Nur ein Hauch von Liebe. Barbara Cartland
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Читать онлайн книгу Nur ein Hauch von Liebe - Barbara Cartland страница 4
Es folgte Schweigen. Dann kapitulierte Tamara.
“Sie haben recht“, sagte sie schließlich. “Ich schreibe den Brief.“
“Ich werde ihn für Sie aufsetzen“, bot sich Mr. Lawson an. “Und morgen früh geht ein Brief an den Herzog ab. Ich werde ihm mitteilen, daß sein Bruder ums Leben gekommen ist und dessen Kinder Anfang nächster Woche bei ihm eintreffen.“
“So schnell schon?“
“Wegen Mr. Trevana.“
“Ach ja ... natürlich.“
Wieder ging Tamara zum Fenster.
“Ich finde“, sagte sie, “wenn ich die Kinder schon begleiten muß und Wawa ist noch zu klein und kommt ohne mich bestimmt nicht zurecht -, dann sollte ich vielleicht verschweigen, daß ich Maikas Schwester bin.“
Mr. Lawson überlegte einen Moment.
“Vielleicht wäre das tatsächlich besser“, sagte er dann. “Daran habe ich gar nicht gedacht. Sie können ja als ...“
“Als Gouvernante auftreten“, fiel Tamara dem Anwalt ins Wort. “Dann wird mir der Herzog eventuell Gehalt zahlen, und ich bin nicht total abhängig von ihm.“
Mr. Lawson sah das Mädchen an. Ein Sonnenstrahl streifte sein Haar und verwandelte es in flammendes Gold.
Sie wirkt weiß Gott nicht wie eine Gouvernante, dachte er, aber man kann es ja versuchen.
“Und welchen Namen soll ich dann angeben?“ fragte er.
“Was Ihnen gerade einfällt“, antwortete Tamara. “Oder – Moment, einen Namen, den sich die Kinder leicht merken können.“
“Was halten Sie von Miss Wynne?“
“Perfekt. Ich sage es den Kindern.“
“Aber ich hoffe, daß Sie nicht versuchen werden dem Herzog den Kampf anzusagen, Miss Selincourt. Es ist wichtig, daß er die Kinder liebgewinnt. Der Herzog ist ein sehr reicher und mächtiger Mann. Wenn er die Kinder ins Herz schließt, stehen ihnen Tür und Tor offen.“
“Ich glaube eher, daß er uns alle samt und sonders ablehnt, uns in den entlegensten Teil des Schlosses abschiebt und uns dort vegetieren läßt, bis wir sterben.“
Mr. Lawson lachte.
“Den Skandal kann er sich nicht leisten“, sagte er. “Und Skandale scheint der Herzog zu hassen – was man sich so erzählt.“
“Sicherlich“, entgegnete Tamara. “Aus Angst vor einem Skandal war der alte Herzog ja auch gegen die Heirat seines Sohnes mit einer Schauspielerin.“
Bitterkeit schwang aus Tamaras Stimme.
“Vergessen Sie doch bitte die Vergangenheit“, bat der Anwalt schnell. “Oder versuchen Sie es zumindest. Als nahe Verwandte des Herzogs können die Kinder nicht nur alles haben, was ihr Herz begehrt, sie haben außerdem die Chance, glückliche Menschen zu werden. Sehen Sie, Kadine ist zwar erst zehn, aber in sieben Jahren wird sie in die Gesellschaft eingeführt werden. Sie ist ein bildhübsches Kind und wird einmal ein auffallend schönes Mädchen sein. Als Nichte Seiner Gnaden des Herzogs von Granchester wird ihr und ihrer Schwester die Welt offen stehen.“
Tamara sah den Anwalt erstaunt an. Ihre Miene hellte sich – was für sie typisch war – von der einen Sekunde zur anderen auf.
“Sie haben recht!“ rief sie. “Natürlich haben Sie recht. Ich muß an die Mädchen denken. Wie Sie sagen, werden beide ausnehmend hübsch und in der Lage sein, sich den Ehemann auszusuchen. Einen Mann, der vermögend ist, und den sie wirklich lieben.“
In Tamaras Blick lag plötzlich etwas so Weiches, daß der Anwalt in Gedanken abschweifte.
Bevor Kadine und ihre jüngere Schwester Walide je auch nur ans Heiraten denken, wird ihre Tante Tamara längst verheiratet sein, dachte er.
“Wenn Sie einen Moment warten, Miss Selincourt“, sagte er, “dann setze ich schnell den Brief an Ihren Verleger auf.“
“Gern“, antwortete Tamara.
Mr. Lawson ging in eines der anschließenden Büros, in denen Schreiber an ihren hohen Pulten saßen und die steile Feder behänd über Bücher und Schriftstücke gleiten ließen, die bewiesen, daß die Anwaltskanzlei Lawson, Cresey und Houghton führend war in dieser Stadt.
Tamara stand auf und ging wieder zum Fenster.
Alles, was an diesem Morgen passiert war, ging ihr durch den Kopf und machte sie ganz konfus.
Daß sie den Roman zurückziehen mußte, traf sie härter als sie sich vor Mr. Lawson hatte anmerken lassen.
Sie hatte gehofft, eine anständige Summe dafür zu bekommen, war ja bereits ihr erstes Buch gut bezahlt worden.
Es war ein dünnes Bändchen gewesen, der Verleger hatte ihr jedoch sehr positive Kritiken zugesandt.
In ihrem zweiten Buch hatte sie Abenteuer, Niederträchtigkeit und Romanze ineinander verquickt und hoffte, mit dieser Mischung den allgemeinen Geschmack getroffen zu haben. Bei dem bescheidenen Leben, das sie in Cornwall führte, hatte sie kaum die Gelegenheit, mit bekannten Persönlichkeiten der Gesellschaft in Kontakt zu kommen.
Ihre Phantasie war durch das angeregt worden, was sie über den grausamen, unsympathischen Herzog von Granchester gehört hatte, der seinen Bruder ignorierte, wie schon sein Vater es getan hatte.
Tamara hatte ihren Schwager geliebt und verehrt und jedes Mal, wenn sie die Feder eingetaucht hatte, um etwas Abwertendes über den Schurken zu schreiben, der die Hauptfigur in ihrer Novelle war, hatte sie das Gefühl gehabt, dem Herzog die Unmenschlichkeit heimzuzahlen.
Sie hatte das Manuskript absichtlich nicht Lord Ronald gezeigt, ehe sie es dem Verleger geschickt hatte.
Er war ein so guter, freundlicher Mensch gewesen und hätte sich wahrscheinlich gegen das Bild verwahrt, das sie von seinem Bruder gezeichnet hatte. Dabei bestand für ihn nicht der geringste Grund, seine Familie zu verteidigen. Wie einen Aussätzigen hatten sie ihn behandelt, doch er hatte nur über sie gelacht und nie ein vorwurfsvolles Wort gesagt.
“Was ich nicht begreife“, hatte Maika einmal gesagt, “ist, daß sie Ronald nicht vermissen. Er ist ein so fabelhafter Mensch und von einem solchen Charme, daß man denken sollte, sie bereuten ihre Hartherzigkeit.“
“Sie sind steif, versnobt und höchst unsympathisch“, hatte Tamara entgegnet, aber Maika hatte nur gelächelt.
“Mir macht es nichts aus, daß ich nicht auf dem Schloß wohne“, hatte sie gesagt. “Manchmal finde ich es bloß traurig, daß Ronald sich keine Pferde leisten und nicht an den großen Rennen in Ascot und Newmarket teilnehmen kann.“
“Ich kenne keinen glücklicheren Menschen als Ronald“, hatte Tamara gesagt. “Ich glaube nicht, daß er etwas vermisst. Die Gesellschaft interessiert ihn doch gar nicht. Er lebt ganz für dich und die