Gesammelte Werke. Джек Лондон
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»Ich verstehe nichts von Pferden«, sagte Saxon. »Ich habe nie auf einem Pferd gesessen, und bin ich einmal ausgefahren, dann immer nur mit einem Einspänner, der meistens lahmte oder dergleichen. Aber ich habe keine Angst vor Pferden. Ich liebe sie. Das ist mir angeboren, glaube ich.«
Billy warf ihr einen bewundernden Blick zu.
»Das ist es eben«, sagte er. »Das hab’ ich gern an einem Mädel – Mut! Einige von den Mädchen, mit denen ich früher zu tun hatte – nun ja, du kannst mir auf mein Wort glauben, dass sie mich wirklich krank machten. Nein, das ist nichts für mich. Nervös, bebend, schreiend und zitternd. Wenn sie mitfuhren, taten sie es eher um meinetwillen als der Pferde wegen. Da lob’ ich mir ein tüchtiges Mädel, das Pferde liebt. Du bist vom rechten Schlage, Saxon, das ist sicher. Siehst du, mit dir kann ich von der Leber weg reden. Alle anderen machen mich krank. Ich werde stumm wie ein Fisch. Sie verstehen nichts und fürchten sich andauernd, aber du verstehst mich doch, nicht wahr?«
»Das ist einem sicher angeboren«, antwortete sie. »Vielleicht kommt meine Liebe zu Pferden daher, dass ich immer an meinen Vater und seinen Rotschimmel denke. Denk dir, Billy, manchmal träumt mir, dass ich wirklich ein Pferd hätte, das mir gehörte. Und oft, oft hat mir geträumt, ich ritte auf einem Pferde oder führe mit ihm.«
»Du darfst sie gern fahren, aber warte, bis sie sich ausgetobt haben. Im Anfang gehen sie zu sehr ins Geschirr. Fass hier gerade vor meinen Händen – ja, nur fest. Merkst du was? Natürlich! Und dabei merkst du lange nicht alles. Ich wage sie nicht loszulassen, denn du bist ja nur so ein kleines Ding.«
Ihre Augen strahlten, als sie fühlte, wie die schönen starken Tiere am Zügel zerrten. Und er sah sie an und strahlte um die Wette mit ihr.
»Ich will dir etwas sagen, Saxon. Ich habe manchen guten Kampf im Ring ausgefochten und mir das Fell verprügeln lassen von einem whiskytrinkenden, tabakstinkenden Publikum, das mich anekelte. Und die Burschen, die selbst nicht einen ordentlichen Schlag aufs Kinn oder in den Magen vertragen konnten, die brüllten Hurra und heulten nach Blut. Nach Blut, verstehst du. Aber offen gestanden, ich möchte lieber für einen Menschen allein kämpfen – für dich zum Beispiel – oder für sonst jemand, aus dem ich mir etwas mache. Darauf würde ich stolz sein. Aber der elende schwachköpfige Pöbel, mit dem Mut eines Kaninchens und der Haut eines räudigen Schakals! Nein! Kannst du es mir verdenken, dass ich den dreckigen Beruf aufgab? Bei Gott, ich möchte lieber vor einem Publikum von alten, lahmen Arbeitspferden kämpfen, die gerade noch gut genug sind, um Gulasch aus ihnen zu machen, als vor der faulen Bande, die in den Adern nichts als Wasser hat.«
»Ich – ich wusste nicht, dass der Boxerberuf so ist«, stotterte sie, während sie die Zügel losließ und sich auf den Sitz neben ihm sinken ließ.
»Es ist nicht der Kampf selbst, es ist das Publikum«, erklärte er schnell. »Selbstverständlich nimmt ein junger Bursche keinen Schaden dabei, wenn er boxt und wenn ihm das Fell verprügelt wird. Aber es sind die Brüllaffen um einen her, die mich anekeln. Alle Freundlichkeiten, die sie mir sagen, ihr Lob und so weiter, das beleidigt mich. Verstehst du das nicht? Es macht mich verlegen. Denk dir – whiskysaufende Banditen, die mit keiner kranken Katze anbinden würden und nicht wert sind, einem ehrlichen Mann den Rock zu halten – – denk dir den Anblick, wenn sie heulen und Hurra schreien – für mich – für mich! –«
»Haha! Was hältst du nun von ihm? Ist er nicht ein Teufel?«
Eine große Bulldogge, die sich still und ohne den Wagen zu beachten über die Straße geschlichen hatte, war so nahe gekommen, dass Prince einen Versuch machte, sie zu packen, indem er trotz den straffen Zügeln den Kopf beugte und die Zähne fletschte.
»Er ist auch ein Kämpfer, unser lieber Prince. Und er tut es nicht, damit so ein Brüllaffe ihm zuheult. Er tut es einfach, wenn ihm etwas in die Quere kommt. So muss es sein. Das ist Natur. Aber diese Sportidioten, bei Gott, Saxon –«
Während sie durch die Straßen mit dem lebhaften Sonntagmorgenverkehr fuhren, war seine Aufmerksamkeit beständig den Pferden zugewandt, und mit einem plötzlichen Ruck warf er sie seitwärts, um zwei kleinen Knaben auszuweichen, die mit einem kleinen Wagen über die Straße fuhren. Saxon sah ihn von der Seite an. Es war, als offenbarte sich ihr die Tiefe seiner Seele, als sähe sie ihre intensive Kraft sich entladen, sähe Funken seiner ruhenden Gewalttätigkeiten, Boten aus dunklen Gegenden, kalt und fern wie Sterne, Wildheit, reißend wie die eines Wolfes und rein wie die eines Hengstes, Zorn, unversöhnlich wie der des Todesengels, und Jugend, die Feuer und Leben war und sich weder vor Zeit noch Raum beugte. So saß sie entrückt und bezaubert da, während ihr weibliches Sehnen Abgründe überbrückte, bereit, ihn mit ihrem ganzen Wesen zu lieben. »Du Lieber, du Lieber!« murmelte jede geheime Fiber ihrer Seele.
»Bei Gott, Saxon«, nahm er den Faden wieder auf. »Es gab Augenblicke, da ich sie hasste, da ich Lust gehabt hätte, über das Seil zu springen – den ganzen Haufen zusammenzuschlagen, sie herauszuzerren und ihnen zu zeigen, was kämpfen heißt. Wie zum Beispiel an dem Abend mit Billy Murphy. Billy Murphy! – Ich weiß nicht, ob du ihn kennst. Mein Freund. Ein so aufrechter, prächtiger Bursche, wie er nur je im Ring gestanden hat. Billy Murphy und ich waren zusammen zur Schule gegangen. Wir wuchsen miteinander auf und waren immer gute Kameraden. Sein Kampf war mein Kampf. War ich in der Klemme, so stand er mir zur Seite. Wir wurden beide Boxer. Ein Match wurde zwischen uns arrangiert. Es war nicht das erstemal. Zweimal hatten wir unentschieden gekämpft. Einmal siegte ich und einmal er. Es war unser fünfter Kampf. Zwei Männer, die Freunde waren, ja eben Freunde. Er ist drei Jahre älter als ich. Er hat eine Frau und zwei oder drei Kinder, die ich auch kenne. Und er ist mein Freund. Verstehst du?
Ich wiege zehn Pfund mehr als er, aber beim Schwergewicht hat das nichts zu sagen. In Zeit und Abstand ist er nicht so gut wie ich, und ich bin ausdauernder als er, aber er ist gewandter und schneller als ich. Ich kenne seine Schläge und er meine, und wir haben ehrlichen Respekt voreinander. Und wir standen gleich. Zweimal unentschieden und jeder einen Sieg. Aber nun der Kampf – du kannst es wohl ertragen, davon zu hören?«
»Ja, ja«, rief sie. »Ich möchte es gern hören. Du bist so prachtvoll.«
Er beantwortete das Kompliment mit einem offenen, festen Blick. Darüber hinaus aber verriet er nicht, dass es ihm Freude machte.
»Wir