Dr. Norden Staffel 2 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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»Darüber zerbrech dir mal nicht deinen grimmigen Kopf«, fuhr Olivia den jungen Arzt an. »Hilf mir lieber mal, die Karre wieder flottzumachen. Dann bist du mich auch sofort wieder los«, machte sie keinen Hehl aus ihrer Antipathie.
Inzwischen hatte Danny nicht nur Gelegenheit gehabt, das Auto zu inspizieren, sondern auch die junge Besitzerin.
Mit ihren rotblonden Haaren, den grünen Augen und dem vollen Schmollmund war Olivia eine ungewöhnliche, aber nicht minder aparte Erscheinung. Aus diesem Grund und auch deshalb, weil sie aus ihrer Abneigung keinen Hehl machte, beschloss er, freundlicher zu sein.
»Dann wollen wir mal sehen, wo der Hase im Pfeffer liegt«, erklärte er. »Machst du mal die Motorhaube auf?«
Während Olivia um den Wagen herumging, beäugte sie ihn kritisch.
»Du siehst nicht aus wie jemand, der sich mit Autos auskennt«, bemerkte sie abfällig.
»Mit den neuen Modellen eher weniger«, gab Danny zu und hob mit einem Ruck die rostige Motorhaube hoch. »Aber von komplizierter Elektronik hat dieses museumsreife Stück ja noch nichts gehört. Das krieg ich auch noch hin«, grinste er frech. Bedacht darauf, die verletzte Hand nicht zu sehr zu belasten, stützte er sich auf der Karosserie auf und beugte sich vor, um einen Blick in den Motorraum zu werfen. Er ruckelte hier an einem Kabel und zog dort an einem Stecker, fand jedoch nichts Verdächtiges. »Wann hast du denn zuletzt den Ölstand kontrolliert?«, fragte er, um seine Ahnungslosigkeit zu überspielen.
»Keine Ahnung«, erklärte Olivia. Sie stand inzwischen neben Danny und äugte ihm über die Schulter. Seine Miene war freundlicher geworden, und insgeheim hatte sie festgestellt, dass er durchaus sympathisch wirkte. »Solche Sachen hat mein Freund immer erledigt.«
»Dann weißt du wahrscheinlich auch nicht, wo der Ölmessstab steckt?«, mutmaßte Danny.
Olivia, die vor dem attraktiven jungen Mann nicht dumm dastehen wollte, griff an seinem Arm vorbei in den Motorraum. Dabei stieß sie an die Stütze, die die Haube hielt.
»Vorsicht!«, rief sie noch erschrocken und zog sich blitzschnell zurück.
Auch Danny zuckte zurück. Doch es war zu spät.
»Aaaahhh, meine Hand!« Er schrie auf vor Schmerz, als die altersschwache rostige Motorhaube mit aller Wucht ausgerechnet auf seine verletzte Hand krachte.
»Oh, mein Gott! Oh, mein Gott! Oh, mein Gott!«, jammerte Olivia. Vor Schreck war sie kreidebleich geworden und zog und zerrte an der schweren Haube. Schließlich gelang es ihr, sie so weit anzuheben, dass Danny die Hand herausziehen konnte.
»Na toll, das hast du ja wirklich gut hingekriegt!«, schimpfte er, während er den roten Striemen und die Abschürfungen anstarrte, die sich über den Handrücken zogen. »Wenn ich Pech habe, ist der Mittelhandknochen gebrochen. Dann kann ich in den nächsten Wochen nicht arbeiten.«
»Es tut mir wirklich leid. Das wollte ich nicht«, versicherte Olivia weinerlich und wollte nach seiner Hand greifen, um das Malheur aus der Nähe zu betrachten.
Ärgerlich machte Danny einen Schritt zurück.
»Finger weg. Du hast schon genug Ärger gemacht«, wütete er weiter. Vor Schmerz standen ihm Tränen in den Augen, und er starrte noch auf die verletzte Hand, als der Wagen seines Vaters um die Ecke bog.
Daniel hielt neben den beiden jungen Leuten und begrüßte sie zu Olivias Erleichterung freundlich.
»Nanu, was ist denn hier los?«, fragte er dann.
»Dieses ungeschickte Frauenzimmer hat mir die Motorhaube auf die Hand geknallt«, machte Danny seiner Ärger ungeniert Luft. Mit jedem Wort wurde Olivia noch kleiner, fühlte sie sich noch schuldiger.
»Das wollte ich nicht! Ehrlich«, versicherte sie noch einmal in Daniels Richtung. »Ich hab’s mit meinem Wagen gerade noch bis zu Ihrem Parkplatz geschafft. Und jetzt macht er keinen Mucks mehr. Das tut mir wirklich leid. Alles«, versicherte sie hilflos. Mit ihrem geblümten kurzen Kleid und den bloßen Füßen in den Turnschuhen wirkte sie wie ein Mädchen, sodass Daniel kurz Zweifel hatte, ob sie überhaupt schon Auto fahren durfte.
»Das mit dem Parkplatz ist halb so schlimm«, erklärte er schnell, um sie wenigstens ein bisschen zu beruhigen. Er sah Danny an, der sich immer noch die Hand hielt und leise vor sich hin fluchte. Eine Entscheidung musste her. Die traf Daniel wie immer schnell und unbürokratisch. »Ich denke, ich bringe meinen Sohn schnell in die Klinik. Die Hand muss geröntgt werden, um einen Bruch auszuschließen«, erklärte er so besonnen, dass sich auch Olivia langsam wieder beruhigte. »Sie können inzwischen in der Praxis warten. Wenn ich mich nicht irre, gibt es gerade Mittagessen. Meine beiden Assistentinnen teilen sicher gern mit Ihnen. Die beiden sind erstklassige Köchinnen und bringen immer allerlei Köstlichkeiten mit.« Während er sprach, winkte er Danny zu sich in den Wagen.
Mit einem verächtlichen Blick ging er an Olivia vorbei und ließ sich auf den Beifahrersitz fallen.
»Das ist wirklich freundlich von Ihnen. Aber ich will keine Umstände machen«, gab die junge Frau völlig eingeschüchtert zurück.
»Mach kein Theater und geh schon rein!«, fuhr Danny sie böse an. »Du kannst ja schlecht auf der Straße warten, bis wir wieder da sind«, erklärte Danny so unfreundlich, dass Daniel einschreiten musste.
»Ich glaube kaum, dass die junge Frau das mit Absicht getan hat«, erklärte er seinem erwachsenen Sohn streng. »Deshalb kannst du ruhig ein bisschen freundlicher sein. Schließlich passieren dir auch Sachen, die du nicht wolltest«, spielte er auf den Sturz vom vergangenen Tag an.
Unwillig presste Danny die Lippen aufeinander.
»Schon gut«, murmelte er dann und zwang sich ein schmales Lächeln auf die Lippen. »Tut mir leid.«
Olivia seufzte erleichtert auf und reichte Dr. Norden durch das geöffnete Fenster die Hand.
»Mein Name ist übrigens Olivia Schamel. Ich warte dann drinnen auf Sie.«
Ehe Dr. Norden noch etwas sagen konnte, drehte sie sich schnell um und lief leichtfüßig den Gartenweg hinauf in Richtung Praxis. Ihr leichtes geblümtes Kleid umwehte ihre Beine und tanzte mit ihren Schritten auf und ab.
»So ein Zufall aber auch«, murmelte Daniel und schüttelte ungläubig den Kopf. Ohne sich weiter zu erklären, ließ er den Motor an und fuhr los. Und Danny fragte auch nicht. Er war zu sehr mit seiner Hand und den Schmerzen beschäftigt.
*
»Und mit dieser Hand hast du heute schon Patienten behandelt?« Dr. Jenny Behnisch höchstpersönlich nahm sich des Sohnes ihres Freundes an, während Daniel Norden die günstige Gelegenheit nutzte, um ein paar Patienten zu besuchen. Ungläubig starrte sie auf die Wunde in der Handfläche, die gefährlich rot und angeschwollen war.
»Die ist erst in den letzten zwanzig Minuten so dick geworden«, bemerkte Danny missmutig. »Das kommt bestimmt davon, dass mir dieses Gör die Motorhaube auf die Hand geknallt hat.« Er drehte die Hand um und zeigte Jenny die blutunterlaufene Quetschung. »Hoffentlich gibt das keine Infektion.« Wenn er an den Rost und Schmutz dachte, der mit Sicherheit in die Schürfwunden geraten war, wurde ihm ganz anders.
Behutsam