Karin Bucha Paket 1 – Liebesroman. Karin Bucha
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Karin Bucha Paket 1 – Liebesroman - Karin Bucha страница 26
»Guten Abend«, grüßt Christiana. »Ich wußte nicht, daß mein Bruder Besuch hat. Ich bin Christiana Stücker.«
Oberschwester Magda ringt mühsam um Fassung. »Ich weiß«, erwidert sie leise. »Ich sah Sie damals im Krankenhaus, nachdem Ihr Gatte…«
Sie verstummt, und Christiana betrachtet sie neugierig. Dann macht sie eine einladende Handbewegung. »Nehmen Sie doch wieder Platz, bitte«, sagt sie äußerst freundlich. Suchend blickt sie sich um. »Wo steckt denn mein Bruder?«
»Ich – ich erwarte ihn.« Magda nimmt auf der äußersten Kante des Sessels Platz. Sie errötet unter den prüfenden Blicken der eleganten Frau.
Hm! überlegt Christiana. Wie kommt Martin zu einer so wenig hübschen Frau? Er, der bisher nur die schönsten und begehrenswertesten Frauen um sich zu versammeln pflegte? Auf einmal weiß sie, wer diese Frau ist.
»Sind Sie nicht die Oberschwester, die damals bei der Operation meines Mannes dabei war?«
Magda nickt. »Die bin ich.« Krampfhaft sucht sie nach einer glaubwürdigen Erklärung ihres Besuches in Martin Freytags Zimmer. Aber ihr will nichts einfallen.
»Sie sind mit meinem Bruder – befreundet?« Christiana hat die Situation längst durchschaut. Ob Martin sich in dieser Schwester eine Stütze herangebildet hat?
Es muß tiefere Gründe haben, überlegt sie. Laut sagt sie sehr höflich: »Darf ich Ihnen eine Erfrischung schicken? Sie werden doch sicherlich auf meinen Bruder warten wollen.«
»Allerdings, das wollte ich. Wenn ich um eine Zigarette bitten dürfte?«
Christiana hantiert im Zimmer herum, findet Zigaretten und Feuerzeug und stellt beides vor Magda auf den fahrbaren Servierwagen.
»Danke.« Zaghaft greift Magda zu der dargebotenen Zigarette und meint dann: »Sicher wundern Sie sich, mich hier zu sehen. Ich gebe zu, daß es etwas außergewöhnlich ist .«
»Aber keineswegs«, lacht Christiana entwaffnend. Es macht ihr Spaß, die nicht sehr gewandte Frau in die Enge zu treiben. »Wir kümmern uns wenig umeinander. Jeder kann tun und lassen, was er will. Wenn Sie hier auf Martin warten, wird es wohl seinen Grund haben. Stimmt es?«
»Er – er hat mich zu sich bestellt«, erklärt Magda unsicher. Sie weiß nicht, inwieweit sie dieser Frau vertrauen kann.
»Sind Sie oft – außerberuflich mit meinem Bruder zusammen?« fährt Christiana mit ihrem Verhör fort.
»In letzter Zeit – ja!« Magda stößt es nunmehr trotzig hervor.
»Soso«, macht Christiana, drückt langsam ihre Zigarette aus und erhebt sich. »Ich will Sie nicht länger belästigen. Sie werden bestimmt warten wollen. Aber eine Erfrischung lasse ich Ihnen doch bringen.«
Sie reicht Magda die Hand. »Ich hoffe, wir sehen uns einmal in Gesellschaft meines Bruders wieder.«
»Wenn Mar – wenn Ihr Bruder es will«, stammelt Magda verwirrter denn je und sieht der hochgewachsenen, schönen Frau nach.
Ein paar Minuten später erscheint ein Hausmädchen, freundlich und adrett gekleidet.
Sie deckt vor Magda einen Tisch mit Mokka, einer silbernen Schale Gebäck, einer Flasche Likör und einem feingeschliffenen Glas.
»Danke«, sagt Magda und ist froh, als sie wieder allein ist.
Sie hat das unangenehme Gefühl, daß sie lange warten muß. Hat Martin ihre Verabredung vergessen? Ist er im Krankenhaus aufgehalten worden? Oder will er ihr absichtlich aus dem Wege gehen nach der heftigen Auseinandersetzung?
Die Stunden fließen dahin. Sie weiß nicht, wieviel Zeit vergangen ist, seitdem sie diesen Raum betreten hat. Sie fährt aus einem kurzen Dämmerschlaf auf, als die Tür aufgerissen wird und Doktor Freytag auf der Schwelle steht.
Als er sie im Schein der Stehlampe entdeckt, verzieht sich sein eben noch heiteres Gesicht. Finster kommt er näher. Vor diesem Mann fürchtet Magda sich plötzlich.
Hinter Doktor Freytag taucht ein Frauenantlitz auf, fröhlich, strahlend, von wirren, schwarzlockigen Haaren umgeben.
Ein greller, spitzer Schrei löst sich von Magdas Lippen.
Während sie in banger Erwartung hier gesessen hat, amüsierte sich Martin mit der jungen Schwester Anita?
»Martin«, murmelt sie, dann sinkt ihr Kopf zur Seite. Barmherzige Stille ist um sie, und das Dunkel, in das sie versunken ist, löscht alle quälenden Gedanken aus.
Anita drängt sich in den Vordergrund, erkennt die Oberschwester und preßt die Hand an den Mund. Jetzt ist sie ganz nüchtern.
»Martin«, schreit sie auf und kniet neben der ohnmächtigen Frau. »Hilf mir doch, ich bitte dich.« Anitas Herz schlägt voll Angst und Mitleid wie ein Hammer in der Brust.
Aber Martin rührt sich nicht. Er hat es sich so nett ausgemalt, mit der temperamentvollen Anita allein zu sein, und nun macht Magda ihm einen Strich durch die Rechnung.
Wie kommt sie überhaupt hierher? Ach, richtig! Er hat sie ja zu sich bestellt. Ein Gefühl wie ein Warnruf regt sich in ihm. Wie soll er sich verhalten?
Ehe er sich noch schlüssig geworden ist, kehrt Magdas Bewußtsein zurück. Sie blickt aus verstörten Augen um sich, erkennt Anita und Martin, der stumm und steif abseits steht.
Unerbittlich kehrt ihr ins Gedächtnis zurück, wie grausam sie die letzten Stunden bei ihren düsteren Gedanken gemartert haben.
Von Anita unterstützt, kommt sie auf die Beine. Sie zittert und hätte am liebsten die ihr helfenden Arme von sich gestoßen. Aber sie ist schwach und weich in den Knien.
»Setzen Sie sich, Oberschwester Magda.« Anitas Stimme ist besorgt und flehend. »Ist Ihnen nicht wohl? Soll ich Ihnen ein Glas Wasser holen?«
Stumm schüttelt Magda den Kopf. Sie nimmt auch nicht Platz. Sie streicht sich das Haar aus der Stirn und schiebt dann Anita von sich.
»Hat er Sie endlich auch ’rumgekriegt?« Ihre Stimme ist tonlos, aber scharf und mit Hohn getränkt. »Der feine Herr Doktor sieht wohl, wie ihm langsam die Felle bei mir wegschwimmen, und so sucht er nach einem anderen Halt? Werden Sie in Zukunft dafür sorgen, daß ihm der Stoff nicht ausgeht? Ich beglückwünsche Sie zu der Stellung als barmherzige Schwester. Er wird Sie genauso ruinieren wie mich. Sie werden eines Tages genausowenig aus noch ein wissen wie ich. Ich warne Sie, Schwester Anita. Er ist ein Teufel, leider habe ich es zu spät erkannt.«
»Bist du wahnsinnig?« Mit einem Schritt steht Doktor Freytag vor der sich immer mehr in Erregung sprechenden Frau. »Sofort verläßt du das Haus. Hörst du, sofort!«
Aus geweiteten Augen sieht Magda ihn an. Sie sieht sein verzerrtes Gesicht, hört seine zischende Stimme. Ist das derselbe Mann, der sie einst betört hat?
Er zerrt sie zur Tür, öffnet sie weit. »Geh, wir sprechen uns morgen im Krankenhaus.«
Magda blickt ihn aus glanzlosen Augen an, unentwegt, so daß seine Hand langsam hinabsinkt. Mit einem Aufschrei hetzt