Der Landdoktor Staffel 3 – Arztroman. Christine von Bergen
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Der Landdoktor Staffel 3 – Arztroman - Christine von Bergen страница 12
»Bis ich bei dir wäre, könnte eine Menge geschehen«, gab er ihr zu bedenken.
Sie wusste, was er meinte.
Natürlich wollte sie bei ihm übernachten. Liebend gern sogar. Nur, wie sollte sie das ihren Eltern beibringen?
Egal, sagte sie sich entschlossen. Ich bin volljährig und ihnen diesbezüglich nicht rechenschaftspflichtig. Ich werde ihnen sagen, dass ich über Nacht wegbleiben werde. Punkt. Basta.
Sie sah Christian an und lächelte. »Ja, ich werde bei dir übernachten. Aber im Gästezimmer«, fügte sie mit erhobenem Zeigefinger und gespielter Strenge hinzu.
»Wo sonst?«, konterte er mit todernster Miene, die sie ihm natürlich nicht abnahm.
Dann umarmten sie sich wieder, gleichzeitig. Sie hielten sich fest, schmiegten sich aneinander, streichelten gegenseitig mit geschlossenen Augen ihre Gesichter. Mit zärtlichem Lächeln berührte Christian Angelas Oberlippe, zeichnete aufreizend langsam deren Schwung nach, ließ seine Hand sinken und sagte: »Ich will etwas Ernstes mit dir.«
Da wusste die junge Frau nicht, was sie darauf erwidern sollte. Dass sie ebenfalls keine oberflächliche Affäre suchte? Dass sie sich in ihn verliebt hatte?
Sie sah zu ihm hoch, ein wenig unsicher noch. Christian zog sie an sich und hielt sie umschlungen.
»Ich habe mich in dich verliebt«, gestand er ihr.
»Sag das noch einmal«, bat sie ihn leise. »Es klingt so schön.«
»Es klingt nicht nur so, es soll auch so sein.«
Sie schloss die Augen. »Zeig es mir.«
Er kam ihr Bitte nach, beugte sich zu ihr hinunter und küsste sie mit einer Innigkeit, die sie sicherer machte als alle Worte. Sie küssten sich immer und immer wieder. Nein, sie brauchten sich ihre Gefühle füreinander gegenseitig nicht mehr zu versichern. Sie wussten, dass das, was sie fühlten, richtig und gut und unwandelbar war.
Dieses Gefühl gab Angela Kraft, als sie sich auf den Heimweg begab.
*
Wider Erwarten fand sie statt ihres Vaters Jenny an der Kasse der Tankstelle vor.
»Was machst du denn hier?«, fragte sie ihre Schwester erstaunt, die ihr mit wütender Miene entgegensah.
»Wonach sieht es denn aus? Ich vertrete Papa, weil du erst jetzt kommst und die beiden nach Freiburg fahren wollten«, blaffte die Sechzehnjährige zurück.
»Das finde ich gut.« Angela lächelte sie strahlend an.
»Hallo? Vielleicht gehe ich aufs Gymnasium und müsste eigentlich lernen?«
»Hier lernst du fürs Leben«, erwiderte sie trocken.
»Und was soll das sein?«
»Sich zu beherrschen, freundlich und anständig mit seinen Mitmenschen umzugehen.«
»Du kannst mich mal«, zischte Jenny ihr zu, während sie ihren Platz räumte und davonrauschte. Vor dem Ausgang blieb sie dann doch noch einmal stehen und fragte etwas friedfertiger: »Sag mal, warst du bei der Kosmetikerin?«
»Nein, wieso?« Angela sah sie erstaunt an.
»Du siehst so anders aus. Besser. Deine Haut …«
Das macht die Liebe, hatte Angela schon auf den Lippen, verschluckte die Bemerkung dann jedoch ganz schnell. Jenny und die Liebe – das war ein heikles Thema für ihre Schwester, die zurzeit unter Liebeskummer litt.
Sie musste sich auch gar keine Antwort mehr einfallen lassen, denn Jenny war bereits verschwunden.
*
Der Nachmittag dieses Tages verlief so wie alle anderen Nachmittage auch. Angela blieb bis zu Geschäftsschluss in der Tankstelle, die gerade später durch die Berufsheimkehrer stark frequentiert wurde. Danach eilte sie ins Elternhaus hinüber und deckte den Tisch fürs Abendessen. Bald gesellte sich ihre Mutter zu ihr, um ihr die Sachen zu zeigen, die sie und ihr Mann in Freiburg erstanden hatten. Eine kleine Tüte enthielt auch ein Parfüm für ihre ältere Tochter, Angelas Lieblingsparfüm.
»Und ich bekomme nichts?«, fragte Jenny empört.
»Du hast vergangene Woche schon die neuen Turnschuhe bekommen«, erwiderte Monika Häferle ruhig.
»Die gehören zur Schulausstattung. Die brauchte ich dringend«, gab die Jüngste nun wütend zurück.
»Kleine Geschenke muss man sich auch erarbeiten«, meinte ihre Mutter lächelnd.
»Ich habe heute eine halbe Stunde in der Tankstelle herumgesessen.«
»Okay, das werde ich beim nächsten Einkauf bedenken«, gab Monika zwinkernd zurück. Dann wandte sie sich an Angela. »Gefällt dir der Duft? Das ist doch deiner, oder?«
»Ja, danke.« Die junge Frau küsste ihre Mutter auf die Wange.
»Ich habe Hunger«, gab nun ihr Vater kund, der gerade die Küche betreten hatte.
»Alles schon fertig.« Angela zeigte auf den gedeckten Tisch.
»Du siehst so frisch heute aus«, bemerkte Monika, während sie ihr Brot dick mit Butter bestrich. »Warst du über Mittag an der frischen Luft?«
»Ich habe draußen gegessen. In der Rottwälder Brauerei«, antwortete Angela, ohne aufzublicken.
»Wie bitte? Mit wem?« Jenny hatte ihr Messer geräuschvoll fallen lassen.
Jeder am Tisch sah Angela an, als hätte sie gerade einen Mord gestanden.
»Ja, mit wem?«, erkundigte sich auch Axel Häferle.
»Mit dem Vetter von Claudia, stimmt’s?«, sagte da auch schon seine Frau.
»Genau«, antwortete Angela.
»Und dafür habe ich in der Tankstelle ausgeholfen, damit du dein Vergnügen hast«, empörte sich Jenny mit hochroten Wangen.
Angela sah ihre Schwester an und lächelte. »Genau.«
»Spinnst du?«, begehrte die Jüngere auf.
»Jenny.« Die Stimme ihres Vaters schnitt durch die Küche. »Du benimmst dich jetzt oder gehst auf dein Zimmer.«
Nach dieser Maßregelung wurde Jenny gleich ein paar Zentimeter kleiner.
»Wie heißt der junge Mann noch einmal?«, erkundigte Monika mit schmalem Lächeln.
»Christian Kofler«, antwortete Angela.
»Warum hast du ihn uns nicht einmal vorgestellt, wenn er schon hier in Ruhweiler war?«, erkundigte sich ihre Mutter in zuckersüßem Ton.
Angela traute diesem