Mami Staffel 2 – Familienroman. Gisela Reutling

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Mami Staffel 2 – Familienroman - Gisela Reutling Mami Staffel

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dem Fenster und sah zu dem Pärchen hinab, das unten im Hof der Schreinerei stand.

      »Meister Lange und seine Leute sind auf Montage!« rief sie hinunter. »Das Gemeindehaus in Beershausen wird renoviert. Deshalb wird sich in den nächsten Tagen keiner in der Werkstatt aufhalten.«

      »Wir suchen Arbeit«, wiederholte der Ausländer und zeigte auf seine junge schwangere Frau, deren Haare von einem Kopftuch bedeckt war. »Wir sind fleißig. Yella kann gut Haus- und Gartenarbeiten verrichten und ich mache alles, was Sie wollen.«

      »Sind Sie denn gelernter Schreiner?« erkundigte Barbara sich. Der Mann schüttelte den Kopf.

      »Ich, Stefan Gollic, war Bauer, kann aber nicht zurück. Alles ist kaputt.« Er hielt ein Blatt Papier hoch. »Wir haben Arbeitserlaubnis, wollen nur wenig Geld, aber ein Dach über den Kopf.«

      »Mein Vater braucht einen gelernten Schreiner, Herr Gollic. Kommen Sie am Ende der Woche wieder. Dann sehen wir weiter.«

      Das Paar ging langsam aus dem Hof. Barbara sah ihnen nach. So eine junge Frau war gewiß nützlich in dem alten Haus, in dem ihr Vater sich mit zwei Zimmern begnügte, nachdem er im Parterre sein Holzlager eingerichtet hatte, um die Werkstatt erweitern zu können. Aber was sollte er mit einem Bauern?

      Sie ließ das Fenster offen. Die frische Luft drang in ihr Zimmer und erleichterte ihr die zweite, gründliche Durchsicht der Rechenhefte. Das von Gritli hatte sie gleich weggelegt, um sich nicht wieder ärgern zu müssen.

      Wie lange sie über den Heften gesessen hatte, wußte sie nicht, als ein greller Pfiff von unten zu ihr drang.

      »Was ist denn nun schon wieder?« seufzte sie, stand auf und beugte sich aus dem Fenster. »Sie wünschen?« rief sie dem Mann, der unten im Hof stand, zu.

      Dieser Fremde sah sehr gut aus mit seinen schmalen Jeans, dem karierten Hemd und dem gelockten Blondhaar, unter dem wache Augen hervorblitzten.

      »Die Tür zur Werkstatt ist verschlossen«, antwortete er. »Ich wollte zu Ruppert Lange, dem Schreinermeister.«

      »Die Leute sind noch die nächsten zwei Tage auf Montage«, wiederholte Barbara ihr Sprüchlein.

      »Aha.« Er rührte sich nicht von der Stelle und wandte den Blick auch nicht von ihr. Barbara musterte den hochgewachsenen Blondschopf ebenso.

      »Haben Sie einen Gesellenbrief?«

      »Nein«, kam die aufrichtige Antwort sofort und schien den Mann keinesfalls verlegen zu machen. Er grinste sogar!

      »Dann ist es zwecklos.« Sie richtete sich auf, aber eine innere Regung hielt sie davon ab, ganz vom Fenster zu verschwinden. Es mußte das jugendhafte Lächeln dieses Fremden sein, das sie nicht losließ.

      »Ich war lange im Ausland. In Kanada habe ich beim Bootsbau gearbeitet, bin dann durch die USA gezogen, habe in Las Vegas Innenausbau gemacht und war schließlich in Hollywood in einem Betrieb für Filmausstattung als Teamleiter beschäftigt.«

      »So, so! Und das soll ich glauben? Warum wollen Sie dann hier in Wesing arbeiten?« Sie konnte es kaum glauben.

      »Warum sollte ich sonst hier stehen?«

      Unverschämt! dachte Barbara. Der kommt sich wohl recht toll vor, der Herr aus Hollywood mit seinen nagelneuen Cowboystiefeln und seinen Engelslocken.

      »Stellt der Meister eine Wohnung zur Verfügung?« wagte er sich jetzt auch zu erkundigen.

      »Nein!«

      »Das ist jammerschade. Ich brauch eine Unterkunft für zwei.«

      Barbara machte einen Schritt in ihr Wohnzimmer, als müsse sie sich schon jetzt vor dem Eindringling zur Wehr setzen. Wenn er zu zweit war, gehörte er zu den Ehemännern. Aber was bedeutete das schon bei einem Mann, der so frech grinste?

      »Das gibt ’s hier nicht. Es gibt nur ein winziges Kämmerchen drüben im alten Haus. Das steht aber nur einem richtigen Gesellen zu.«

      »So, so. Schau an, schau an. Das ist besser als nix.« Er schien sie nicht ganz ernst zu nehmen.

      Barbara ärgerte sich. »Am Freitag ist der Meister wieder da. Dann können Sie mit ihm sprechen.«

      Thilo sah zu ihr hoch und wünschte mit einem Mal, diese junge Frau hätte ein Lächeln für ihn übrig. Aber ihr schmollender Mund und die feine Falte zwischen den Brauen machten ihm keine Hoffnung. Warum war sie so ungeduldig und patzig?

      Noch einmal wagte er eine Frage: »Können Sie so freundlich sein und mir einen Blick in die Werkstatt gestatten?«

      »Wozu das denn?« rief sie gereizt zu ihm hinunter.

      »Wenn ich die Maschinen seh, weiß ich, ob ich mich leicht einarbeiten kann.«

      Der Mann muß total übergeschnappt sein! dachte Barbara und schüttelte energisch den Kopf. »Dazu fehlt mir die Zeit. Grüß Gott!«

      »Grüß Gott!« Thilo neigte den Kopf und verbarg seine Hände trotzig in den Hosentaschen. Mit einem Blick, der nun seinen Ingrimm verriet, wandte er sich dann ab.

      Barbara atmete wie befreit auf. Da konnte ja jeder kommen und die Werkstatt besichtigen. Nicht auszudenken, was ihr Vater dazu sagen würde! Obwohl ihr die frische Luft so gut tat, weil sie die dumpfe Wärme der letzten heißen Tage in ihrer Wohnung vertrieb, schloß sie das Fenster. So kam der Fremde nicht auf die Idee, sie ein zweites Mal zu belästigen.

      Aber nach einer Weile lugte sie vorsichtig hinaus. Der Fremde war fort. Sie konnte das Fenster wieder öffnen, als wäre eine Bedrohung, die sie sich nicht erklären konnte, gerade noch an ihr vorbeigegangen. Nur tief in ihrem Herzen wünschte sie, er würde doch noch mal zurückkehren. Es gab also tatsächlich Bedrohungen, die ein zartes Kribbeln in ihr auslösten. Barbara sah ein, selbst eine Lehrerin wie sie lernte noch etwas dazu.

      Einige Minuten später betrat Thilo wieder den ›Dorfkrug‹. Der Wirt hatte den schweren Ledersack hinter die Theke geschafft. Wortlos zerrte er ihn jetzt hervor.

      »Wann fährt der nächste Bus nach Oberau?« erkundigte Thilo sich.

      »In einer halben Stunde.«

      »Gut. Danke. Dann trinke ich noch einen Kaffee.«

      Als der Wirt ihm den Becher mit Milchkännchen und Zuckerdose brachte, konnte er seine Neugier nicht bezähmen.

      »Wollen Sie in Oberau Urlaub machen?«

      »Nein. Ich bleibe dort nur wenige Tage. Dann komme ich noch einmal zurück.«

      »Hm. Ich habe auch Zimmer zu vermieten«, meinte der Wirt.

      »Danke, ich brauche kein Zimmer.«

      Das war bedauerlich, denn der Fremde sah nach Geld aus. Der Wirt war sicher, er hätte ihm bestimmt sein teuerstes Zimmer andrehen können.

      *

      Einige Tage lang gingen immer wieder Regenschauer hinunter, die die schwüle Julihitze kurzzeitig abkühlten. An einem Abend, als die Sonne gerade hinter den Bergen versunken war, legte Gritli auf ihrem Abstieg von der Alm eine kurze Rast ein, um die

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