Gesammelte Werke. Джек Лондон

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Gesammelte Werke - Джек Лондон Gesammelte Werke bei Null Papier

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Tag end­lich be­gon­nen hat­te.

      *

      »Ich ver­ste­he nichts von Pfer­den«, sag­te Sa­xon. »Ich habe nie auf ei­nem Pferd ge­ses­sen, und bin ich ein­mal aus­ge­fah­ren, dann im­mer nur mit ei­nem Ein­spän­ner, der meis­tens lahm­te oder der­glei­chen. Aber ich habe kei­ne Angst vor Pfer­den. Ich lie­be sie. Das ist mir an­ge­bo­ren, glau­be ich.«

      Bil­ly warf ihr einen be­wun­dern­den Blick zu.

      »Das ist es eben«, sag­te er. »Das hab’ ich gern an ei­nem Mä­del – Mut! Ei­ni­ge von den Mäd­chen, mit de­nen ich frü­her zu tun hat­te – nun ja, du kannst mir auf mein Wort glau­ben, dass sie mich wirk­lich krank mach­ten. Nein, das ist nichts für mich. Ner­vös, be­bend, schrei­end und zit­ternd. Wenn sie mit­fuh­ren, ta­ten sie es eher um mei­net­wil­len als der Pfer­de we­gen. Da lob’ ich mir ein tüch­ti­ges Mä­del, das Pfer­de liebt. Du bist vom rech­ten Schla­ge, Sa­xon, das ist si­cher. Siehst du, mit dir kann ich von der Le­ber weg re­den. Alle an­de­ren ma­chen mich krank. Ich wer­de stumm wie ein Fisch. Sie ver­ste­hen nichts und fürch­ten sich an­dau­ernd, aber du ver­stehst mich doch, nicht wahr?«

      »Das ist ei­nem si­cher an­ge­bo­ren«, ant­wor­te­te sie. »Vi­el­leicht kommt mei­ne Lie­be zu Pfer­den da­her, dass ich im­mer an mei­nen Va­ter und sei­nen Rot­schim­mel den­ke. Denk dir, Bil­ly, manch­mal träumt mir, dass ich wirk­lich ein Pferd hät­te, das mir ge­hör­te. Und oft, oft hat mir ge­träumt, ich rit­te auf ei­nem Pfer­de oder füh­re mit ihm.«

      »Du darfst sie gern fah­ren, aber war­te, bis sie sich aus­ge­tobt ha­ben. Im An­fang ge­hen sie zu sehr ins Ge­schirr. Fass hier ge­ra­de vor mei­nen Hän­den – ja, nur fest. Merkst du was? Na­tür­lich! Und da­bei merkst du lan­ge nicht al­les. Ich wage sie nicht los­zu­las­sen, denn du bist ja nur so ein klei­nes Ding.«

      Ihre Au­gen strahl­ten, als sie fühl­te, wie die schö­nen star­ken Tie­re am Zü­gel zerr­ten. Und er sah sie an und strahl­te um die Wet­te mit ihr.

      »Ich will dir et­was sa­gen, Sa­xon. Ich habe man­chen gu­ten Kampf im Ring aus­ge­foch­ten und mir das Fell ver­prü­geln las­sen von ei­nem whis­ky­trin­ken­den, ta­bak­stin­ken­den Pub­li­kum, das mich an­ekel­te. Und die Bur­schen, die selbst nicht einen or­dent­li­chen Schlag aufs Kinn oder in den Ma­gen ver­tra­gen konn­ten, die brüll­ten Hur­ra und heul­ten nach Blut. Nach Blut, ver­stehst du. Aber of­fen ge­stan­den, ich möch­te lie­ber für einen Men­schen al­lein kämp­fen – für dich zum Bei­spiel – oder für sonst je­mand, aus dem ich mir et­was ma­che. Da­rauf wür­de ich stolz sein. Aber der elen­de schwach­köp­fi­ge Pö­bel, mit dem Mut ei­nes Ka­nin­chens und der Haut ei­nes räu­di­gen Scha­kals! Nein! Kannst du es mir ver­den­ken, dass ich den dre­cki­gen Be­ruf auf­gab? Bei Gott, ich möch­te lie­ber vor ei­nem Pub­li­kum von al­ten, lah­men Ar­beits­pfer­den kämp­fen, die ge­ra­de noch gut ge­nug sind, um Gu­lasch aus ih­nen zu ma­chen, als vor der fau­len Ban­de, die in den Adern nichts als Was­ser hat.«

      »Ich – ich wuss­te nicht, dass der Bo­xer­be­ruf so ist«, stot­ter­te sie, wäh­rend sie die Zü­gel losließ und sich auf den Sitz ne­ben ihm sin­ken ließ.

      »Es ist nicht der Kampf selbst, es ist das Pub­li­kum«, er­klär­te er schnell. »Selbst­ver­ständ­lich nimmt ein jun­ger Bur­sche kei­nen Scha­den da­bei, wenn er boxt und wenn ihm das Fell ver­prü­gelt wird. Aber es sind die Brüll­af­fen um einen her, die mich an­ekeln. Alle Freund­lich­kei­ten, die sie mir sa­gen, ihr Lob und so wei­ter, das be­lei­digt mich. Ver­stehst du das nicht? Es macht mich ver­le­gen. Denk dir – whis­kysau­fen­de Ban­di­ten, die mit kei­ner kran­ken Kat­ze an­bin­den wür­den und nicht wert sind, ei­nem ehr­li­chen Mann den Rock zu hal­ten – – denk dir den An­blick, wenn sie heu­len und Hur­ra schrei­en – für mich – für mich! –«

      »Haha! Was hältst du nun von ihm? Ist er nicht ein Teu­fel?«

      Eine große Bull­dog­ge, die sich still und ohne den Wa­gen zu be­ach­ten über die Stra­ße ge­schli­chen hat­te, war so nahe ge­kom­men, dass Prin­ce einen Ver­such mach­te, sie zu pa­cken, in­dem er trotz den straf­fen Zü­geln den Kopf beug­te und die Zäh­ne fletsch­te.

      »Er ist auch ein Kämp­fer, un­ser lie­ber Prin­ce. Und er tut es nicht, da­mit so ein Brüll­af­fe ihm zu­heult. Er tut es ein­fach, wenn ihm et­was in die Que­re kommt. So muss es sein. Das ist Na­tur. Aber die­se Spor­tidio­ten, bei Gott, Sa­xon –«

      Wäh­rend sie durch die Stra­ßen mit dem leb­haf­ten Sonn­tag­mor­gen­ver­kehr fuh­ren, war sei­ne Auf­merk­sam­keit be­stän­dig den Pfer­den zu­ge­wandt, und mit ei­nem plötz­li­chen Ruck warf er sie seit­wärts, um zwei klei­nen Kna­ben aus­zu­wei­chen, die mit ei­nem klei­nen Wa­gen über die Stra­ße fuh­ren. Sa­xon sah ihn von der Sei­te an. Es war, als of­fen­bar­te sich ihr die Tie­fe sei­ner See­le, als sähe sie ihre in­ten­si­ve Kraft sich ent­la­den, sähe Fun­ken sei­ner ru­hen­den Ge­walt­tä­tig­kei­ten, Bo­ten aus dunklen Ge­gen­den, kalt und fern wie Ster­ne, Wild­heit, rei­ßend wie die ei­nes Wol­fes und rein wie die ei­nes Hengs­tes, Zorn, un­ver­söhn­lich wie der des To­de­sen­gels, und Ju­gend, die Feu­er und Le­ben war und sich we­der vor Zeit noch Raum beug­te. So saß sie ent­rückt und be­zau­bert da, wäh­rend ihr weib­li­ches Seh­nen Ab­grün­de über­brück­te, be­reit, ihn mit ih­rem gan­zen We­sen zu lie­ben. »Du Lie­ber, du Lie­ber!« mur­mel­te jede ge­hei­me Fi­ber ih­rer See­le.

      »Bei Gott, Sa­xon«, nahm er den Fa­den wie­der auf. »Es gab Au­gen­bli­cke, da ich sie hass­te, da ich Lust ge­habt hät­te, über das Seil zu sprin­gen – den gan­zen Hau­fen zu­sam­men­zu­schla­gen, sie her­aus­zu­zer­ren und ih­nen zu zei­gen, was kämp­fen heißt. Wie zum Bei­spiel an dem Abend mit Bil­ly Mur­phy. Bil­ly Mur­phy! – Ich weiß nicht, ob du ihn kennst. Mein Freund. Ein so auf­rech­ter, präch­ti­ger Bur­sche, wie er nur je im Ring ge­stan­den hat. Bil­ly Mur­phy und ich wa­ren zu­sam­men zur Schu­le ge­gan­gen. Wir wuch­sen mit­ein­an­der auf und wa­ren im­mer gute Ka­me­ra­den. Sein Kampf war mein Kampf. War ich in der Klem­me, so stand er mir zur Sei­te. Wir wur­den bei­de Bo­xer. Ein Match wur­de zwi­schen uns ar­ran­giert. Es war nicht das ers­te­mal. Zwei­mal hat­ten wir un­ent­schie­den ge­kämpft. Ein­mal sieg­te ich und ein­mal er. Es war un­ser fünf­ter Kampf. Zwei Män­ner, die Freun­de wa­ren, ja eben Freun­de. Er ist drei Jah­re äl­ter als ich. Er hat eine Frau und zwei oder drei Kin­der, die ich auch ken­ne. Und er ist mein Freund. Ver­stehst du?

      Ich wie­ge zehn Pfund mehr als er, aber beim Schwer­ge­wicht hat das nichts zu sa­gen. In Zeit und Ab­stand ist er nicht so gut wie ich, und ich bin aus­dau­ern­der als er, aber er ist ge­wand­ter und schnel­ler als ich. Ich ken­ne sei­ne Schlä­ge und er mei­ne, und wir ha­ben ehr­li­chen Re­spekt vor­ein­an­der. Und wir stan­den gleich. Zwei­mal un­ent­schie­den und je­der einen Sieg. Aber nun der Kampf – du kannst es wohl er­tra­gen, da­von zu hö­ren?«

      »Ja, ja«, rief sie. »Ich möch­te es gern hö­ren. Du bist so pracht­voll.«

      Er be­ant­wor­te­te das Kom­pli­ment mit ei­nem of­fe­nen, fes­ten Blick. Dar­über hin­aus aber ver­riet er nicht, dass es ihm Freu­de mach­te.

      »Wir

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