Der Sieg des Islams. Eduard Gibbon
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Des Phocas Tochter, sein einziges Kind, war mit dem Patrizier Crispus vermählt worden. Die königlichen Standbilder der Braut und des Bräutigams wurden unklugerweise im Zirkus neben denen des Kaisers aufgestellt. Der Vater mußte wünschen, daß seine Nachkommen die Frucht seiner Verbrechen erben möchten, der Monarch aber war über diese vorzeitige Verhimmelung entrüstet; die Tribunen der grünen Partei, die den Irrtum ihrer geschäftigen Bildhauer verwünschten, wurden augenblicklich zum Tode verurteilt. Ihr Leben wurde ihnen dann zwar auf Bitten des Volkes geschenkt, Crispus konnte aber mit Recht bezweifeln, daß ein eifersüchtiger Usurpator die ohne Willen geschehene Mitbewerbung vergessen und verzeihen werde. Die Undankbarkeit des Phocas und der Verlust ihrer Vorrechte erbitterte die grüne Partei tief; jede Provinz des Reiches war zur Empörung reif und der Exarch Heraklius von Afrika verweigerte zwei Jahre lang dem Centurio, der den Thron von Konstantinopel schändete, Tribut und Gehorsam. Geheime Sendlinge des Crispus und des Senates drangen in den unabhängigen Exarchen, sein Vaterland zu retten und zu beherrschen. Aber das Alter hatte »einen Ehrgeiz abgekühlt und er überließ das gefährliche Unternehmen seinem Sohn Heraklius und dem Nicetas, dem Sohn Gregors, seines Freundes und Unterbefehlshabers. Die afrikanischen Streitkräfte wurden von den beiden Jünglingen aufgeboten; sie kamen überein, daß der eine mit der Flotte von Karthago nach Konstantinopel segeln, der andere ein Heer durch Ägypten und Asien führen solle und daß der kaiserliche Purpur der Lohn des Erfolges sein werde. Ein vages Gerücht von dem Unternehmen drang zu den Ohren des Phocas, der die Mutter und Gattin des jüngeren Heraklius als Geißel festnehmen ließ. Aber die verräterischen Intrigen des Crispus verkleinerten die ferne Gefahr. Die Verteidigungsrüstungen wurden vernachlässigt oder verschoben, und der Tyrann wiegte sich noch in träger Ruhe, als schon die afrikanische Flotte im Hellespont vor Anker ging. In Abydus strömten die nach Rache dürstenden Flüchtlinge und Verbannten unter ihre Fahne; die Schiffe des Heraklius, mit den heiligen Symbolen der Religion geschmückt, steuerten im Triumphe durch die Propontis, und Phocas sah von den Fenstern des Palastes aus, wie sein unvermeidliches Schicksal herannahte. Die grüne Partei ließ sich durch Geschenke und Versprechungen verlocken, der Landung der Afrikaner einen schwachen und fruchtlosen Widerstand entgegenzusetzen; aber das Volk, sogar die Leibwachen, wurden durch den rechtzeitigen Abfall des Crispus gewonnen und der Tyrann ward von einem persönlichen Feinde, der kühn in den einsamen Palast drang, festgenommen. Des Diadems und Purpurs beraubt, in ein schlechtes Gewand gehüllt und mit Ketten beladen, wurde er in einem kleinen Boote nach der kaiserlichen Galeere des Heraklius gebracht, der ihm die Verbrechen während seiner verabscheuungswürdigen Herrschaft vorwarf. »Wirst du besser regieren?« waren die letzten verzweifelten Worte des Phocas. Nachdem er jede Art von Schimpf und Marter erlitten hatte, wurde sein Haupt vom Körper getrennt, der verstümmelte Rumpf in die Flammen geworfen, was auch mit den Standbildern des eitlen Usurpators und mit der aufrührerischen Fahne der Partei der Grünen geschah (4. Oktober 610). Geistlichkeit, Senat und Volk luden Heraklius ein, den Thron zu besteigen, den er von Schuld und Schmach gereinigt hatte. Nach einigem, vom Anstand gebotenen Zögern gab er ihrem Andringen nach. Seiner Krönung folgte unmittelbar die seiner Gattin Eudoxia und ihre Nachkommen herrschten bis in das vierte Geschlecht über das morgenländische Reich. Die Fahrt des Heraklius war leicht und glücklich gewesen, der lange Zug des Nicetas traf erst nach entschiedenem Kampfe ein. Er unterwarf sich aber ohne Murren dem glücklichen Freunde und seine lobenswerte Gesinnung wurde mit einer Reiterstatue und mit der Hand einer Tochter des Kaisers belohnt. Schwieriger hielt es, der Treue des Crispus zu trauen, dessen Dienste mit dem Befehle über die Armee von Kappadozien vergolten wurden. Sein Hochmut forderte indes die Undankbarkeit seines neuen Souveräns heraus und schien sie zu entschuldigen. In Gegenwart des Senates wurde der Schwiegersohn des Phocas verurteilt in ein Kloster zu gehen, und der Spruch wurde durch den gewichtigen Ausspruch des Heraklius gerechtfertigt, daß ein Mann, der seinen Vater verraten habe, keinem Freunde Treue bewahren werde.
Selbst nach dem Tode des Phocas wurde das Römische Reich von seinen Verbrechen heimgesucht, weil sie ihren furchtbarsten Feind mit einer edlen Sache waffneten. Phocas kündete gemäß den freundschaftlichen Beziehungen zwischen dem byzantinischen und dem persischen Hof letzterem seine Thronbesteigung an, und sein Gesandter Lilius, der ihm die Häupter des Mauritius und seiner Söhne gebracht hatte, war der geeignetste Mann, diese tragische Szene zu beschreiben. Wie sehr auch Lüge und Sophistik am Werk gewesen sein mochten, Chosroes wandte sich mit Abscheu von dem Mörder ab, kerkerte den angeblichen Gesandten ein, sagte sich vom Thronräuber los und erklärte sich zum Rächer seines Vaters und Wohltäters. Schmerz und Entrüstung, von der Menschlichkeit und der Ehre diktiert, wurden in diesem Falle noch durch das Interesse des persischen Königs gefördert und dieses Interesse noch durch die nationalen und religiösen Vorurteile der Magier und Satrapen außerordentlich vergrößert. Schlau schmeichelnd mit dem Schein des Freimutes wagten sie es, das Übermaß seiner Dankbarkeit und