Dr. Norden Staffel 2 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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Dr. Norden Staffel 2 – Arztroman - Patricia Vandenberg Dr. Norden

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stand ihr Entschluss fest.

      »Hier ist kein Platz für mich, Hanno. Schau dich doch um.« Wendy hob die Arme und machte eine weit ausholende Geste.

      »Das hier ist Helenas Heimat. Nicht nur die Möbel, die Bilder, das ganze Haus. Auch die ganze Umgebung. Philomena hat recht, wenn sie sagt, dass ich hier niemals mit dir allein sein werde«, sagte sie leidenschaftlich.

      Hanno schien die Welt nicht mehr zu verstehen.

      »Was sollte ich denn deiner Meinung nach tun? Ich habe Helena geliebt, das weißt du. Daraus habe ich nie ein Geheimnis gemacht. Ich kann doch nicht einfach ihre Sachen wegwerfen, das Haus verkaufen und von hier weggehen?« Ratlos ließ er sich aufs Bett fallen.

      Wendy stand mitten im Zimmer, das vollgestopft war mit Helenas Besitz. Hanno tat ihr unendlich leid. Und doch war er selbst seines Glückes Schmied. Genau wie jeder andere Mensch auch war er selbst verantwortlich für das Leben, das er führte. Seufzend setzte sie sich neben ihn und legte ihm die Hand auf den Oberschenkel.

      »Natürlich könntest du, wenn du sie endlich loslassen, sie als vergangenen Teil deines Lebens akzeptieren und ihren Tod annehmen würdest. Du kannst doch nicht den Rest deines Lebens in einem Mausoleum verbringen«, sprach sie eindringlich auf ihn ein. »So wirst du nie glücklich werden. Keine Frau der Welt wird das mitmachen. Außer Philomena vielleicht«, fügte sie vielsagend hinzu.

      »Das ist geschmacklos«, beschwerte sich Hanno bitter. »Philomena ist meine Schwägerin.« Er sah Wendy erschüttert an. »Willst du damit sagen, dass wir keine Chance haben?«

      Wendy haderte mit sich. Wieder rief sie sich die vergnüglichen, kurzweiligen Stunden ins Gedächtnis, die sie mit Hanno verbracht hatte. Er war wirklich ein interessanter, humorvoller und intelligenter Mann, in den sie sich nur zu gern verliebt hätte. So etwas geschah nicht mehr alle Tage. Schon gar nicht mehr in ihrem Alter.

      Das Hupen des Taxis riss Wendy aus ihren Gedanken. Sie drückte Hanno einen Kuss auf die Wange, stand auf und griff nach ihrer Reisetasche.

      »Manchmal ist Loslassen der einzige Weg zum Sieg. Du musst dein Leben verändern. Oder es verändert dich. Wenn du herausgefunden hast, ob du bereit bist, die Fenster zu öffnen und frischen Wind in dein Leben zu lassen, ruf mich an. Bis dahin wünsche ich dir alles Gute.« Sie lächelte ihm schmerzlich zu und verließ dann das Zimmer, ohne sich noch einmal umzudrehen.

      *

      Im gleichen Takt tönten die Schritte der beiden Läufer auf dem Asphalt. Und auch der Atem, der in der Kühle des Morgens in weißen Wölkchen vor ihren Mündern stand, ging gleichmäßig.

      »Na los, schneller!«, forderte Raphael Hagedorn seinen Vater übermütig auf und zog das Tempo an. »Wenn ich den Marathon gewinnen will, muss ich mich ein bisschen mehr anstrengen.«

      »Du musst doch nicht unbedingt gewinnen. Ich bin schon stolz auf dich, wenn du überhaupt ins Ziel kommst«, rief Stephan atemlos und spurtete hinter seinem Sohn her. Obwohl seine Schritte weit ausgriffen, hatte er Mühe, ihm zu folgen.

      »Das glaub ich dir nicht«, sagte Raphael seinem Vater auf den Kopf zu.

      Seit der Trennung seiner Eltern vor einem halben Jahr war sein bis dahin sorgloses Leben aus den Fugen geraten. Wie so viele Kinder und Jugendliche suchte auch Raphael die Schuld bei sich, litt unter Verlustängsten und wollte sich mit allen erdenklichen Mitteln unentbehrlich machen. Aus diesem Grund trainierte er auch heimlich härter, als sein Vater im Trainingsplan festgelegt hatte. Er wollte den Marathon unbedingt als jüngster Läufer gewinnen und Stephans unbändigen Stolz fühlen. »Du bist doch sonst so ehrgeizig.« Im Laufen drehte er sich um.

      Stephan lag schon einige Meter hinter ihm, und Raphael lachte.

      »Nicht so schnell. Ein alter Mann ist kein Schnellzug«, verlangte Stephan keuchend. »Außerdem will ich mich noch mit dir unterhalten. Ich muss dir unbedingt was erzählen.« Trotz der Atemlosigkeit klang seine Stimme gewichtig, und Raphael horchte auf.

      Er drosselte das Tempo, bis sein Vater auf dem gekiesten Weg, der gesäumt war von Bäumen und lichten Sträuchern, neben ihm her trabte.

      »Was gibt’s?«, fragte er mit belegter Stimme.

      Stephan wusste, dass das, was er zu sagen hatte, nicht leicht sein würde für seinen Sohn. Trotzdem musste es sein.

      »Ich habe eine neue Frau kennengelernt.«

      Unbeirrt lief Raphael weiter. Doch Stephan kannte seinen Sohn gut genug, um zu wissen, dass ihn diese Neuigkeit zutiefst erschütterte. Bis zuletzt hatte Raphael gehofft, dass die Trennung nur vorübergehend sei, seine Eltern irgendwann wieder zusammenfinden würden.

      »Na und? Was geht mich das an?«, fragte der junge Mann denn auch unfreundlich. »Ist doch deine Sache.«

      »Das finde ich ganz und gar nicht«, gab Stephan zurück. »Auch wenn wir nicht mehr zusammenleben, möchte ich, dass du an meinem Leben teilhast. Genauso, wie ich auch weiterhin an deinem teilhaben möchte.«

      Unwillkürlich hatte Raphael das Tempo wieder gesteigert, und Stephan hatte Mühe, ihm zu folgen.

      »Dein Liebesleben interessiert mich aber nicht.«

      »Aber ich möchte, dass du Paula kennenlernst«, erklärte Stephan atemlos und wich einem Radfahrer aus, der ihnen auf dem Weg durch den Englischen Garten entgegenkam. »Nicht sofort vielleicht. Aber demnächst einmal. Sie ist eine sehr nette Frau, Ärztin an einer Privatklinik und die Erste seit Langem, mit der ich mich wirklich gut verstehe. Stell dir vor, sie kann sich sogar vorstellen, mit mir nach Laos zu reisen.«

      In Raphael zog sich alles zusammen.

      »Schön für dich!«, presste er durch die Zähne.

      »Ich glaube, dass ihr euch gut verstehen würdet«, fuhr Stephan unbeirrt fort. »Paula geht auch Laufen und treibt generell gern Sport. Vielleicht könnte sie ja mal mit uns trainieren gehen.«

      »Ach, jetzt versteh ich, warum du mir das alles erzählst«, schnaubte Raphael verärgert. »Du willst sie lieber beim Training dabeihaben als mich. Hör mal, du kannst gern mit ihr laufen, wenn dir das lieber ist. Dann mach ich das allein.«

      »Aber nein, so war das doch nicht gemeint«, widersprach Stephan erschrocken, musste sich aber insgeheim eingestehen, dass sein Sohn nicht ganz unrecht hatte. Stephans Zeit war begrenzt, und das tägliche gemeinsame Training raubte viel von seiner Freizeit. Das war auch der Grund, warum er diesen Vorschlag schon jetzt machte, obwohl er Paula Clement gerade erst kennengelernt hatte. »Es wäre einfach nett, wenn sie ab und zu mit uns laufen könnte. Was meinst du?«

      »Meinetwegen«, knurrte Raphael verstimmt. Die ganze gute Morgenlaune war ihm schlagartig abhandengekommen. Zum ersten Mal seit langer, langer Zeit konnte er es kaum erwarten, dass das Training mit seinem geliebten Vater zu Ende war. Den Rest des Laufs hüllte er sich in eisiges Schweigen, ganz egal, was Stephan auch sagte, um seinen einzigen Sohn aufzumuntern.

      *

      Im Gegensatz dazu herrschte bei der Familie Norden an diesem Samstagmorgen eitel Sonnenschein. Nach dem klassischen Konzert am vergangenen Abend hatte Daniel schließlich doch noch herausgefunden, welche Dessous seine Frau unter dem aufregenden Abendkleid getragen hatte. Wenn Fee nur daran dachte, wie quälend langsam und raffiniert er sie von den Kleidungsstücken befreit hatte, wurde sie rot wie ein Teenager.

      Das

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