Butler Parker Staffel 3 – Kriminalroman. Günter Dönges
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»Wie kamen Sie an Ledgers?«
»May Flatters hat mich an ihn verwiesen. Zuerst war es Jeffy Tornby, bei dem ich die Ware kaufen konnte. Verstehen Sie doch, ich hatte immer solche Kopfschmerzen, ich dachte, ich müßte verrückt werden. Und da hat May mir das Gift gebracht, danach wurde alles besser.«
Die letzten Worte von Art Canters gingen in haltlosem Schluchzen unter. Er hatte die Hände vor das Gesicht geschlagen, seine Schultern zuckten. Es war ein totaler Zusammenbruch.
*
Mike Rander hatte die Wohnung verlassen und schlug die Tür laut krachend hinter sich ins Schloß. Er betrat den Gartenweg, der mit feinem weißem Kies ausgelegt war, und er ging hinüber zum Haupthaus, wo er verschwand. Beobachter mußten den Eindruck gewinnen, er verlasse tatsächlich das Grundstück.
Doch Mike Rander dachte nicht daran, sich zu empfehlen. Er traute Art Canters nicht über den Weg. Er wollte herausfinden, ob der Zusammenbruch nur gespielt war. Kaum hatte er nämlich das Haupthaus erreicht, da umging er es auf der anderen Seite und schlüpfte in den großen Park zurück. In Deckung der Sträucher und Blumenrondelle arbeitete er sich zurück an das Gartenhaus und erreichte auch bald eines der verhängten Fenster. Er kletterte auf die Fensterbank hinauf und preßte sein Ohr gegen das Glas der Scheibe.
Zu hören war nichts, noch nichts.
Rander nahm tatsächlich an, Canters würde das Telefon bemühen und einen Anruf tätigen.
Erstaunlicherweise weinte und schluchzte Canters aber nicht mehr. Er schien sich sehr schnell beruhigt zu haben. War sein Zusammenbruch also doch nur gespielt gewesen? Oder war vielleicht noch etwas viel Schlimmeres passiert?
Zur Erleichterung Randers war aber Sekunden nach seiner Befürchtung ein Geräusch im Wohnraum zu vernehmen. Gedämpfte Schritte näherten sich dem Fenster. Hatte Canters vielleicht etwas gemerkt? Das wäre mehr als peinlich gewesen! Oder befand sich das Telefon in der Nähe des Fensters?
Nein, Art Canters hatte nichts gemerkt.
Glas klirrte, dann schepperte dünnes Metall. Mike Rander hielt sich am Gitterwerk des Fensters fest und wartete geduldig. Vom Haupthaus aus war er nicht zu sehen. Von der Straße aus konnte er ebenfalls nicht ausgemacht werden.
Mike Rander wurde jedoch böse enttäuscht.
Art Canters telefonierte nicht. Seine Schritte verliefen sich wieder in der Tiefe des Zimmere, dann quietschten Polsterfedern, und wieder war so etwas wie ein Greinen zu vernehmen. Canters schien tatsächlich fertig mit den Nerven zu sein. Und er war wohl doch nichts anderes als nur ein schwaches und willenloses Opfer des Giftes.
Leise und vorsichtig kletterte Rander am Gitter herunter, erreichte die Fensterbank und sprang hinunter in den weichen Rasen. Hier hatte er nichts mehr zu erwarten. Art Canters konnte von der Liste gestrichen werden. Immerhin hatte er mit einigen interessanten Querverbindungen dienen können. Auch das war schon eine Menge wert.
Rander hatte wieder seinen Wagen erreicht, setzte sich ans Steuer und zündete sich eine Zigarette an. Sollte er einfach losfahren? Immerhin hatte er nicht versucht, sich mit Helen Canters in Verbindung zu setzen. Fraglich, ob das nach dieser Unterhaltung mit Art Canters noch wichtig war. Sie hatte ganz gewiß kaum etwas mit den Rauschgift-Gangstern zu tun.
Rander duckte sich schleunigst ab, als auf dem Bellgonschen Grundstück ein Wagen zu sehen war. Es handelte sich um einen niedrigen MG-Sportwagen, an dessen Steuer Canters saß. Im gleichen Moment wußte Rander aber auch schon, was jetzt zu tun war. Er mußte sich an Canters hängen und ihn verfolgen. Der rauschgiftsüchtige Bursche war also zu vorsichtig gewesen, ein Gespräch zu führen. Er wollte seine Informationen wohl mündlich überbringen.
Der MG-Sportwagen schoß förmlich hinaus auf die Straße. Art Canters, der am Steuer saß, schaute nur stur geradeaus. Er schien den Wagen Mike Randers gar nicht zu bemerken.
Rander war ein sehr geschickter Fahrer, der sich nicht abhängen ließ. Natürlich sorgte er während der Fahrt für einen gehörigen Abstand, um Art Canters nicht mißtrauisch zu machen. Im übrigen wollte Rander sich überraschen lassen. Welches Ziel mochte Canters wohl ansteuern?
Nun, diese Fahrt dauerte etwa zwanzig Minuten.
Canters war in die Innenstadt gefahren und hatte dann Kurs auf den Hafen genommen. Die Straßen wurden hier enger und sahen weniger vornehm aus. Große Lagerhäuser, graue Mauern, viele kleine Fabriken und Mietskasernen drängten sich auf.
Canters bremste den Wagen ab und durchfuhr ein weitgeöffnetes, von Rost zerfressenes Tor. Der MG-Sportwagen beschrieb einen Halbkreis und blieb vor einen anderthalbstöckigen kleineren Steinbau stehen, dessen Fensterscheiben zum größten Teil eingeworfen worden waren. Die Eingangstür hing windschief in den Angeln.
Mike Rander ließ seinen Wagen auslaufen, stieg aus und ging zum Tor zurück. Als er es erreicht hatte, war von Art Canters schon nichts mehr zu sehen. Er mußte in dieses abbruchreife Haus gegangen sein.
Mike Rander war zwar sehr temperamentvoll, aber die Vorsicht vergaß er darüber nicht. Diese Fahrt war im Grunde etwas zu offensichtlich gewesen, Und hatte Art Canters sich nicht zu sorglos gezeigt? War es dem jungen, rauschgiftsüchtigen Burschen darum gegangen, ihn hierherzulocken? Wurde er in dem abbruchreifen Steinbau nicht von anderen Leutchen erwartet?
Rander drehte sich auf dem Absatz um. Man erreichte nur dann etwas, wenn man sich immer anders verhielt, als der Gegner es erwartet. Und in diesem Falle sagten ihm Gefühl und Verstand, daß Vorsicht am Platze war. Mike Rander ging zu seinem Wagen zurück, setzte sich ans Steuer und fuhr los. Er wendete den Wagen und passierte noch einmal den Eingang zum Fabrikgrundstück. Er fuhr absichtlich langsam, damit man ihn auch sehen konnte.
Dann gab er allerdings Gas und beeilte sich, an die nächstbeste Telefonzelle zu kommen. Leider brauchte er fast fünf Minuten, bis er einen öffentlichen Fernsprecher erreicht hatte. Er stieg aus, wählte die Nummer der Dachgartenwohnung und wartete darauf, daß Butler Parker sich meldete.
Auf der Gegenseite blieb alles still. Parker meldete sich nicht. War er entgegen der Abmachung ausgegangen? Eigentlich kaum denkbar. War irgend etwas passiert? War er überfallen worden?
Rander trat unruhig aus der Zelle, zündete sich wieder eine Zigarette an und massierte sich das Kinn. Verflixt, was war jetzt zu tun? Sollte er Canters aufgeben und vor der Einfahrt zum Grundstück auf ihn warten? Rander ging in die Telefonzelle zurück und rief noch einmal die Dachgartenwohnung an.
Das Freizeichen schlug deutlich an Randers Ohr. Wenn Parker sich also in der Wohnung aufhielt, würde er dieses Zeichen nicht überhören. Er mußte also doch gegangen sein.
Als Rander die Zelle erneut verlassen hatte, warf er die kaum angerauchte Zigarette in die Gosse und ging zu seinem Wagen. Er wurde das Gefühl nicht los, daß Canters ihm eine Falle gestellt hatte. Canters war der Köder, der ihn auf das Grundstück und in das abbruchreife Haus locken sollte.
Das vom Rost zerfressene Tor wirkte wie ein Magnet auf Mike Rander. Er fuhr zurück, stieg aus und blieb am Tor stehen. Er schaute zu dem abbruchreifen Bau hinüber und … vermißte den MG-Sportwagen.
Er zerbiß einen Fluch zwischen den Zähnen. Art Canters war inzwischen also wieder weggefahren. Verflixt, er hatte sich hereinlegen lassen. Canters hatte auf der Hinfahrt wohl herausbekommen, daß er verfolgt wurde. Er hatte zu diesem Trick gegriffen, um seinen Verfolger abzuschütteln.
Konnte