Nur ein Hauch von Liebe. Barbara Cartland

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Nur ein Hauch von Liebe - Barbara Cartland Die zeitlose Romansammlung von Barbara Cartland

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Trost, Tamara“, hatte sie gesagt. “Manchmal denke ich, daß ich Ronald nicht aus seinen Kreisen hätte herausreißen dürfen. Was aber mich betrifft, so halte ich die ganze Welt und den Himmel in meinen Armen.“

      Tamara hatte wie Mr. Lawson oft gedacht, daß es glücklichere Menschen nicht geben konnte. Wenn sich Ronald und Maika angesehen hatten, war ein Glühen in ihren Augen gewesen, das nicht von dieser Welt zu sein schien.

      Wenn Ronald auch nur ein paar Stunden weg gewesen war, hatte Maika sehnlichst auf ihn gewartet und ihn beim Zurückkommen so heftig umarmt, als wolle sie ihn nie wieder weglassen.

      Sie hatten sich so leidenschaftlich geküßt, als hätten sie sich gerade ineinander verliebt.

      Aber nun waren sie beide nicht mehr da, und Tamara wußte, daß nur sie die Kinder lieben und versorgen konnte.

      Mr. Lawson hat recht, dachte sie. Der Herzog soll mich für die Gouvernante halten. Es besteht keinerlei Grund, warum er mich wegschicken und eine neue Gouvernante für die Kinder engagieren sollte.

      Mr. Lawson kam zurück.

      “Hier ist der Brief an Ihren Verleger“, sagte er. “Ich habe ihn kurz und klar abgefaßt und darum gebeten, daß das Manuskript an die Kanzlei geschickt werden soll. Hier ist es sicherer. Wenn Sie es mitnehmen, weiß man nie, wem es in die Hände fällt.“

      Tamara kam langsam zum Schreibtisch.

      “Es tut mir leid, Miss Selincourt“, erklärte der Anwalt, als er merkte, wie sehr sie sich zwingen mußte. “Ich weiß, daß es Ihnen schwerfällt. aber es geht nun einmal nicht anders.“

      Tamara nahm die Feder zur Hand.

      “Lassen Sie sich dadurch nicht entmutigen“, fuhr Mr. Lawson fort. “In Ihrem nächsten Buch können Sie vielleicht angenehme Dinge über Schloß Granchester – und seinen Besitzer – berichten.“

      “Da ist wohl der Wunsch der Vater des Gedankens“, entgegnete Tamara und lachte.

      Sie unterschrieb den Brief und steckte die Feder wieder in den Halter.

      “Ich werde versuchen, diese Novelle zu vergessen“, sagte sie. “Aber daß ich ihr wie einem tot geborenen Kind nachtrauere, dürfen Sie mir nicht übelnehmen.“

      Der Anwalt lachte.

      “Das ist eine typische Bemerkung für Sie, Miss Selincourt“, gestand er. “Auf Schloß Granchester allerdings sollten Sie mit solchen Bemerkungen vorsichtig sein. Ich bin davon überzeugt, daß die älteren Mitglieder der Familie schockiert sein würden.“

      “Ich werde sowohl meine Zunge als auch meine Feder im Zaum halten“, versprach Tamara. “Mein nächstes Manuskript geht zur Vorsicht erst einmal an Sie, Mr. Lawson, ehe der Verleger es zu lesen bekommt. Dann können Sie jedes zynische Wort streichen.“

      “Ich werde Sie an dieses Versprechen erinnern“, sagte der Anwalt mit einem Lächeln. “Ich will Sie schließlich nicht vor Gericht verteidigen müssen.“

      “Und ich möchte nicht wegen einer Verleumdungsklage im Schuldturm landen“, erklärte Tamara mit spitzbübischem Gesicht.

      “Ich schicke diesen Brief und den an den Herzog noch heute weg“, versprach Mr. Lawson. “Wenn es Ihnen recht ist, helfe ich Ihnen übermorgen beim Packen. Bis dahin werde ich auch die nötigen Arrangements für Ihre Reise getroffen haben.“

      “Vielen Dank, Mr. Lawson.“ Tamara streckte beide Hände aus. “Ohne Sie wären wir verloren, die Kinder und ich.“

      Mr. Lawson drückte Tamara beide Hände.

      “Sie sind ein sehr tapferes Mädchen“, sagte er. “Ich wünschte nur, ich hätte Ihnen bessere Nachrichten mitteilen können. Aber wer weiß, vielleicht wendet sich alles noch zum Guten.“

      “Wenn es sich für die Kinder zum Guten wendet, bin ich schon zufrieden“, antwortete Tamara. “Und was mich anbelangt, so habe ich ziemlich viel Angst vor dem, was uns auf Schloß Granchester erwartet.“

      Als Tamara auf dem alten Pferd zurückritt, das der Familie jahrelang treue Dienste geleistet hatte, strich ein leichter Wind vom Meer her übers Land.

      Ich werde immer Heimweh nach Cornwall haben, dachte Tamara mit wehem Herzen.

      Nach dem Tod ihres Vaters war sie hierher gekommen und hatte sich sofort in die wilde Schönheit dieses äußersten Zipfels Englands verliebt. Das hektische Treiben, das sie von Oxford gewöhnt gewesen war, hatte sie nicht einen Tag vermisst.

      Sie war knapp fünfzehn gewesen, als ihr Vater, Conrad Selincourt, an einem Herzinfarkt gestorben war.

      Sie hatte ihn die Jahre vorher versorgt und war daher charakterlich und auch äußerlich erwachsener, als die meisten Mädchen in ihrem Alter.

      Außerdem war sie gebildeter.

      Als Tochter eines Dekans der Universität von Oxford war sie mit einer großen Anzahl von intelligenten und kultivierten Menschen zusammengekommen. Außerdem hatte sie Zugang zu sämtlichen Vorlesungen und zur Bibliothek gehabt, in der sie sich, seit sie lesen konnte, liebend gern aufgehalten hatte.

      Wenn die Töchter von Conrad Selincourt dessen Intelligenz geerbt hatten, so hatten sie von der Mutter die Schönheit geerbt.

      Nicht nur Maikas Stimme hatte ihr das Engagement bei der Oper eingebracht, sondern auch ihr Aussehen.

      Es war übrigens einer ihrer Lehrer aus Oxford gewesen, der sie an die Oper vermittelt und dafür gesorgt hatte, daß sie, obwohl sie keinerlei Bühnenerfahrung hatte, dieselbe Gage bekam wie eine ausgebildete Sängerin.

      Die Gruppe von Sängern und Sängerinnen war nicht von Stadt zu Stadt gezogen, wie allgemein üblich, sondern war privat von einem Zusammenschluß von musikliebenden Bürgern finanziert worden, die es für notwendig gehalten hatten, daß man den Leuten auch außerhalb Londons gute Aufführungen bot.

      Maika hatte nicht nur Gold in der Kehle gehabt, sie hatte obendrein so bezaubernd ausgesehen, daß sie schnell zum Liebling des Publikums geworden war.

      Von ihr als ,gewöhnlicher Schauspielerin’ kaum besser als einer Prostituierten zu sprechen, wie der Herzog von Granchester es getan hatte, war nicht nur eine Beleidigung gewesen, sondern eine infame Lüge.

      Maika hatte nicht etwa, wie in der Theaterwelt üblich, eine eigene ,sturmfreie’ Wohnung besessen, sondern hatte immer im Elternhaus gelebt.

      Dort hatte sie auch Lord Ronald kennengelernt, der sich Hals über Kopf in sie verliebt hatte.

      Da dieser damals noch nicht einundzwanzig Jahre alt gewesen war, hatte sein Vater diese Tatsache anfangs als Entschuldigung angeführt, warum er gegen die Ehe mit Maika Selincourt war.

      Der Herzog war jedoch in seinen Bemühungen, den Sohn am Heiraten zu hindern, so taktlos und unangenehm geworden, daß er gerade das Gegenteil erreicht hatte.

      Vor das Ultimatum gestellt, ,diese Frau nie wiedersehen zu dürfen’, hatte sich Lord Ronald gegen den Vater gestellt und Maika geheiratet.

      Als Ronald die letzten Examina hinter sich gebracht hatte, hatte Maika das Engagement bei der

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