Dr. Norden Staffel 2 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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Dr. Norden Staffel 2 – Arztroman - Patricia Vandenberg Dr. Norden

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mit sich. »Ich will diesen wunderbaren Abend nicht so enden lassen … Würdest du mich vielleicht in die Klinik begleiten?«

      Es dauerte einen Augenblick, bis Wendy ihre Fassung wiedergefunden hatte.

      »Moment mal!«, fragte sie, als sie wieder Herrin ihrer Sinne war. »Ich dachte, deine Schwägerin ist in Heidelberg. Wie kommt es dann, dass sie in einer Münchner Klinik liegt?«, stellte sie eine berechtigte Frage. »Noch dazu mit einer zweifelhaften Diagnose wie einem Kreislaufzusammenbruch.«

      »Das weiß ich auch nicht. Aber du scheinst Philomena wirklich alles zuzutrauen, nicht wahr?«, fragte Hanno erschüttert.

      Er hatte recht, wie Wendy, erschrocken über ihre eigene Kaltherzigkeit diese Person betreffend feststellte.

      »Daran ist sie ja wohl nicht ganz unschuldig«, gab sie trotzdem spitz zurück.

      »Du willst ihr doch wohl nicht unterstellen, dass sie sich mit Absicht in eine Klinik einliefern lässt, oder?«

      So weit wollte Daniel Nordens Assistentin in der Tat nicht gehen. Trotzdem blieb ein Rest Zweifel, als sie mit Hannos Hilfe ihren Mantel anzog.

      »In welcher Klinik liegt sie denn? Vielleicht kenne ich einen Kollegen dort«, erkundigte sie sich friedfertig, um Hannos Frage nicht beantworten zu müssen.

      »In der Böhnisch-Klinik oder so. Den Namen hab ich nicht so genau verstanden. Aber ich hab die Adresse.«

      In diesem Moment sah Wendy ihren Verdacht bestätigt.

      »Nicht nötig. Die Adresse der Behnisch-Klinik kenne ich in- und auswendig. Das ist das zweite Zuhause meines Chefs«, klärte sie den verdutzten Hanno auf und ging vor, die Hände in den Manteltaschen zu wütenden Fäusten geballt. Bevor sie gemeinsam die Wohnung verließen, hielt Hanno sie noch einmal fest.

      »Ich weiß, dass das alles nicht leicht ist für dich«, versuchte er, ihr Verständnis zu wecken. »Aber du musst doch verstehen …«

      »Natürlich verstehe ich«, unterbrach Wendy ihn barsch. »Das Thema mit deiner Frau haben wir ja glücklicherweise geklärt. Aber ­dafür steht eben jetzt deine Schwägerin zwischen uns.« Damit wandte sich Wendy endgültig ab, und Hanno folgte ihr einigermaßen ratlos.

      *

      »Na, Philo, das ist ja eine Überraschung, dich hier zu sehen«, begrüßte Hanno seine Schwägerin eine halbe Stunde später mit gemischten Gefühlen.

      Nach einer schweigsamen Autofahrt hatte Wendy es vorgezogen, nicht mit ins Zimmer zu kommen. Stattdessen besuchte sie eine Freundin, die in der Klinik als Krankenschwester arbeitete.

      Philomena lag im Krankenbett und lächelte ihren Schwager sichtlich erfreut an.

      »Hanno, mein Lieber, schön, dich zu sehen.«

      Er sah sich um und zog einen Stuhl ans Bett.

      »Was machst du denn für Sachen?«

      »Auf offener Straße vor einer Arztpraxis umgefallen. Ist denn das die Möglichkeit.« Unwillig schüttelte sie den Kopf. »Damit hätte ich auf meine alten Tage auch nicht mehr gerechnet. Ein Glück, dass der Arzt gerade auf dem Nachhauseweg war. Er hat mir gleich geholfen.«

      Sie wirkte so munter, dass auch Hanno Zweifel an ihrem Gesundheitszustand kamen.

      »Sag mal, warum bist du eigentlich in München?«, stellte er die naheliegende Frage.

      Fast sofort verschwand das Lächeln aus Philomenas Gesicht, und ihre Miene verschloss sich.

      »Ist diese Stadt Privateigentum?«, fragte sie zurück und verschränkte trotzig die Arme vor dem Körper. »Ich dachte eben, dass es eine gute Idee ist, mir mal wieder Großstadtluft um die Nase wehen zu lassen.«

      »Ausgerechnet jetzt, wenn ich auch hier bin?«, hakte Hanno misstrauisch nach und bat Wendy insgeheim um Vergebung. Offenbar lag sie mit ihrer Vermutung gar nicht so falsch.

      »Warum denn nicht?« Philo streckte die Hand nach dem Glas Wasser auf dem Nachttisch aus und trank einen Schluck. »Im Übrigen enttäuscht du mich. Statt dich nach meinem Gesundheitszustand zu erkundigen, ergehst du dich in lächerlichen Unterstellungen.«

      Hanno seufzte. Wie so oft fühlte er sich seiner Schwägerin zumindest verbal unterlegen. Er war ein einfach gestrickter Mann, der Komplikationen verabscheute. Ganz im Gegensatz dazu verstand es Philomena in letzter Zeit meisterhaft, aus allem ein Problem zu machen und dafür zu sorgen, dass er ein schlechtes Gewissen hatte.

      »Tut mir leid. Wie geht es dir?«, fragte er pflichtschuldig.

      »Schlecht«, erwiderte sie erwartungsgemäß. »Aber ich seh schon. Es ist dir nicht recht, dass ich hier bin. Wahrscheinlich habe ich dich und deine kleine Arzthelferin bei einem intimen Tête-à-Tête gestört.« Ihr Tonfall war herablassend. »Obwohl ich bezweifle, dass dieses schlichte Gemüt weiß, was dieser Ausdruck überhaupt bedeutet«, fügte sie bissig hinzu und lachte in sich hinein.

      Augenblicklich kochte die Wut in Hanno hoch.

      »Sprich nicht so über Wendy!«, brauste er wütend auf.

      Doch auch darüber konnte Philomena nur lachen.

      Seit Helenas Tod brachte sie diesen Mann immer dahin, wo sie ihn haben wollte. Das würde ihr auch diesmal gelingen, selbst wenn es länger dauern sollte als sonst.

      »Warum regst du dich denn so auf?«, fragte sie milde.

      »Was willst du von mir, Philo?«, gab er scharf zurück. »Was bezweckst du mit diesem Theater?«

      Philomena antwortete nicht sofort. Ihre nächsten Worte legte sie sich sorgfältig zurecht.

      »Ach, Hannolein, wie oft muss ich es dir denn noch sagen? Diese einfache Frau passt einfach nicht zu dir«, erklärte sie dann unvermutet sanft. »Sie mag ja lieb und nett sein. Aber sie ist meilenweit von Helenas Niveau entfernt. Warum begreifst du nicht endlich, wie lächerlich du dich mit dieser Affäre machst?« Philomena war so beschäftigt damit, Wendy schlecht zu machen, dass sie nicht bemerkte, wie bedrohlich finster Hannos Miene wurde.

      »Und warum begreifst du nicht endlich, dass dich das alles nichts angeht?«, fuhr er sie zornig an. »Das ist mein Leben. Ich bin ein erwachsener Mann und ich denke nicht daran, mir von irgendjemanden dreinreden zu lassen.«

      Ganz kurz und kaum merklich zuckte Philo zurück. Dennoch blieb sie hartnäckig.

      »Was willst du denn mit ihr?«, beharrte sie eigensinnig. »Du hattest die beste Frau von allen. Wieso willst du nicht einsehen, dass es keinen Ersatz für Helena gibt?«

      In diesem Moment war es um Hanno Thalbachs Beherrschung geschehen. Er sprang so abrupt auf, dass der Stuhl polternd umfiel. Doch Hanno achtete nicht darauf.

      »Hast du immer noch nicht begriffen, dass Helena nicht mehr hier ist? Und ich habe es satt, allein zu leben!« Damit drehte er sich um und stürmte davon. Um ein Haar wäre er in der Tür mit der Schwester zusammengestoßen, die, aufgeschreckt von dem Lärm, ins Zimmer eilte.

      Ohne auf die junge Frau zu achten, stürmte Hanno an ihr vorbei. Die Schwester sah ihm irritiert nach, ehe sie sich an die Patientin

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