Dr. Norden Staffel 3 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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Dr. Norden Staffel 3 – Arztroman - Patricia Vandenberg Dr. Norden

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verstimmt und setzte sich an den Tisch.

      »Oh, hat das kleine Mädchen Sehnsucht nach Mami und Papi?«, fragte Felix mit gespielt mitfühlender Stimme.

      Sofort erkannte seine Schwester den Spott dahinter und funkelte ihn ärgerlich an.

      »Ganz und gar nicht. Aber ich brauche dringend eine Unterschrift wegen der Klassenfahrt morgen. Und heute Abend bin ich mit einer Freundin auf einem Diavortrag. Deshalb werde ich Mum und Dad heute wieder nicht sehen.«

      »Ich kann dir doch die Erlaubnis unterschreiben, dass du am Ausflug teilnehmen darfst«, erklärte Felix gönnerhaft und streckte stolz die Brust heraus.

      »Zum Glück bist du nicht mein Erziehungsberechtigter. Da wäre ich schon längst getürmt.« Anneka nahm Messer und Gabel zur Hand und machte sich hungrig über das Omelette her.

      »Wo willst du denn hin, wenn es dunkel wird?«, lachte Felix und wich geschickt dem Knuff aus, den seine Schwester ihm versetzen wollte. Beide wussten, dass diese Sticheleien nicht ernst gemeint waren, und spielten dieses Spiel mit Freude.

      »Dahin, wo du nicht bist«, lächelte sie grimmig. »Schade, dass du keine Freundin mehr hast. Als du noch mit Saskia zusammen warst, war es hier so schön ruhig. Andererseits kann ich sie ja verstehen, dass sie es nicht länger mit dir ausgehalten hat.«

      Zu ihrem großen Erstaunen verschwand das freche Grinsen von Felix’ Gesicht, und bedauernd schüttelte er den Kopf.

      »Schade, schade. Dabei wollte ich dir gerade anbieten, dich in die Praxis zu fahren, damit du dir Dads Unterschrift abholen kannst.«

      Im ersten Moment hatte Anneka einen weiteren, frechen Kommentar auf den Lippen. Als sie jedoch an die unangenehme Kälte dachte, die draußen herrschte, überlegte sie es sich anders.

      »Das würdest du für mich tun? Freiwillig?«, fragte sie und schickte ihrem Bruder einen misstrauischen Blick.

      »Na ja, einen kleinen Gefallen könntest du mir im Gegenzug schon dafür tun.« Felix legte den Kopf schief und lächelte bestechend.

      Nur mit Mühe konnte Anneka ein Seufzen unterdrücken.

      »Kommt drauf an«, erwiderte sie zögernd. »Um was geht es?«

      »Na ja, du hast doch diese neue Mitschülerin …Elena heißt sie …«, begann Felix grinsend, als Anneka ihn lachend unterbrach.

      »Schon verstanden. Ich soll ihr möglichst unauffällig erzählen, was für einen süßen, schnuckeligen, unwiderstehlichen Bruder ich habe.«

      Zu ihrem großen Erstaunen schüttelte Felix den Kopf.

      »Nein, beim Thema Selbstvermarktung bin ich ganz weit vorn. Ich brauche nur ihre Telefonnummer. Dann lade ich sie ganz einfach zu einem Hallenfußballspiel ein. Wenn sie mich erst in Aktion sieht, gibt es keine Fragen mehr«, erklärte er augenzwinkernd zum Zeichen, dass diese Bemerkung nicht ganz ernst gemeint und sein Selbstbewusstsein nicht so unerschütterlich war, wie er es gern hätte.

      Verwundert legte Anneka den Kopf schief.

      »Hallenfußball? Ich dachte, das spielst du nie wieder, weil du dich doch neulich verletzt hast.«

      »Ach, du meinst die Muskelschmerzen?«, winkte Felix unbeirrt ab. »Dank Mums wunderbarer Behandlung haben sie sich in Luft aufgelöst. Liebe ist halt doch immer noch die beste Medizin«, fügte er mit so treuherzigem Augenaufschlag hinzu, dass sich Anneka geschlagen gab.

      »Also schön. Dann werde ich mal sehen, was ich für dich tun kann«, gab sie sich schließlich diesem Ausbund an männlichem Charme geschlagen und stand auf, um gemeinsam mit Felix den Tisch abzuräumen.

      Gut erzogen, wie sie waren, halfen die Geschwister Lenni noch beim Aufräumen und heimsten ein zufriedenes Lob ein, ehe sie eine Viertelstunde später in Felix’ Wagen in die Praxis aufbrachen.

      *

      »Anneka, das ist ja eine Überraschung!« Wendy strahlte, als die ältere Tochter des Arztehepaares vor dem Tresen der Praxis Dr. Norden auftauchte. Sie kannte die Kinder ihres Chefs von Kindesbeinen an und hatte lebhaft Anteil an ihrer Entwicklung genommen. »Wie geht es dir?«, erkundigte sie sich und lauschte interessiert dem Bericht der jungen Frau.

      »Und jetzt bin ich hier, um mir eine Unterschrift von Dad abzuholen«, schloss Anneka ihren kurzen Lagebericht.

      Wendy lächelte.

      »Das ist schon so eine Sache, wenn Eltern selbstständig werden, was?«, stellte sie scherzhaft fest. »Dein Vater ist gerade in einer Behandlung. Am besten, du setzt dich noch einen Moment ins Wartezimmer. Ich denke, es dauert nicht mehr lange.«

      »Kein Problem«, winkte Anneka ab. »Felix ist sowieso noch unterwegs. Er wollte schnell was einkaufen und ist in ungefähr einer halben Stunde zurück.«

      »Das trifft sich ja gut.« Zufrieden kehrte die langjährige Assistentin der Praxis Dr. Norden an ihre Arbeit zurück, und Anneka ging hinüber ins Wartezimmer. Nur ein junger Mann saß dort. Er war in eine Zeitschrift vertieft. Als Anneka ihn grüßte, hob er den Kopf. Sekundenlang starrten sie sich wortlos an.

      Es war die Arzttochter, die ihre Sprache zuerst wiederfand.

      »Leon? Bist du das?«

      »Anneka?« Leons Stimme vibrierte vor freudiger Aufregung. Mit ein paar Schritten war Anneka bei ihm und setzte sich auf den freien Stuhl zu seiner Rechten. »Das gibt’s doch gar nicht.«

      »Mensch, das ist wirklich ein Zufall. Wie lang ist das denn her, dass wir uns zuletzt gesehen haben?«, fragte Anneka und lachte vor Freude.

      Leon dachte nach, ohne die ehemalige Freundin aus den Augen zu lassen.

      »Das war in diesem Kindertennistraining. Damals waren wir vier oder fünf Jahre alt.«

      »Eigentlich müsste ich ja jetzt sagen, dass du dich kaum verändert hast«, kicherte Anneka und wunderte sich über sich selbst. Warum nur war der Blick in Leons tiefgründige Augen so aufregend? »Aber das stimmt nicht. Du siehst richtig erwachsen aus. Trotzdem hab ich dich sofort erkannt.«

      »Und du bist wunderschön geworden«, entfuhr es Leon, und Anneka schoss die Röte in die Wangen. »Dir scheint es richtig gut zu gehen«, erklärte er schnell, um sie aus ihrer Verlegenheit zu erlösen.

      »Das stimmt. Und wie läuft es bei dir? Du bist doch hoffentlich nicht krank?« Sie hatte kaum ausgesprochen, als sie sich schon über ihre Worte ärgerte. Natürlich musste er krank sein. Was hatte er sonst beim Arzt zu suchen?

      »Wie man es nimmt«, seufzte Leon nachdenklich. »Ich hab ja damals einfach mit Tennis weitergemacht. Im Grunde genommen ist es immer dasselbe. Nicht besonders spannend«, gab er sich bescheiden.

      »Das glaub ich dir nicht«, widersprach Anneka sofort, und Leon lächelte über ihre Leidenschaft.

      »Na ja, ich hab einen neuen Verein gefunden, für den ich bald auf einem wichtigen Turnier antreten darf.« Obwohl er sich bemühte, nicht anzugeben, schwang Stolz in seiner Stimme mit.

      »Das ist ja toll! Davon hast du schon als kleiner Junge geträumt. Ich erinnere mich gut daran.« Tatsächlich hatte Anneka plötzlich

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