Der Marquis und das arme Madchen. Barbara Cartland

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Der Marquis und das arme Madchen - Barbara Cartland Die zeitlose Romansammlung von Barbara Cartland

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ist vorbereitet, Papa. Er wartet nur auf dich. War es ein schwerer Unfall?“

      „Es war ein furchtbares Durcheinander“, antwortete Dr. Winsford, während er die Treppe hinaufstieg.

      „Wie ist es passiert?“

      „Der Fahrer der Postkutsche ist auf der falschen Seite der Straße um die Ecke gefahren. Es war allein seine Schuld. Nur der ausgezeichneten Fahrkunst des Herrn in der Phaethon Kutsche war es zu verdanken, daß es nicht zu einem Frontalzusammenstoß gekommen ist. Ich befürchte, daß ein Rad ihn überfahren hat, als seine Kutsche sich überschlagen hat.“ Mit bitterem Ton fuhr er fort: „Es heißt, der liebe Gott hält seine Hand über die Betrunkenen. Der Fahrer der Postkutsche ist ohne einen Kratzer davongekommen.“

      „Und unser Patient? Ist er schwer verletzt?“

      „Das kann ich erst beurteilen, wenn ich ihn untersucht habe“, erwiderte der Doktor. „Bring mir bitte etwas heißes Wasser und Verbandzeug.“

      „Es ist alles schon im Zimmer. Ich habe auch sein Gesicht abgewaschen. Die Wunde an der Stirn sieht nicht sehr gefährlich aus.“

      „Ich mache mir auch mehr Sorgen um seine inneren Verletzungen.“

      Der Doktor betrat das Krankenzimmer. Er erblickte den Verletzten im Bett und sagte anerkennend: „Du hast ihn schon ausgezogen. Das ist gut. Es erspart viel Zeit. Auf mich warten noch mindestens ein Dutzend Schrammen und blutende Nasen im Dorf.“ Der Doktor wusch sich die Hände und betrachtete dabei den Patienten. Rowena fragte ihn, ob er noch irgendetwas benötigte. Er schüttelte den Kopf. Sie wußte, daß er sich auf den Kranken konzentrierte und nicht in der Lage war, an irgendetwas anderes zu denken.

      „Ich werde dir eine Tasse Tee machen, Papa“, sagte sie und rannte die Stufen hinunter, froh darüber, etwas für ihren Vater tun zu können.

      Sie wußte nur zu gut, wie ihn Unfälle dieser Art aufregten. Er konnte niemanden leiden sehen, und das war auch der Grund dafür, warum ihm viele der Dorfbewohner geheimnisvolle Kräfte zusprachen. Er war ein sehr sensibler Mensch und immer bemüht, die Leiden seiner Patienten zu lindern.

      Vor ihrem geistigen Auge konnte Rowena die schreienden Frauen und Kinder sehen, die Verletzten, die auf der Straße lagen zwischen all dem Gepäck, das heruntergefallen war.

      Sie hoffte nur, daß keines der Pferde verletzt war, denn sie konnte sich vorstellen, daß der Gentleman, der jetzt verletzt in ihrem Haus lag, sicher Pferde von bester Rasse und Qualität besaß. Es wäre furchtbar, wenn diesen Tieren etwas geschehen war, so wie es bei dem letzten schweren Unfall der Fall gewesen war.

      ,Ist der Doktor da?“ fragte Mrs. Hanson, als Rowena in die Küche trat.

      „Ja, er ist oben bei dem Patienten“, erwiderte Rowena.

      „Ich wollte ihm sagen, daß Mistress Carstairs es sehr schätzen würde, wenn er heute Abend bei ihr ‘reinschauen könnte.“

      „Dafür wird er wohl keine Zeit haben“, antwortete Rowena bestimmt. „Sie wissen genauso gut wie ich, daß Mrs. Carstairs keinerlei Beschwerden hat. Sie braucht nur jemanden, der ihren Klagen über ihren Sohn zuhört. Sie verschwendet nur Papas Zeit, und er ist zu gutmütig, um es ihr zu sagen.“

      „Ich richte ja auch nur aus, was sie mir aufgetragen hat“, erwiderte Mrs. Hanson.

      „Ja, ich weiß“, entgegnete Rowena. „Aber ich denke, daß es besser ist, es heute zu vergessen. In all der Aufregung kann uns das ja passieren.“

      Sie war überzeugt davon, daß Mrs. Carstairs nur eine der Personen war, die die Gutmütigkeit und Großzügigkeit ihres Vaters ausnutzte.

      Für die Dorfbewohner war ihr Vater nicht nur der Arzt, sondern der Vertraute, der Beichtvater, der Ratgeber. Manchmal neckte sie ihn, indem sie ihn sogar als den Wahrsager der Leute bezeichnete.

      „Mit allen Sorgen und Bedürfnissen kommen sie zu dir“, hatte sie ihm erst neulich gesagt. „Es wird Zeit, daß sich dieser faule Vikar um einige dieser Leute kümmert.“

      „Sie vertrauen mir“, hatte er sanft geantwortet. “Und ich kann sie nicht enttäuschen.“

      Während sie die Treppe hinaufstieg, um ihrem Vater den Tee zu bringen, dachte sie darüber nach, daß er sich nach dem Tode seiner Frau noch mehr in seinen Beruf vertiefte, als er es vorher getan hatte. Sie war sicher, daß er nur deshalb so viel arbeitete, um nicht über den Verlust seiner Frau nachdenken zu müssen. Ihr Tod hatte ein schmerzliches Loch in sein Leben gerissen, das auch seine Kinder nicht füllen konnten.

      Rowena wußte, daß ihr Vater sie sehr liebte und sehr an ihr hing. Aber niemand konnte den Platz ihrer Mutter einnehmen, so sehr er es auch wünschte. Als sie starb, das wußte Rowena, war das Licht aus dem Leben ihres Vaters geschwunden.

      Rowena hatte oft darüber nachgedacht, wie schnell alles gegangen war und wie unnötig der Tod der Mutter gewesen ist.

      Es war ein harter und langer Winter gewesen. Ihre Mutter hatte sich eine Erkältung geholt, die trotz der verschiedenen Hausmittel, die man ausprobiert hatte, nicht vergehen wollte. Im Haus war es kalt gewesen, da das Geld nicht gereicht hatte, um genügend Kohlen zum Heizen zu kaufen. Es hatte zeitweilig nicht einmal gereicht, um die ganze Familie satt zu kriegen.

      Als Rowena später zurückdachte, war sie sicher, daß ihre Mutter oft verzichtet hatte, um wenigstens die Kinder satt zu bekommen.

      Der Husten war immer schlimmer geworden, und plötzlich stellte man fest, daß sie eine Lungenentzündung hatte. Sie war durch Kälte und Hunger so geschwächt, daß sie der Krankheit nichts entgegensetzen konnte, und plötzlich war sie gestorben.

      „Wenn deine Patienten ihre Rechnungen bezahlt hätten, könnte Mutter heute noch leben“, hatte Rowena ihrem Vater bitter vorgeworfen, als ihre Mutter beerdigt worden war.

      Der Vater hatte nichts geantwortet, und Rowena wollte ihn auch nicht weiter quälen. Aber sie hatte sich geschworen, daß kein Patient ihnen etwas schuldig bleiben sollte, dem es möglich war, zu zahlen.

      Die örtlichen Persönlichkeiten, von denen es nicht viele gab, waren in der Folgezeit sehr erstaunt, als sie die Briefe erhielten, die Rowena in ihrer feinen Schrift aufgesetzt hatte, und in denen ihnen mitgeteilt wurde, wie viele Besuche ihr Vater bei ihnen gemacht hatte, und in denen sie aufgefordert wurden, den fälligen Betrag so bald als möglich zu zahlen. Wenn dies nichts half, zögerte Rowena nicht, diese Leute persönlich aufzusuchen.

      „Ich muß schon sagen, Miss Winsford, Ihr Vater hat uns früher nie auf diese Weise gedrängt“, hatte die Frau des Metzgers ihr vorgeworfen.

      „Mit dem Ergebnis, daß wir oft hungrig zu Bett gehen mußten, Mrs. Pitt“, war Rowenas Antwort gewesen.

      Mrs. Pitt war erstaunt gewesen.

      „Ist das wirklich wahr?“

      „Sie können Ihren Mann fragen, Mrs. Pitt. Er wird ihnen bestätigen, daß wir in den letzten Wochen kein Fleisch bestellt haben. Und das nur, weil wir kein Geld dafür hatten.“

      Die Frau des Metzgers hatte daraufhin bezahlt. Auch die anderen wenigen begüterten Familien hatten gezahlt. Aber die Mehrheit der Patienten ihres Vaters war selbst so arm, daß sie nicht genug zu essen hatten.

      Rowena

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