzu.
»Das kommt noch«, meinte ihr Vater. »Ich verspreche dir, daß du es eines Tages auch erlebst, und aus diesem Grund möchte ich, daß du mir dein Wort gibst, nur einen Mann zu heiraten, den du liebst und von dem du überzeugt bist, daß er dich um deiner selbst willen begehrt.«
Orina nickte, und ihr Vater setzte hinzu: »Ich war immer der Meinung, es sei schlecht für dich, daß du ein Einzelkind geblieben bist, aber da Gott mir in meinem Leben so viel geschenkt hat, darf ich nicht so unverschämt sein, noch mehr von ihm zu verlangen. Aus diesem Grund jedoch trägst