Butler Parker Paket 1 – Kriminalroman. Günter Dönges
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Читать онлайн книгу Butler Parker Paket 1 – Kriminalroman - Günter Dönges страница 7
»Und ob der Chef sich zurückhält«, gab Joe zurück. »Aber er weiß trotzdem verdammt genau, was gespielt wird!«
»Er ahnte also, daß Henry Manters abspringen wollte?« Parker hoffte, auf der richtigen Fährte zu sein.
»Wir sind ja unter uns«, meinte Joe vertraulich. »Manters war ’ne Enttäuschung für uns. Er hätte uns beinahe aufs Kreuz gelegt.«
»Er genoß also das Vertrauen Ihres Chefs?«
»Kann man wohl sagen, sonst hätte er sich ja nicht die Unterlagen unter den Nagel reißen können. Aber in letzter Minute wurde er mißtrauisch und kontrollierte den Safe. Tja, und da kam die ganze Geschichte heraus!«
»Welch ein Pech für den armen, bedauernswerten Manters«, räumte der Butler ein.
»Welch ein Pech für euch«, spottete Joe auflachend. »Um ein Haar hättet ihr die Unterlagen gehabt. Aber wir waren eben schneller!«
»Darf ich Sie auf eine gewisse Unterlassungssünde hinweisen?« bat Parker höflich.
»Und das wäre?«
»Sie wollten mich erschießen. Nein, nein, Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen. Sie hatten schließlich den Auftrag dazu. Aber warum interessierten Sie sich nicht für die Unterlagen? Nach meinem Tod hätten Sie sie ja niemals gefunden.«
»Da haben Sie Mike und mich aber mißverstanden«, entgegnete Joe und schüttelte den Kopf.
»Schön, wir wollten und sollten schießen, aber Sie nur aus dem Verkehr ziehen, Henderson. Wir hätten Sie schon abgeschleppt und dann zum Reden gebracht.«
»Das beruhigt mich, ich dachte schon an eine gewisse Unlogik in Ihrer Handlungsweise!«
»Hoffentlich bleiben Sie auch so ruhig, Henderson.«
»Wie darf ich Ihre Andeutung auslegen?« wollte Parker wissen.
»Na ja, werden Sie keinen Ärger bekommen, wenn Sie ohne Unterlagen in London aufkreuzen?«
»Sind Sie tatsächlich der Meinung, daß ich zurück nach London fahren werde?«
»Würde ich Ihnen auch nicht raten, Henderson. Wenn Sie mich fragen, würde ich mich irgendwo hier in den Staaten verkriechen. Das ist sicherer für Sie.«
»Ihr Mitgefühl schmeichelt mir«, gestand Parker.
»Na ja, wir arbeiten schließlich in der gleichen Branche«, meinte Joe mitteilsam. »Man weiß ja, wie schwer man es hat. Manchmal ekelt mich der ganze Betrieb richtig an.«
»Sie sprechen mir fast aus dem Herzen«, entgegnete der Butler fast gerührt. »Ich könnte mir durchaus ein ruhigeres Leben vorstellen.«
»Warum steigen wir nicht einfach aus und lassen diesen ganzen Rummel?«
»Eine Frage, die ich mir schon häufiger gestellt habe.«
»Irgendwo ein Lokal oder ein kleines Geschäft, und man hätte endlich seine Ruhe und brauchte nicht herumzuhetzen.«
»Wir stecken zu tief in gewissen Dingen«, deutete Parker vage an, doch er hätte nicht sagen können, um welche Dinge es sich handelte.
»Dafür verdient man natürlich ganz schön«, erklärte Joe träumerisch.
»Das allerdings, der Wahrheit die Ehre«, räumte nun auch Parker schleunigst ein. »Das Berufsrisiko wird erstaunlich gut honoriert.«
»Deswegen werde ich auch dabei bleiben«, meinte Joe. »Und wenn man nur einigermaßen auf Draht ist, kann einem kaum was passieren.«
Er hatte seinen Satz gerade beendet, als er irritiert zur Seite schaute. Ein junger Mann, er mochte knapp fünfundzwanzig Jahre alt sein, trat an die Sitzgruppe heran, in der Joe und Parker saßen.
Dieser junge Mann deutete auf die Zeitschriften und Magazine, die auf dem niedrigen Rauchtisch herumlagen.
»Darf ich mal?« erkundigte er sich.
»Aber selbstverständlich«, antwortete der Butler höflich. »Bedienen Sie sich nur!«
Der junge Mann beugte sich vor und griff nach einer Zeitschrift. Gleichzeitig hatte er plötzlich ein Zigarettenetui in der Hand, das er auf springen ließ.
Joe sah den jungen Mann völlig überrascht an.
Sein Mund öffnete sich, als wollte er etwas sagen, doch dann sackte Joe leicht in sich zusammen und entspannte sich in seinem tiefen Sessel.
»Los, stehen Sie auf, mitkommen, sonst sind auch Sie dran«, sagte der junge Mann lächelnd zu Parker.
»Wie bitte?« Parker verstand nicht ganz.
»Stehen Sie unauffällig auf und gehen Sie raus auf die Straße«, sagte der lächelnde junge Mann, dessen Stimme jetzt tödliche Kälte verspüren ließ. »Oder soll ich Sie wie diesen Spitzel abknallen?«
Parker war in der Tat etwas verwirrt, begriff aber sehr schnell.
Ein schneller Blick hinüber zu Joe sagte ihm, daß sein Gesprächspartner schon nicht mehr lebte. Joes Prognose, ihm könne kaum etwas passieren, hatte sich also innerhalb weniger Sekunden als falsch erwiesen.
Parker stand auf.
»Gehen Sie endlich!« sagte die kalte Stimme des fröhlichen jungen Mannes.
Parker griff schleunigst nach Regenschirm und Melone und setzte sich überraschend gehorsam in Marsch. Er wußte plötzlich, daß der junge Mann keineswegs bluffte.
Stocksteif, als habe er einen Ladestock verschluckt, ging der Butler auf die Glastür der Halle zu.
Der junge Mann befand sich jetzt neben ihm. Er deutete mit der Kinnspitze auf einen Wagen, der am Straßenrand parkte.
»Einsteigen«, sagte der junge Mann.
»Sind Sie sicher, daß Sie mich meinen?« erkundigte sich Parker.
»Machen Sie schon!«
Parker nickte und ging auf den Wagen zu. Im Näherkommen sah er, daß am Steuer ein zweiter, etwas älterer Mann saß, er ihm keinen einzigen Blick gönnte.
Parker nahm im Fond des Wagens Platz. Der junge Mann setzte sich dicht neben Parker und lächelte dünn.
»Los!« rief er dem Fahrer zu. »Ziel wie abgesprochen. Nicht zu schnell, wir wollen nicht auffallen!«
Dann wandte er sich an Parker und grinste.
»Überrascht, was?« fragte er.
»Überrascht und einigermaßen verwundert«, gestand Parker, »zumal ich überhaupt nicht begreife, wer Sie sind und was Sie von mir wollen!«
*
Der