Der Landdoktor Staffel 3 – Arztroman. Christine von Bergen
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Sie trug Jeans, dazu ein seidenes schwarzes Shirt und gleichfarbige Pumps. An ihren Ohren blitzen kleine goldene Kreolen, die gut zu ihrem schwarzen Haar passten und ihr Weiblichkeit verliehen. Vergessen war die Diagnose von Dr. Brunner, vergessen all ihre Gedanken darüber, wie es mit ihrem Kräuterladen weitergehen sollte. Natürlich würde sie hierbleiben und ihre Idee verwirklichen, aber mit mehr innerer Gelassenheit. Und die hatte ihr Thomas durch ihre Gespräche geschenkt. Was also sollte jetzt noch schiefgehen, zumal Thomas sie auch noch bei der Einführung und dem Vertrieb ihrer Produkte unterstützen wollte?
*
Claudia wartete vor der Haustür auf ihren Gast, und ihr Herz schlug einen Purzelbaum, als Thomas vor ihrem Haus aus dem Wagen stieg. Mit strahlendem Lächeln und zwei freundschaftlichen Küssen auf die Wangen begrüßte er sie. Dann überreichte er ihr ein Päckchen.
»Du hast gesagt, du würdest gern lesen. Ich habe das Buch vor ein paar Monaten verschlungen und dachte, es könnte dir vielleicht gefallen.«
»Ist es das, von dem du mir gestern beim Spaziergang vorgeschwärmt hast?«
»Genau.«
Sie reckte sich und gab ihm einen Kuss auf die Wange. »Dankeschön. Tja dann … Herzlich willkommen.«
Tief im Innern fühlte sie sich weniger sicher, als sie nach außen hin wahrscheinlich wirkte. Würde Thomas ihre Annäherung am vergangenen Abend vielleicht doch als einmalige Angelegenheit betrachten, und er kam nur aus Höflichkeit zum Abendessen, weil sie ihn eingeladen hatte? Binnen vierundzwanzig Stunden konnte sich alles verändern.
»Komm herein«, bat sie ihn betont munter. »Ich zeige dir das Haus und meine Geschäftsräume.«
Thomas war angetan von dem kleinen Paradies, das sie sich hier geschaffen hatte, ja, geradezu begeistert.
»Weißt du was?« Mit leuchtenden Augen sah er sie an. »Dieses Haus ist eigentlich das perfekte Wohnhaus, zumindest in meinen Augen. Genug Platz für eine Familie mit Kindern, auch mit kleinen Kindern, die hier in den Wiesen ohne Gefahr herumtollen können. Schön abgelegen, damit man seine Ruhe hat. Und ein Hund wäre auch nicht verkehrt.« Er sah sie an. »Magst du Hunde?«
Sie lachte. »Ich mag alles, was vier Beine hat.«
»Ich wollte immer einen Hund haben, schon als kleiner Junge. Aber meine Eltern wohnten mit mir mitten in Stuttgart. Später, als ich studierte, fehlte die Zeit, wie auch jetzt. Das arme Tier müsste ja den ganzen Tag unter der Verkaufstheke liegen.«
»Vielleicht kommt irgendwann einmal die richtige Zeit für einen Hund«, sagte sie.
Dabei mied sie seinen Blick, aus Angst, er könnte zu viel in ihrem lesen.
Einen vierbeinigen Hausgenossen, zwei oder drei Kinder, ja, so hatte sie sich als junges Mädchen ihre Zukunft vorgestellt. Nur dass bisher noch nicht der richtige Mann gekommen war.
»Und jetzt gehen wir nach nebenan«, sagte sie, um sich von diesen Traumvorstellungen loszureißen.
Auch für ihren Verkaufsraum und ihre Kräuterkammer zeigte Thomas reges Interesse, stellte Fragen, bewunderte, dass sie alles selbst und allein gemacht hatte.
»Du bist eine toughe Frau, weißt du das?«, fragte er in zärtlichem Ton und mit gleichermaßen zärtlichem Blick in ihre Augen.
»Danke.« Sie schaute zu ihm hoch, und prompt verdichtete sich wieder die Atmosphäre zwischen ihnen.
Es war warm in der Kräuterkammer, in der Luft hing ein schwerer Duft, der die Sinne benebelte. Staubkörner tanzten auf den schräg stehenden Sonnenstrahlen. Es war still wie in einer Kirche. Die starke Anziehung zwischen ihnen lag greifbar im Raum, während sie sich mit Blicken streichelten.
Warum küsste er sie nicht? Wieder einmal verunsicherte er sie.
Sie räusperte sich, zwang sich zu einem Lächeln. »Ich habe auf der Terrasse gedeckt.«
Da lachte er sie an. »Das klingt gut. Dann gehen wir.«
Er berührte ihren Ellenbogen und trat mit ihr ins Freie.
*
Die Terrasse befand sich auf der anderen Seite des Hauses mit Blick auf die Wiesen und den Waldrand. Hier draußen war die Luft rein und klar. In ihr lag der würzige Fichtenduft des nahe gelegenen Waldes, der sich mit dem von Thomas’ frischem Aftershave mischte. Eine betörende Mischung.
Claudia drehte den Kopf zur Seite und lächelte den Mann an, an den sie auf den ersten Blick ihr Herz verloren hatte. Wie attraktiv er war! Das noch vom Duschen nasse Haar hatte er aus der gebräunten Stirn gestrichen, was seine tiefblauen Augen noch offener erscheinen ließ. Am meisten jedoch faszinierte sie seine starke männliche Ausstrahlung.
»Komm mit in die Küche«, sagte sie. »Nur noch ein paar Handgriffe, dann können wir essen.«
Während Thomas den Glottertaler entkorkte, beschrieb Claudia ihr Menü: »Als Vorspeise gibt es hauchdünnes Rauchfleisch mit einer Preiselbeer-Meerrettich-Soße, als Hauptgang Schweinemedaillons in Cognacsahne und zum Nachtisch natürlich Schwarzwälderkirschdessert.«
»Alles selbst gemacht?« Mit großen Augen sah er sie an.
»Klar.«
»Wow! Das klingt ja, als wärst du eine Drei-Sterne-Köchin.«
Sie lachte. »Ich würde wahrscheinlich keinen halben Stern bekommen. Ich koche einfach nur gern.«
»Was schon einmal eine gute Voraussetzung ist«, erwiderte er zwinkernd. Dabei reichte er ihr das Glas.
Für eine Beziehung?, wollte sie spontan fragen, besann sich dann aber noch früh genug.
»Auf einen schönen Abend«, sagte sie stattdessen.
Sie stießen miteinander an, und Thomas sah ihr dabei so tief in die Augen, dass sie sich sicher war, er konnte die kleine Anspielung nur so gemeint haben.
Ja, dieser Abend konnte nur schön werden, dachte sie. Nein, er würde traumhaft werden, dessen war sie sich sicher.
*
Die beiden aßen in aller Ruhe und plauderten unbefangen. Dabei wurde es dunkel. Über ihnen spannte sich ein schwarzblauer Himmel, an dem tausend und abertausend Sterne funkelten. Das gleißende Mondlicht ließ die Nacht fast taghell erscheinen. Und wie in einem romantischen Heimatfilm drang aus dem nahe gelegenen Wald der Gesang einer Nachtigall zu ihnen hinunter. Eine Melodie, die das Herz öffnete, die die süßesten Gefühle in Claudia wachrief, wie am Abend zuvor auf der idyllischen Lichtung.
»Es ist wunderschön hier, gelt?«, sagte sie leise voller Inbrunst, nachdem sie gemeinsam den Tisch abgeräumt hatten und wieder auf die Terrasse traten.
Thomas nahm die Gelegenheit wahr und legte den Arm um sie.
»Weil du hier bist«, raunte er ihr ins Ohr.
Sein Atem machte ihr eine Gänsehaut. Durch seine Geste ermuntert, legte sie den Kopf an seine Schulter und schloss ein paar