Leni Behrendt Staffel 6 – Liebesroman. Leni Behrendt

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Leni Behrendt Staffel 6 – Liebesroman - Leni Behrendt Leni Behrendt

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Maulkorb um. Entschuldigen Sie, ich frage nicht aus Neugierde: Sind Sie die Erbin des Herrn Professors?«

      »Die bin ich und heiße Frauke Gortz. Das da ist Fräulein Selk und das Fräulein Danz. Wir drei gedenken hier zu wohnen. Sind Sie vielleicht unser Nachbar?«

      »Jawohl, gnädiges Fräulein«, machte er einen regelrechten Kratzfuß. »Ich bewohne mit einer Frau ein Häuschen, das dort in der Wiese steht.«

      »So haben Sie meinen Onkel gekannt?«

      »Direkt gekannt nicht, nur manchmal im Park gesehen. Er war nämlich ein Sonderling, der keinen Menschen um sich duldete. Aber was anderes: was wird nun aus dem Hund?«

      »Den behalten wir natürlich«, entschied Frauke. »Das heißt, wenn er Ihnen nicht nachläuft.«

      »I wo, das wird er schon nicht tun. Er kam ja nur mit mir, weil ich der einzige Mensch bin, der ihm bekannt war. Wo jetzt Menschen im Haus sind, wird er bestimmt hier bleiben.«

      »Aber nicht vor morgen, Herr…«

      »Michel heiße ich, gnädiges Fräulein. Bloß Michel allein.«

      »Na schön, denn auch so. Also wir werden den Hund erst ab morgen behalten können, weil wir im Hotel übernachten müssen.«

      »Uijeh –«, kratzte der Mann sich den borstigen Schädel. »Den werde ich wohl nicht mehr bändigen können. Sehen Sie doch, gnädiges Fräulein, er hat sich vor Ihre Füße gelegt und schaut Sie so aufmerksam und treu an. Den bekommt keiner mehr von Ihnen fort.«

      »Ja, was machen wir denn da?« fragte Frauke ratlos. »Hier übernachten können wir nicht, wo alles so verschmutzt ist.«

      »Ein Zimmer können wir schon herrichten«, brummte Hulda. »Das schaffen wir noch bis zum Dunkelwerden. Allerdings müßten wir alles das haben, wie Lappen, Bürsten und Seife.«

      »Das wird Ihnen meine Frau gern leihen«, beeilte Michel sich zu versichern. »Sie ist eine Seele von Mensch und immer hilfsbereit. Soll ich sie holen?«

      »Ja«, dehnte Frauke. »Aber versuche Sie mal erst, den Hund mit sich zu locken.«

      Allein, als Michel ihn ans Halsband fassen wollte, knurrte er und drängte sich an Frauke, sie wie bittend anwinselnd. Als sie ihn streichelte, versuchte er, durch den Maulkorb hindurch ihre Hand zu lecken.

      »Laßt das Tier in Ruhe!« brummte Hulda. »Ziehen Sie ab, Michel, und holen Sie Ihre Frau!«

      *

      »War das nicht leichtsinnig, Hulda?« fragte Frauke, nachdem der Mann gegangen war. »Wir kennen die Menschen doch nicht. Wenn sie nun Böses im Schilde führen?«

      »Dann würde der da ihnen schon an die Gurgel springen«, zeigte sie auf den Hund, der aufmerksam zuhörte, als verstände er jedes Wort. »Komm mal her, mein Guter. Uns magst du doch leiden, nicht wahr?«

      Wie zur Bestätigung legte das Tier ihr die dicke Pfote auf den Schoß, und Hulda lachte, was ja nun nicht oft geschah.

      »So habe ich mir das doch gleich gedacht. Jetzt geh zu dem Frauchen da, das gehört nämlich auch zu uns.«

      »Ja, komm!« lockte Ortrun ihn, der gehorsam folgte.

      »Was bist du doch bloß für ein Prachtkerl. Der Maulkorb ist dir doch sicher unbequem, du Armer.«

      Und schon zerrte er leise jaulend an der lästigen Fessel. Sah dabei die drei Frauchen so erwartungsvoll an, bis Hulda ihm kurzentschlossen das lästige Ding abstreifte. Er schüttelte sich, blaffte freudig auf und streckte sich dann mit einem tiefen Seufzer zu Fraukes Füßen. Rasch hielt sie ihm eine Brotschnitte hin, die er mit Behagen verspeiste und nach mehr schielte.

      »Hör mal, mein Freund, das da ist unser Abendbrot«, zupfte sie lachend sein Ohr. »Wenn du das verspeist, müssen wir hungrig bleiben.«

      In dem Moment klopfte es an die Außentür. Als Hulda sie öffnete, stand da der lange Michel und lachte über das ganze lederne Gesicht. Auch ein Handwagen stand da, beladen mit Holz, einem großen Eimer, Lappen, Schrubber, Besen, Seifenpulver und daneben schlunzelte etwas Druggeliches, dem die Gemütlichkeit sozusagen aus allen Nähten lugte. Die Backen waren rot und prall wie Äpfelchen, die dunklen Augen schauten verschmitzt in die Welt. Das gleichfalls dunkle Haar war kurzgeschnitten und lag dem Kopf fest an. Vierzig Jahre zählte sie, somit sieben weniger als ihr Mann.

      »Das ist Bertchen, meine Frau«, stellte er stolz vor. »Sie kann arbeiten für zwei.«

      »Wuuff!« machte der Hund wie zur Bestätigung, und Michel sah ihn dumm an. –

      »Du hast den Maulkorb ab? Na, das ist ja allerhand. Hat er die Damen denn nicht gebissen?«

      »O nein, er ist ein Kavalier«, lachte Ortrun fröhlich, dabei den Hals des Tieres furchtlos umschlingend. »Wie heißt er überhaupt?«

      »Ajax«, gab die personifizierte Gemütlichkeit Antwort, nahm eine gefüllte Emailschüssel vom Wagen, stellte sie vor den Hund, der sich sofort mit Appetit darüber hermachte.

      »Siehst du, Michel, jetzt frißt er endlich«, lachte sie ihr langes Ehegespons strahlend an. »Und nun wollen wir uns an die Arbeit machen, damit die Damen eine einigermaßen, gute Schlafstelle bekommen.«

      So ging es los mit vereinten Kräften. Michel machte Feuer im Herd, stellte den großen Topf mit Wasser auf und riß dann man erst den zerfetzten Läufer von der Treppe, damit man sich bei dem Auf und Ab in den Löchern nicht verfing. Hinterher nahm er die Diele in Angriff, Bertchen die Küche, die drei andern Weiblichkeiten die beiden zusammenhängenden Zimmer im ersten Stock.

      »Hoffentlich sind da nicht die Motten drin«, wiegte Hulda bedenklich den Kopf, als sie die Betten auf die weitgeöffneten Fenster legte. »Die kriegen wir dann nicht mehr raus und können den Plunder wegwerfen. Geh mir mal aus dem Weg, Ortrun. Was willst du überhaupt hier?«

      »Helfen.«

      »Du Porzellanpüppchen? Daß ich nicht lache!«

      »Lach ruhig, aber laß mich arbeiten. Das habe ich nämlich im Töchterheim gelernt.«

      »Dann zeig, was du kannst«, gab sie gutmütig nach und klopfte auf die Betten ein, daß die Staubwolken nur so wirbelten. Decken und Wände wurden gefegt, Möbel und Türen abgeseift, der Fußboden geschrubbt, die Fenster geputzt, so daß in gar nicht langer Zeit beide Räume blitzblank waren. Hinterher kam der Flur dran, die Treppe, und dann war von fünf hurtigen, fleißigen Menschen das Gröbste geschafft. In der Küche traf man zusammen, wo man sich jetzt dank Bertchens Scheuerwut unbesorgt hinsetzen konnte, um ein wenig zu verschnaufen.

      »Na, das ging aber mal flott«, grinste Michel, behaglich sein Pfeifchen stopfend. »Hätte nicht gedacht, daß die Damen so zupacken könnten.«

      »Der Not gehorchend«, lachte Frauke, dabei den Hund streichelnd, der sich zutraulich an ihr Knie schmiegte. »Soweit wäre nun alles klar, bis auf Bettwäsche. Zwar habe ich in dem einen Schrank eine ganze Menge davon entdeckt, aber die muß vor Gebrauch erst gewaschen werden. Was macht man da, Hulda?«

      »Ins Dorf gehen und einkaufen. Das schaffst du noch bequem vor Ladenschluß.«

      »Jawohl, Herr

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