Gesammelte Werke. Джек Лондон
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Gesammelte Werke - Джек Лондон страница 73
Ob es weh tut? Ich will dir etwas sagen, Saxon. Du weißt erst, was weh tut, wenn du dir einen solchen alten Schaden wieder aufgefrischt hast. Was kann Billy Murphy tun als aufgeben? Er ist fertig; er hat nur noch die eine Hand zum Kämpfen. Er weiß es, ich weiß es, der Richter weiß es, aber sonst keiner. Er schwingt weiter seinen armen linken Arm, als wäre alles in schönster Ordnung. Aber das ist es nicht. Es tut so weh, als stäche man ihn mit Messern. Er wagt nicht ein einziges Mal, mit seiner Linken richtig zuzustoßen. Aber weh tut es doch. Ob er nun stößt oder nicht, es tut weh. Und jeder kleine Schlag, den ich nicht einmal pariere, weil ich weiß, dass keine Wucht dahinter ist, jeder kleine Schlag mit dem Daumen geht ihm direkt ans Herz und schmerzt schlimmer als tausend Beulen und tausend Hiebe.
Er muss vorsichtig kämpfen, und ich forziere es auch nicht. Ich habe ganz den Kopf verloren. Ich weiß nicht, was tun. So lasse ich denn nach, und die Idioten beginnen zu brüllen. ›Warum schlägst du nicht?‹ heulen sie. ›Schiebung!‹ ›Schiebung!‹ ›Ihr solltet euch lieber küssen!‹ ›Ist er deine Liebste, Bill Roberts?‹ Und solchen Unsinn mehr.
›Kämpfe!‹ sagt der Richter leise und wütend zu mir. ›Kämpfe, oder ich disqualifiziere dich. Dich, Bill. Du bist es, den ich meine.‹ Das sagt er zu mir und berührt meine Schulter, sodass ein Irrtum unmöglich ist.
So etwas ist nicht schön. Es ist nicht recht. Um was, meinst du, kämpfen wir? Um hundert blanke Dollar. Denk dir! Und unsere Pflicht war, unser Äußerstes zu tun, um den anderen Knockout zu schlagen, weil die Teufel auf uns gewettet haben. Es war mein letzter Kampf. Nie wieder, sage ich dir.
›Gib auf‹, sage ich zu Billy Murphy in einem Clinch. ›Um Gotteswillen, Bill, gib auf.‹ Und er flüstert zurück: ›Ich kann nicht Bill, das weißt du ja gut.‹
Der Richter reißt uns auseinander, und die Teufel heulen und brüllen.
›Zum Teufel, schlag zu, Bill Roberts, tu ihn ab‹, sagt der Richter zu mir, und ich ersuche ihn, sich zur Hölle zu scheren, und Bill und ich gehen wieder in Clinch, und keiner von uns schlägt, und Bill stößt sich wieder den Daumen, und ich sehe, wie sein Gesicht sich vor Schmerz verzerrt. Sport? Bill ist so mutig wie nur einer. Aber einem mutigen Mann ins Auge zu sehen, wenn er vor Schmerzen krank ist – ihn lieb zu haben und in seinen Augen zu sehen, dass er einen lieb hat, und ihm dann weiter Schmerzen bereiten – ist das Sport? Ich kann es nicht sehen. Aber das Publikum hat sein Geld auf uns gesetzt. Wir hatten nichts zu sagen. Wir hatten uns für hundert blanke Dollar verkauft, und wir hatten nur zu parieren.
Ich sage dir, Saxon, bei Gott, es war einer der Augenblicke, da ich Lust gehabt hätte, über das Seil zu springen, auf die Teufel loszuschlagen, die nach Blut brüllten, und ihnen zu zeigen, was Blut ist.
›Um Gotteswillen, mach ein Ende, Bill‹, sagt Bill zu mir und sieht mir brüderlich in die Augen, als der Richter uns endlich auseinander gebracht hat.
Und die Wölfe und Teufel heulen: ›Schiebung! Schiebung! Schiebung!‹ Immerfort.
Schön, ich tat es. Es gab keine andere Möglichkeit. Ich tat es. Ich tat es. Ich musste es tun. Ich mache eine Finte, dass er mit der Linken auslangt, ducke mich ruhig, sodass er mir über die Schulter fährt, und dann hat er meine Rechte auf seinem Kinn. Und er kennt den Trick. Tausendmal hat er mich angeführt, indem er den Stoß mit der Schulter empfing. Diesmal aber tut er es nicht.
Absichtlich gibt er sich eine Blöße. Bums! Es trifft. Er ist sofort erledigt und fällt seitwärts um, das Gesicht zu Boden und bleibt ganz still liegen, den Kopf nach unten, sodass es aussieht, als hätte er sich den Hals gebrochen. Das tat ich für hundert Dollar und um eine ganze Pöbelbande zu amüsieren, die ich nicht mit der Feuerzange anrühren möchte. Und dann hob ich Bill in meine Arme, trug ihn in seine Ecke und half, ihn wieder zum Bewusstsein zu bringen. Schön, sie sind zufrieden. Sie bezahlten ihr Geld und kriegen das Blut, das sie haben wollen, und einen entschiedenen Kampf. Und auf der Matte liegt ein besserer Mann als jeder von ihnen – ein Mann, den ich liebe, liegt da wie tot mit zerschundenem Gesicht.«
Eine Weile sah er schweigend über die Pferde hinweg, mit einem harten und zornigen Gesichtsausdruck. Dann seufzte er, sah Saxon an und lächelte.
»Ich boxte nicht wieder. Und Billy Murphy lachte mich deshalb aus. Er blieb dabei – so als Nebengeschäft, weißt du, denn er hat eine gute Stellung. Aber hin und wieder einmal, wenn das Haus gestrichen und die Doktorrechnung bezahlt werden soll oder das älteste von den Kindern ein Fahrrad haben will, dann geht er für fünfzig oder hundert Dollar in einem Klub in den Ring. Ich möchte, du lerntest ihn einmal kennen. Ein ganzer Mann, versichere ich dir. Aber an dem Abend war mir scheußlich elend zumute.«
Sein Gesicht war wieder finster und zornig geworden, und Saxon ertappte sich dabei, dass sie unwillkürlich etwas tun wollte, was Frauen, die höher auf der sozialen Rangleiter stehen, zuweilen offen und bewusst tun. Mit einer impulsiven Bewegung streckte sie die Hand aus, legte sie auf die seine, die die Zügel hielt und ließ sie dort einen Augenblick mit einem schnellen, festen Druck ruhen. Ihr Lohn war ein Lächeln mit Lippen und Augen, und er wandte ihr das Gesicht zu.
»Komisch«, sagte er. »Ich habe nie mit einem anderen über so etwas gesprochen. Ich pflege sonst meine Gedanken für mich zu behalten. Aber was auch der Grund sein mag, so habe ich jedenfalls das Gefühl, dass wir gute Freunde werden müssen – ja, ist das nicht komisch? Und deshalb erzähle ich dir meine Gedanken. Tanzen kann jeder.«
Der Weg ging aufwärts, am Rathaus und an den Wolkenkratzern der vierzehnten Straße vorbei, den Broadway entlang, in der Richtung der Berge. Am Kirchhof bogen sie rechts ab, fuhren über die Piedmont-Berge nach dem Blair-Park und tauchten in den grünen kühlen Jack-Heyes-Canyon. Saxon vermochte ihre Überraschung und Freude über die Schnelligkeit, mit der sie vorwärts kamen, nicht zu verbergen.
»Wie