Butler Parker Staffel 3 – Kriminalroman. Günter Dönges
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Es gab einen zusätzlichen Ausgang aus dieser Wohnung. Molster hatte seinerzeit großen Wert darauf gelegt, daß er zu jeder Zeit in jede Richtung flüchten konnte. Lagarda lief über eine Außentreppe hinunter in den Innenhof, schlängelte sich an einigen Müllkästen vorbei und stand bald darauf in einer engen Gasse.
Am Ende der Gasse wartete bereits der Wagen mit den beiden Leibwächtern. Lagarda schlüpfte in den Wagen hinein.
»Los, abhauen, die Polizei ist bereits im Anmarsch«, sagte er, »das hat ja noch einmal erstklassig hingehauen, Jungens!«
»Und wohin fahren wir?«
»Ich hab’ ’ne Freundin, draußen vor der Stadt. Nimm den südlichen Zubringer!«
Lagarda zündete sich eine Zigarette an und schaute auf die prall gefüllte Ledertasche hinunter. Er wußte genau, was sie enthielt. Geld, Geld und nochmals Geld, dazu Scheckbücher und Auszüge von Geheimkonten. So geldgierig Lagarda war, noch wichtiger für ihn waren gewisse andere Unterlagen, die sich in der Mappe befinden mußten. Sie enthielten eingehende Angaben über die Verteiler-Organisation und zeichnete die Verbindung zu den Großlieferanten auf. Diese Unterlagen allein waren ein Vermögen wert.
Lagarda hatte nun Zeit und Muße, sich Gedanken über die Zukunft zu machen.
Nach der Ermordung Molsters würde sich die Polizei für ihn interessieren und sehr lästig werden. Hinzu kam die Konkurrenz, die sich gerade in letzter Zeit sehr unangenehm bemerkbar gemacht hatte. Lohnte es sich, es mit diesen hartgesottenen Burschen aufzunehmen? War es nicht geschickter und raffinierter, an diese Gruppe heranzutreten und gewisse Verkaufsgespräche zu führen? Immerhin konnte er eine gut funktionierende Organisation anbieten.
Je länger Lagarda über diesen letzten Punkt nachdachte, desto mehr gefiel ihm diese Möglichkeit. Die Verhandlungen mußten natürlich sehr geschickt und vorsichtig geführt werden. Daran war nicht zu zweifeln. Aber hatte er erst einmal das Geld, konnte er den Norden der Staaten verlassen und sich irgendwo im Süden niederlassen. Florida, vielleicht auch Mexiko. Er brauchte sich dann für den Rest seines Lebens nicht mehr anzustrengen.
Lagarda schnipste die ausgerauchte Zigarette durch das geöffnete Wagenfenster.
An die Konten Molsters kam er schnell heran. Er brauchte nur einen geschickten Fälscher, der die notwendigen Unterschriften hinbaute. Das war zusätzliches Geld. In Gedanken bewohnte Lagarda bereits ein Traumhaus an der blauen See und sah sich von hinreißend schönen Frauen umgeben, die auf einen Fingerwink hin gehorchten.
Richtig, da war ja noch die Bande der Gorillas, die Lagarda vor seinen Karren gespannt hatte. Nun, die einzelnen Halbwüchsigen waren vollkommen uninteressant. Nur Butch Stadium konnte vielleicht gefährlich werden. Dieser junge Bursche besaß Format, das hatte Lagarda gleich herausgefunden. Stadium mußte abgelenkt, beschäftigt werden. Er sollte sich mit dem Anwalt Mike Rander befassen. Ihn aus dem Weg räumen. Dieser Mike Rander hatte sich als verdammt geschickter und zäher Gegner erwiesen. Jetzt war der richtige Zeitpunkt gekommen, ihn auszuschalten. Anschließend mußte dann noch Stadium sterben. Stadium konnte unter Umständen mehr als lästig werden.
Lagarda nahm sich vor, von seiner Freundin aus sofort mit Stadium zu sprechen und ihm aufzutragen, Rander zu erschießen. Dann sollten sie alle sehen, wo sie blieben. Nach der Ankunft bei seiner Freundin wollte Lagarda sofort wieder verschwinden und sich eine sichere Bleibe suchen. Die Bandenmitglieder brauchten und sollten ab sofort nicht mehr wissen, wo er sich aufhielt und womit er sich beschäftigte.
Genauso handelte Lagarda auch.
Nach der Ankunft bei seiner Freundin, die in einem umgebauten Ranchhaus vor der Stadt wohnte und dort einen Schnellimbiß betrieb, schickte er die beiden Leibwächter zurück in die Stadt. Sie sollten sich dort mit Butch Stadium in Verbindung setzen und gemeinsam mit ihm dafür sorgen, daß der Anwalt Mike Rander erledigt wurde.
Als die beiden ahnungslosen Gangster verschwunden waren, rief er Wellman an, nannte seinen Namen und rückte mit der Sprache heraus, Er sprach lange und ausgiebig mit dem Strohmann der Konkurrenz-Bande und glühte vor Eifer und Betriebsamkeit, als er den Hörer endlich wieder auflegte. Die Verhandlungen ließen sich sehr gut an. Wellman war grundsätzlich bereits einverstanden, wollte aber Unterlagen sehen.
Lagarda erklärte seiner Freundin, er käme in zwei Stunden zurück, was er aber keineswegs beabsichtigte. Er lieh sich ihren Wagen aus und fuhr zurück in die Stadt. Er war fest davon überzeugt, das Geschäft seines Lebens tätigen zu können.
*
Nach zehn Minuten wußte Butler Parker, was er wissen mußte. Art Canters hatte nach anfänglichem Leugnen rückhaltlos die Wahrheit gesagt.
Parker überlegte, was er mit Art Canters machen sollte. Er durfte auf keinen Fall frei herumlaufen, sonst war er glatt in der Lage, Butch Stadium zu warnen. Wo also sollte er Art unterbringen?
Brachte er ihn zur Polizei, wohin er gehörte, wurden Fragen gestellt. Das aber bedeutete Zeitverlust. Auf der anderen Seite konnte Parker den jungen Mann nicht so behandeln, daß er aus eigener Kraft nicht mehr aus dem Bett kam.
Oder gab es noch eine andere Möglichkeit?
Sie ergab sich von selbst. Helen zog die Schublade des Nachtkästchens auf: »Hier sind noch ein paar Briefchen mit dem Gift. Wollen Sie sie nicht an sich nehmen?«
Parker wollte, aber Art. Canters war schneller.
Gut, dachte der Butler, soll er, dann schaltete er sich für die nächsten Stunden selber aus.
Parker verhielt sich passiv. Auch Helen griff nicht ein.
Art Canters nahm ihm nämlich jede Arbeit ab. Er öffnete die Briefchen und schnupfte das Gift durch die Nase, ein. Er stöhnte wohlig auf und ließ sich langsam zurück auf die Couch gleiten. Er schloß die Augen, und ein erstaunlich friedliches Lächeln umspielte seinen Mund.
Er hatte bekommen, wonach er gegiert hatte. Er war jetzt nicht mehr in der Lage zu stören und befand sich bereits auf der Wanderung in eine andere Welt, die nur er sah und kannte.
»Wie lange hält diese Dosis bei ihm vor?« fragte Parker Helen Canters.
»Ein paar Stunden wird, es bestimmt dauern«, sagte sie, »und was soll ich jetzt machen?«
»Bleiben Sie oben in Ihren. Räumen, Helen. So kann er wenigstens nichts Dummes machen. Sollte sich aber etwas, ereignen, dann müssen Sie sofort die Polizei anrufen, ja?«
Sie nickte und geleitete Parker vor die Tür. Er ging hinüber zu dem schnellen Alfa.
Art Canters hatte ihm die Lage des Fabrikhofes genau beschrieben und auch erklärt, wie man hinunter in die Kellerräume der ehemaligen Kesselanlage kam. Parker sah alles bildlich vor sich und versuchte abzuschätzen, mit wieviel Gegnern er es wohl zu tun haben könnte. Er handelte sich auf dieser Fahrt gut und gerne drei Strafmandate ein, aber er ließ sich nicht aufhalten. Es ging um Mike Rander …!
*
Der Anwalt hatte keine Ahnung, daß Hilfe nahte.
Er hockte nach wie vor unterhalb der Tür und lauschte.
Dann war er in einen leichten