Gesammelte Werke. Джек Лондон

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Gesammelte Werke - Джек Лондон Gesammelte Werke bei Null Papier

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end­lich er­regt und er­bit­tert über ihre ei­ge­ne Ge­schich­te schloss, strei­chel­te er ihr trös­tend die Hand.

      »Lass es gut sein, Sa­xon«, sag­te er. »Er ist ein rich­ti­ger Strolch. Ich habe ihn gleich, als ich ihn sah, rich­tig ein­ge­schätzt. Aber er wird dich nicht mehr be­läs­ti­gen. Ich ken­ne die Sor­te. Die bellt nur. Aber sich schla­gen! Er könn­te sich nicht ein­mal mit ei­nem Milch­wa­gen schla­gen.«

      »Aber wie machst du es nur?« frag­te sie, und ihr Atem ging schnel­ler. »Wa­rum fürch­ten dich alle Män­ner? Das ist di­rekt wun­der­bar.«

      Er lä­chel­te mit leich­ter Ver­le­gen­heit und kam auf et­was an­de­res zu spre­chen.

      »Weißt du«, sag­te er, »dei­ne Zäh­ne ge­fal­len mir so gut. Sie sind so weiß und gleich­mä­ßig und nicht groß. Aber du hast auch nicht sol­che win­zi­gen Kin­der­zäh­ne. Sie sind – sie sind ganz wie sie sein sol­len, und sie pas­sen groß­ar­tig zu dir. Sie sind zum Fres­sen.«

      Ge­gen Mit­ter­nacht bra­chen Bil­ly und Sa­xon auf und ver­ab­schie­de­ten sich von Bert und Mary, den bei­den Uner­müd­li­chen, die nie ge­nug tan­zen konn­ten. Bil­ly hat­te vor­ge­schla­gen, so früh zu ge­hen, und es dräng­te ihn, ihr den Grund zu er­klä­ren.

      »Das habe ich von den Bo­xern ge­lernt«, sag­te er. »Auf mich zu ach­ten. Man kann nicht den gan­zen Tag ar­bei­ten und die gan­ze Nacht ar­bei­ten und da­bei in Form blei­ben. Das ist das­sel­be, wie wenn man trinkt. Nicht, dass ich ein En­gel bin. Ich bin so be­trun­ken ge­we­sen wie nur ei­ner, und ich lie­be Bier – mas­sen­haft. Aber ich trin­ke nicht so viel, wie ich gern möch­te. Ich habe es ver­sucht, aber es lohnt sich nicht. Nimm zum Bei­spiel den großen Strolch, der heu­te mit uns an­bän­del­te. Er ist ein Hund durch und durch, aber er hat Bier­blut. Dar­über war ich mir klar, so­bald er uns an­rem­pel­te.«

      »Aber er ist so groß«, pro­tes­tier­te Sa­xon. »Ach, sei­ne Hän­de sind si­cher dop­pelt so groß wie dei­ne.«

      »Das hat nichts zu sa­gen. Es kommt le­dig­lich dar­auf an, was hin­ter den Fäus­ten steckt. Er wür­de wie ein wü­ten­der Stier drauf­los­ge­hen. Vi­el­leicht könn­te ich ihn nicht gleich zu Bo­den schla­gen. Aber ich brauch­te ihn mir nur vom Lei­be zu hal­ten, ihn zu er­mü­den und ab­zu­war­ten. Auf ein­mal wür­de er ex­plo­die­ren – in Stücke ge­hen, ver­stehst du. Und dann hät­te ich ihn, wo ich woll­te, und das weiß er sel­ber gut. Das ist das Ge­heim­nis.«

      »Du bist der ein­zi­ge Bo­xer, den ich je ge­kannt habe«, sag­te Sa­xon nach ei­ner Pau­se.

      »Ich bin es nicht mehr«, wand­te er schnell ein. »Es lohnt sich nicht. Man trai­niert, bis man so fein wie Sei­de ist – bis man die rei­ne Sei­de ist, in Haut und al­lem, und man glaubt, hun­dert Jah­re le­ben zu kön­nen. Und dann geht man ei­nes schö­nen Ta­ges mit ir­gend­ei­nem zä­hen Kerl in den Ring, der eben­so gut ist wie man sel­ber – zwan­zig Run­den – und in die­sen zwan­zig Run­den setzt man all sei­ne Sei­de zu und wirft ein Jahr sei­nes Le­bens weg. Ja, manch­mal setzt man fünf Jah­re sei­nes Le­bens oder die Hälf­te zu, oder ver­braucht al­les auf ein­mal. Ich habe mei­ne Au­gen ge­braucht, ich habe Bur­schen, so stark wie Stie­re, ster­ben se­hen, ehe ein Jahr um war, an Schwind­sucht oder Nie­ren­krank­heit oder der­glei­chen. Wel­che Freu­de hat man da­von? Geld kann nicht er­set­zen, was man ver­liert. Sieh, das ist der Grund, dass ich das Bo­xen auf­gab und mich ent­schloss, Kut­scher zu blei­ben. Ich habe mei­ne Sei­de und ge­den­ke, sie zu be­hal­ten, das ist al­les.«

      »Es muss ein stol­zes Ge­fühl sein, zu wis­sen, dass man den an­de­ren Män­nern über­le­gen ist«, sag­te sie sanft und war selbst stolz auf sei­ne Kraft und Tüch­tig­keit.

      »Das ist es«, gab er frei­mü­tig zu. »Ich freue mich, dass ich da­mit an­fing, eben­so wie ich mich jetzt freue, dass ich’s wie­der auf­gab. Ja, ja, ich habe al­ler­lei da­bei ge­lernt – die Au­gen of­fen und den Kopf klar zu hal­ten. Das Bo­xen lehr­te mich, Dampf zu spa­ren und nichts zu tun, was ich hin­ter­her be­reu­te.«

      »Ach, du bist der netts­te und fried­lichs­te Mann, den ich je ge­kannt habe«, warf sie ein.

      »Glaub das nicht. Pass nur auf, und du wirst se­hen, ge­le­gent­lich über­wäl­tigt mich das Böse, dass ich nicht weiß, was ich tue. Ach, wenn ich erst los­ge­las­sen bin, bin ich schlim­mer als der schlimms­te Teu­fel.«

      Die­ses still­schwei­gen­de Ver­spre­chen, ihre Be­kannt­schaft fort­zu­set­zen, ließ Sa­x­ons gan­ze Ge­stalt von Freu­de er­schau­ern.

      »Sag«, mein­te er, als sie in die Nähe ih­rer Woh­nung ka­men. »Was machst du Sonn­tag?«

      »Nichts. Ich habe mir noch nichts vor­ge­nom­men.«

      »Schön, was meinst du dazu, mit mir eine Wa­gen­fahrt in die Ber­ge zu ma­chen?«

      Sie ant­wor­te­te nicht gleich, denn einen Au­gen­blick lang hat­te sie eine Vi­si­on, wie einen Alp­druck, sie sah ihre letz­te Aus­fahrt, ih­ren Schre­cken, ih­ren Sprung aus dem Wa­gen und den mei­len­wei­ten Heim­weg, in der Dun­kel­heit stol­pernd in ih­ren dünn­soh­li­gen Schu­hen, die die Stei­ne fast bei je­dem Schritt durch­schnit­ten. Aber dann ging es wie eine Freu­den­wo­ge durch ihre See­le bei dem Ge­dan­ken, dass die­ser Mann ne­ben ihr nicht so war.

      »Ich lie­be Pfer­de«, sag­te sie. »Ich lie­be sie fast mehr als Tan­zen, aber ich ver­ste­he nichts von ih­nen. Mein Va­ter hat­te einen großen Rot­schim­mel als Streitross. Er war Ritt­meis­ter, weißt du. Ich habe ihn nie ge­se­hen, aber mir scheint im­mer, ich müss­te ihn auf dem großen Pfer­de se­hen, eine Schär­pe um den Leib und einen Sä­bel an der Sei­te. Mein Bru­der Ge­or­ge hat den Sä­bel, aber Tom – das ist der Bru­der, bei dem ich woh­ne – Tom sagt, dass er mir ge­hört, weil es nicht sein Va­ter war. Siehst du, sie sind nur mei­ne Halb­brü­der. Ich bin das ein­zi­ge Kind aus der zwei­ten Ehe mei­ner Mut­ter. Es war ihre rich­ti­ge Ehe – ihre Lie­bes­e­he, mei­ne ich.«

      Sa­xon hielt plötz­lich inne, ver­le­gen über ihre ei­ge­ne Red­se­lig­keit; und doch war es so ver­lo­ckend, die­sem jun­gen Mann von sich zu er­zäh­len, denn all die­se fer­nen Erin­ne­run­gen wa­ren ja ein so großer Teil von ihr sel­ber.

      »Er­zähl mir mehr da­von«, er­mun­ter­te Bil­ly sie. »Ich höre so gern von al­ten Ta­gen. Mei­ne Fa­mi­lie hat auch al­les mit­ge­macht, und ich habe bei­na­he das Ge­fühl, dass es eine bes­se­re Welt war als die, in der wir jetzt le­ben. Al­les war ein­fa­cher und na­tür­li­cher, ich weiß nicht recht, wie ich es aus­drücken soll. Aber ich mei­ne un­ge­fähr so: Ich ver­ste­he das Le­ben heu­te nicht, alle die­se Ge­werk­schaf­ten und Ar­beit­ge­ber­ver­bän­de und Streiks und die schwe­ren Zei­ten und die Jagd nach Ar­beit. Al­les das. So war es frü­her nicht. Da wa­ren sie alle Bau­ern, schos­sen selbst ihr Wild, hat­ten ge­nug zu es­sen und sorg­ten gut für die Al­ten. Aber jetzt ist es ein Durchein­an­der, das ich nicht ver­ste­he. Vi­el­leicht bin ich nur dumm, ja, was weiß ich? Aber das ist auch ei­ner­lei – lass mich mehr von dei­ner Mut­ter hö­ren.«

      »Ja, siehst du, als sie noch ganz jung war, ge­wan­nen sie

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